Bei seinen Bemühungen zur Bewältigung des Abgasskandals setzt Volkswagen (DE:VOWG) in den USA darauf, bei einem erheblichen Teil der betroffenen Dieselfahrzeuge das Problem durch technische Nachbesserungen lösen zu können. Bei den rund 85.000 Wagen mit Drei-Liter-Hubraum halte der Konzern eine wenig komplizierte Nachbesserung für möglich, um den Schadstoffausstoß und seine Messung an die Normen anzupassen, sagte ein Volkswagen-Anwalt am Donnerstag vor einem Bundesgericht in San Francisco.
Eine solche Lösung würde dem Konzern helfen, die Milliardenkosten zur Bereinigung des Skandals zumindest ein Stück weit zu begrenzen. Am Dienstag hatten Volkswagen und die US-Bundesbehörden ihren gemeinsamen Vorschlag für eine außergerichtliche Lösung bekanntgegeben. Demnach sollen die Wolfsburger 14,7 Milliarden Dollar (rund 13,3 Milliarden Euro) zahlen, wovon allein zehn Milliarden Dollar für die Entschädigung betroffener Autobesitzer bestimmt sind.
Die Rückstellungen in Höhe von 16 Millionen Euro, die der Konzern zur Bereinigung des Skandals gebildet hat, würden durch diesen Vergleich bereits großteils aufgebraucht. Allerdings bezieht sich die Vereinbarung, die noch von einem Bundesrichter in San Francisco genehmigt werden muss, lediglich auf die etwa 480.000 Wagen mit Zwei-Liter-Motoren. Für die betroffenen Drei-Liter-Modelle soll eine getrennte Vereinbarung ausgehandelt werden.
Der Volkswagen-Anwalt Robert Giuffra sagte laut dem offiziellen Transkript bei der Anhörung am Donnerstag, bei diesen Modellen der Marken VW, Audi und Porsche (DE:PSHG_p) seien technische Anpassungen zur Erfüllung der Normen nach Einschätzung des Konzerns "nicht kompliziert". Der Stickoxid-Ausstoß überschreite die Vorgaben viel weniger deutlich als bei den Zwei-Liter-Fahrzeugen. Auch sei davon auszugehen, dass durch die Nachbesserung der Drei-Liter-Modelle die Leistungsfähigkeit der Wagen nicht gemindert werde.
Während Volkswagen also bei den Drei-Liter-Fahrzeugen darauf setzt, das Problem zumindest weitgehend per Rückrufaktion lösen zu können, sieht die Vereinbarung für die Zwei-Liter-Wagen Rückkäufe und hohe Entschädigungssummen für die Autobesitzer vor.
Zwar haben auch die Besitzer dieser Wagen die Option der technischen Nachbesserung. Doch müssen die Verfahren zur Reduktion der Emissionen bei den verschiedenen Modellen noch von den Umweltbehörden genehmigt werden. Auch ist es offensichtlich schwieriger als bei den Drei-Liter-Modellen, eine technische Lösung zu finden, die die Leistungsfähigkeit des Wagens nicht reduziert.
Unabhängig davon, ob sie sich für den Rückverkauf des Wagens an den Konzern oder die Nachbesserung entscheiden, sollen die Besitzer der Zwei-Liter-Wagen je nach Modell eine Entschädigung zwischen 5100 und 10.000 Dollar gezahlt bekommen.
Mit den angestrebten außergerichtlichen Vereinbarungen wird Volkswagen den Skandal in den USA aber nicht abschütteln können. Es laufen auch strafrechtliche Ermittlungen gegen den Konzern, der im September erstmals eingeräumt hatte, bei Umwelttests von Dieselfahrzeugen die Abgaswerte beschönigt zu haben.
Die Software in den Wagen bewirkt, dass bei den Tests ein niedrigerer Schadstoffausstoß gemessen wird, als er im Normalbetrieb entsteht. Sie ist weltweit in elf Millionen Fahrzeugen eingebaut.