Hamburg (Reuters) - Volkswagen (DE:VOWG) und die IG Metall haben sich für die rund 120.000 VW-Beschäftigten in Westdeutschland auf einen kräftigen Lohnaufschlag und flexible Arbeitszeiten geeinigt.
Die Löhne steigen ab Mai um 4,3 Prozent, wie der Wolfsburger Autobauer am Mittwoch mitteilte. Für die Monate Februar bis April fließen einmalig 100 Euro. Ähnlich dem Abschluss in der übrigen Metall- und Elektroindustrie wurde außerdem ein tarifliches Zusatzgeld von 27,5 Prozent eines Monatsentgelts vereinbart, das ab 2019 jedes Jahr gezahlt wird. Besonders belastete Beschäftigtengruppen können diese Zahlung in sechs freie Tage umwandeln.
Außerdem wurde die betrieblichen Altersversorgung verbessert: Ab Juli 2019 zahlt VW monatlich einen Rentenbaustein von 90 Euro statt bisher 27 Euro. Ab Anfang 2020 sind es 98 Euro monatlich. Volkswagen garantiert zudem für drei Jahre erneut 1400 neue Ausbildungslätze jährlich.
Personalvorstand Karlheinz Blessing sagte, der Abschluss liege auf Höhe des Tarifergebnisses in der Metallindustrie. "Das war für uns ein wesentliches Ziel, um die Wettbewerbsfähigkeit von Volkswagen zu sichern." Zugleich erhöhe sich durch die vereinbarte Wahlmöglichkeit zwischen Entgelt und Freizeit die Attraktivität von Volkswagen als Arbeitgeber. Im Gegenzug erhalten die Wolfsburger die Möglichkeit, für einen größeren Anteil der Belegschaft als bisher die Arbeitszeit vorübergehend auf 40 von 35 Wochenstunden zu verlängern. Davon soll beispielsweise die technische Entwicklungsabteilung profitieren, bei der wegen des Schwenks zur Elektromobilität derzeit viel Arbeit anfällt. Der Regelung müssen der Betriebsrat und die betroffenen Beschäftigten jeweils zustimmen.
"VW STEHT TROTZ DIESEL-KRISE BLENDEND DA"
"Der Abschluss passt in die Zeit", sagte Gesamtbetriebsratschef Bernd Osterloh. "Das operative Geschäft von Volkswagen lief trotz Diesel-Krise in 2017 blendend. Der Absatz ist auf Rekordniveau und auch die Gewinne wachsen spürbar." Das Lohnplus auf dem Niveau des Flächentarifs sei daher angebracht. Der neue Tarifvertrag läuft bis April 2020. "Volkswagen bleibt damit auch in Zukunft zeitlich dicht am Flächentarif, so dass wir unseren Haustarifvertrag auch 2020 in einem vergleichbaren wirtschaftlichen Umfeld verhandeln können wie unsere Wettbewerber", sagte VW-Verhandlungsführer Martin Rosik.
Für die 3,9 Millionen Beschäftigten der Metallindustrie hatten sich die Tarifparteien nach wochenlangen Warnstreiks auf flexible Arbeitszeiten und eine Lohnerhöhung um 4,3 Prozent ab April sowie mehrere Pauschalen bei einer Laufzeit von 27 Monaten geeinigt.
Die IG Metall war bei Volkswagen mit einer Forderung nach sechsprozentigen Lohnerhöhungen in die Verhandlungen gegangen. VW hatte zuletzt angeboten, die Löhne ab Mai 2018 um 3,5 Prozent und ein Jahr später nochmal um 2,0 Prozent anzuheben, bei einer Gesamtlaufzeit eines neuen Tarifvertrages von 30 Monaten. Der Haustarifvertrag gilt für die sechs westdeutschen Werke und die Tochter Volkswagen Financial Services.