(Im ersten Satz des letzten Absatzes heißt es richtig: Arbeitsstaatssekretär statt Wirtschaftsstaatssekretär)
BERLIN (dpa-AFX) - Der geplante Siemens (ETR:SIE)-Stellenabbau könnte Berlin nach Gewerkschaftsangaben bundesweit am stärksten treffen. Bis zu 1500 der 12 000 Arbeitsplätze seien gefährdet, wie die IG Metall am Dienstag mitteilte. Zuletzt war sie von 800 ausgegangen. Im Stadtteil Siemensstadt protestierten nach Veranstalterangaben 1500 Beschäftigte gegen die Kürzungspläne des Vorstands. Zudem war im Gasturbinenwerk in Moabit eine Betriebsversammlung geplant.
Auf Transparenten der Beschäftigten hieß es "Wir lassen uns nicht vertreiben", "Margenwahn stoppen" und "Seid schlau: Lasst und unseren Turbinenbau." Die Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, Birgit Steinborn, rief der Belegschaft in Siemensstadt zu: "Wir brauchen Innovation und Motivation statt Kosteneinsparungen und Personalabbau. Darum werden wir kämpfen wie die Bären." Siemens sei kein Sanierungsfall, sondern mache solide Gewinne.
Vorstandschef Joe Kaeser hält einen Stellenabbau jedoch für unvermeidlich, wie er der Deutschen Presse-Agentur sagte. Er reagiert damit auf Probleme im Stromerzeugungsgeschäft und Ertragsschwäche in einigen Einheiten. Wie viele Stellen an den einzelnen Standorten wegfallen sollen, hat die Zentrale noch nicht mitgeteilt. Wie in Berlin gingen am Dienstag Beschäftigte an zahlreichen deutschen Standorten auf die Straße.
In Berlin sollen laut IG Metall 800 Arbeitsplätze im Gasturbinenwerk wegfallen. Zudem stünden 600 Arbeitsplätze im Schaltwerk auf dem Prüfstand sowie kleinere Zahlen in anderen Bereichen. "Das geht auf 1500 oder mehr am Ende raus", summierte Olaf Bolduan, der Sprecher der Berliner Siemens-Betriebsräte und Aufsichtsratsmitglied der Siemens AG (XETRA:SIEGn).
Die Arbeitnehmerseite forderte eine "Phase des Nachdenkens" über eine Deutschland- und Berlin-Strategie für Siemens. Sie verwies auf den Rekordauftrag aus Ägypten. Siemens baut dort neue Gas- und Windkraftwerke im Wert von rund acht Milliarden Euro, wie vor wenigen Tagen bekanntgegeben wurde. "Das ist doch gewonnene Zeit", sagte Bolduan.
Der Berliner Arbeitsstaatssekretär Boris Velter sagte den Beschäftigten zu, auch der Senat werde um ihre Arbeitsplätze kämpfen. "Es geht hier nicht um ein paar Industrie-Arbeitsplätze, nicht nur um Siemens - es geht um Berlin." In Berlin wurde Siemens gegründet, es ist der größte Produktionsstandort des Konzerns.