Im Streit um die Bonuszahlungen für die Vorstandsmitglieder bei Volkswagen (DE:VOWG) bahnt sich eine Lösung an. Innerhalb des Unternehmens bestehe Einvernehmen, die Boni zu senken, sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) am Mittwoch laut Redemanuskript im Landtag in Hannover. Auch der neue Aussichtsratsvorsitzende des Konzerns, Hans Dieter Pötsch, werde auf Geld verzichten.
In seiner Rede zitierte Weil eine "Verlautbarung aus Wolfsburg" vom Dienstagabend. Darin heißt es demnach: "Aufsichtsrat und Vorstand sind sich einig, dass angesichts der aktuellen Lage des Unternehmens ein Zeichen auch beim Thema Vorstandsvergütung gesetzt werden muss. Derzeit werden verschiedene Modelle diskutiert und abgestimmt, die für alle Beteiligten eine angemessene und faire Lösung darstellen. In der Konsequenz würde dies zu einer deutlichen Absenkung der variablen Vergütung führen".
Auch Pötsch ist demnach bereit, auf einen Teil seines Geldes zu verzichten. Pötsch gab im Oktober 2015 seinen Vorstandsposten als Finanzchef des Wolfsburger Konzerns auf und wechselte an die Spitze des Aufsichtsrates. Medienberichten zufolge ließ er sich eine Entschädigung von knapp zehn Millionen Euro dafür zahlen, weil sein bis 2017 laufender Vorstandsvertrag ihm höhere Einnahmen garantiert hätte.
Wie hoch die "deutliche Absenkung" der Boni schlussendlich ausfalle, sei eine Abwägungsentscheidung, die innerhalb der zuständigen Gremien getroffen werde, sagte Weil weiter. Am 22. April soll der VW-Aufsichtsrat die Höhe der Bonuszahlungen beschließen; am 28. April will VW in der Bilanzpressekonferenz die Öffentlichkeit über das Geschäftsjahr 2015 informieren. Spätestens dann wird auch die Höhe der Boni für den Vorstand bekannt.
Das Land Niedersachsen ist Anteilseigner an VW. Ministerpräsident Weil gehört dem VW-Aufsichtsratspräsidium an.
VW hatte im September zugegeben, weltweit in rund elf Millionen Fahrzeuge unterschiedlicher Marken des Konzerns eine illegale Software eingebaut zu haben, die den Schadstoffausstoß im Testbetrieb als zu niedrig ausweist. Weltweit drohen dem Konzern hohe Straf- und Entschädigungszahlungen.
Aufgrund der Manipulationskrise waren die VW-Vorstände von unterschiedlichen Seiten aufgefordert worden, auf ihre Boni zu verzichten oder sie deutlich zu kürzen, da sie angesichts der Krise weder der Öffentlichkeit noch den Geschäftspartnern vermittelbar seien. Rechtlich gesehen haben die Manager Anspruch auf ihre Zusatzzahlungen - selbst dann, wenn VW das Geschäftsjahr 2015 mit Verlust abschließen sollte. Denn die Jahre 2012 bis 2014, nach deren Entwicklung sich die Bonuszahlungen richten, liefen gut für den Konzern.