Am 23.01.2020 lag die Steinhoff (DE:SNHG) (WKN: A14XB9)-Aktie noch bei 5,29 Cent. Heute (05.02.2020) steht sie bei 9,64 Cent und ist somit innerhalb weniger Tage um über 82 % gestiegen. Allerdings hat sie vorher (aufgrund von Bilanzmanipulationen) seit Dezember 2017 auch fast ihren gesamten Wert eingebüßt.
Infolge vieler Luftbuchungen ist Steinhoff heute hoch verschuldet, obwohl es im Grunde ein solides Geschäft betreibt. Insgesamt wurde die Bilanz so um etwa 6,5 Mrd. Euro erweitert, die real nicht existierten. Sie führten zu vielen Klagen gegen die Ex-Manager um Markus Jooste, die passenderweise jede Schuld von sich weisen, und gegen das Unternehmen selbst. Sie könnten weitere Belastungen für Steinhoff mit sich bringen.
Das neue Management um Louis Du Preez versucht den Schuldenberg abzutragen und Steinhoff in eine Art Investment-Holding umzubauen. Dazu wurden bereits die Möbelketten Poco und Blue Group, der Bettenhändler Mattress Firm, die Handelssparte der asiatisch-australischen Greenlit Brands sowie der Autohändler Unitrans Motors verkauft. Darüber hinaus wurden bei der französischen Conforama Personal abgebaut und Pepkor Holdings’ (WKN: A2JPBS) Simbabwe-Geschäft abgeschrieben.
Allerdings reichen diese Maßnahmen noch lange nicht aus, um den Schuldenberg in den Griff zu bekommen, weshalb das Management nach neuen Möglichkeiten Ausschau hält. Doch warum hat die Steinhoff-Aktie in den letzten Tagen so stark angezogen? Lass uns nachsehen.
Steinhoffs Pepco Group steht im Fokus Um die Werte der Pepco Group zu heben, sieht der Steinhoff-Vorstand derzeit zwei Möglichkeiten. Erstens einen möglichen Börsengang oder zweitens einen Verkauf.
Die Pepco-Gruppe ist ein schnell wachsender paneuropäischer Discount-Einzelhändler für allgemeine Waren, Bekleidung und Konsumgüter. Die Gruppe ist in 14 Ländern mit über 2.800 Geschäften vertreten und bedient monatlich etwa 47 Mio. Kunden. Pepco besitzt den britischen Einzelhändler Poundland und ist eine Steinhoff-Tochter.
Medienberichten zufolge soll Steinhoff nun ein Übernahmeangebot durch die Private-Equity-Firmen Advent International, Hellman & Friedman und Mid Europa Partners in Höhe von 4,5 Mrd. Euro erhalten haben. Diese Summe würde Steinhoffs Schulden deutlich sinken lassen.
Die Aussage des Pepco-CEOs Andy Bond, der den Verkauf für „fast unvermeidlich“ hält, nährt derzeit Hoffnungen auf einen tatsächlichen Verkauf und somit auf eine Bilanzaufwertung bei Steinhoff. Konkret sagte er: „Die Umstrukturierungsvereinbarung, die Steinhoff mit seinen Gläubigern getroffen hat, bedeutet, dass es fast unvermeidlich ist, dass wir verkauft werden.“ Bond möchte auch bei einer Übernahme weiter dabeibleiben, weil Pepcos Geschäfte gut laufen und sie weiteres Potenzial besitzen.
So stieg der Umsatz im ersten Geschäftsquartal um 13,3 %. Flächenbereinigt wuchs er um 3,9 %. Das Unternehmen expandiert über weitere Filialöffnungen besonders in Mittel- und Osteuropa und Spanien und hat zuletzt seine Kosten weiter reduziert. Über die nächsten zehn Jahre plant Pepco-CEO Andy Bond weitere erstaunliche 3.000 Filialeröffnungen.
Die zweite Option wäre ein Börsengang. Er war bisher innerhalb der ersten sechs Monate des aktuellen Jahres geplant. Dabei sollten die Aktien in London und Warschau gelistet werden. Dieser könnte nun allerdings aufgrund des guten Angebots der Private-Equity-Firmen abgesagt werden.
Foolishes Fazit Noch ist es zu früh, um sich zu freuen, denn Steinhoff wägt derzeit immer noch alle Optionen gegeneinander ab. Dennoch sind die Aussagen des Pepco-CEOs schon so eindeutig, dass sich Steinhoff tatsächlich für einen Verkauf und 4,5 Mrd. Euro entscheiden könnte. Dafür sprechen der gute Preis sowie die Aussicht auf schnell sinkende Schulden, die dem Konzern derzeit kaum eine andere Wahl lassen.
Christof Welzel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2020