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VW - Audi-Chef Stadler steht nicht vor Ablösung

Veröffentlicht am 02.06.2017, 18:20
© Reuters. Audi CEO, Rupert Stadler arrives for the company's annual news conference in Ingolstadt
VOWG
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- von Jan Schwartz

Hamburg (Reuters) - Audi-Chef Rupert Stadler steht wegen der Vorwürfe von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt zunehmend unter Druck.

Volkswagen (DE:VOWG) dementierte am Freitag zwar einen Bericht des "Spiegel", wonach der 54-Jährige vor der Abberufung stehen soll. "Mit keiner Silbe hat irgendwer gesagt, dass sie Herrn Stadler ablösen wollen", sagte ein Konzernsprecher. Der Aufsichtsrat werde sich jedoch mit dem Thema befassen. "Dass man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen kann, ist doch klar." Die Stellungnahme sei zwischen Konzernchef Matthias Müller und Betriebsratschef Bernd Osterloh abgesprochen, sagte der Sprecher.

Der "Spiegel" hatte zuvor berichtet, Müller und VW-Aufsichtsräte seien wegen der neuen Erkenntnisse im Dieselskandal sauer auf den Audi-Chef. "Wir werden über diesen Vorgang mit Herrn Stadler im Aufsichtsrat zu reden haben", zitierte das Magazin einen nicht genannten Vertreter der Arbeitnehmerseite. Stadler müsse nun mit einer raschen Ablösung rechnen.

Das Bundesverkehrsministerium hatte der Volkswagen-Tochter am Donnerstag vorgeworfen, in etwa 24.000 Oberklassewagen der Typen A7 und A8 eine illegale Software eingesetzt zu haben. Demnach ist der Ausstoß der gesundheitsschädlichen Stickoxide im realen Betrieb zweimal höher als auf dem Prüfstand.

Die Aussagen waren Anlass für die Münchener Staatsanwaltschaft, ihre Ermittlungen bei Audi wegen des mutmaßlichen Abgas-Betrugs auszuweiten. Einbezogen würden nun auch Fahrzeugverkäufe in Deutschland und Europa, nicht mehr nur wie bisher in den USA, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft der Nachrichtenagentur Reuters. Die Behörde geht bei ihren Ermittlungen dem Verdacht des Betrugs und der strafbaren Werbung nach. Konkrete Beschuldigte gibt es weiter nicht. Auch hat die Staatsanwaltschaft nach eigener Darstellung vom Kraftfahrt-Bundesamt noch keine aktuellen Informationen zu einem möglichen Abgasbetrug.

Stadler kritisierte Dobrindt wegen dessen Aussagen. "Wir sind alle zwei Wochen beim Kraftfahrtbundesamt und erstatten Bericht", sagte der Audi-Chef der "Automobilwoche". "Dass Herr Dobrindt allein vorprescht, hat mich persönlich sehr enttäuscht." Stadler steht wegen der Ermittlungen bei Audi schon länger unter Druck, konnte sich bisher aber im Amt halten. Ihm wurde intern wiederholt vorgehalten, bei der Aufklärung des Dieselskandals keine glückliche Figur abgegeben zu haben. Stadler erhielt jedoch bislang immer Rückendeckung des Kontrollgremiums und von VW. Der Audi-Aufsichtsrat hatte seinen Vorstandsvertrag erst vor gut zwei Wochen um fünf Jahre bis 2022 verlängert.

Stadler machte deutlich, Audi selbst habe die Auffälligkeiten bei Abgaswerten der beiden Modellreihen festgestellt und dies den Behörden gemeldet. Dass die Behörden illegale Software "entdeckt" hätten, sei das falsche Wort. "Wir selbst drehen jedes Steinchen um." Dies und das weitere Vorgehen habe man eigentlich gemeinsam mit dem Bundesverkehrsministerium kommunizieren wollen.

DIE BRISANZ LIEGT IM DETAIL

© Reuters. Audi CEO, Rupert Stadler arrives for the company's annual news conference in Ingolstadt

Volkswagen wird seit September 2015 vom Abgasskandal erschüttert, der den Wolfsburger Konzern bereits etliche Milliarden Euro gekostet hat. Erstmals steht nun auch der A8 im Visier und damit das Flaggschiff der Ingolstädter VW-Tochter. Audi zufolge wurde bei eigenen Untersuchungen von Wagen vom Typ A7 und A8 der Modelljahre 2010 bis 2013 mit V6- und V8-Motoren nach Abgasnorm Euro-5 überhöhte Stickoxidwerte festgestellt. Diese hätten in bestimmten Situationen zwischen 20 und 100 Prozent über dem Grenzwert gelegen. Von den betroffenen Fahrzeugen sind etwa 14.000 in Deutschland zugelassen. Der Oberklassehersteller kündigte einen Rückruf an, bei dem eine neue Getriebesoftware aufgespielt werden soll.

Bei ihren Ermittlungen hatte die Staatsanwaltschaft im März bereits die Vorstandsetage von Audi, die VW-Zentrale in Wolfsburg und die vom Konzern mit der Aufklärung beauftragte Kanzlei Jones Day durchsucht. Gegenstand der Untersuchungen war bis dahin der Verkauf von rund 80.000 Autos, die mit von Audi entwickelten großen Drei-Liter-Dieselmotoren ausgerüstet sind und auf dem US-Markt in den Jahren 2009 bis 2015 veräußert wurden. Der Verdacht lautet, dass "technische Vorrichtungen zur Manipulation von Abgaswerten" in diese Fahrzeuge eingebaut sind. Die Ingolstädter VW-Tochter hatte in den USA den Einsatz von Schummel-Software in großen Dieselmotoren eingeräumt.

Der Fall ist für Volkswagen brisant. Denn mit der Ausweitung der Ermittlungen bei Audi rückt die Frage stärker in den Mittelpunkt, ob die VW-Tochter eine illegale Abschalteinrichtung in Europa verwendet hat. Während VW in den USA die Verwendung einer solchen Software zugegeben hat, vertritt der Konzern hierzulande eine andere Position. Nach europäischem Recht ist die in VW-Motoren vom Typ EA 189 enthaltene Software nach Meinung der Wolfsburger keine unzulässige Abschalteinrichtung.

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