Es wird wohl höchstwahrscheinlich immer wieder Aktien geben, deren Kurs sich innerhalb kurzer Zeit sehr gut entwickelt. Doch das ist allerdings an der Börse eher die Ausnahme als die Regel. Und ich denke, viele Anleger, die auf Aktien gesetzt haben, um schnelle Gewinne zu erzielen, wurden oftmals eines Besseren belehrt und mussten eher Verluste realisieren.
Ich glaube daher, wer an den Aktienmärkten wirklich Erfolg haben will, der sollte einen langfristigen Anlagehorizont mitbringen. Denn über lange Zeiträume haben Dividendenpapiere bis jetzt immer recht außergewöhnlich gute Ergebnisse geliefert. Aber es könnte generell eine gute Idee sein, mit seinen Aktien eine langfristige Strategie zu verfolgen. Unter anderem, weil man so seine Verluste drastisch reduzieren könnte.
Verlust ist nicht gleich Verlust Die größte Angst eines jeden Investors ist sicherlich, Geld zu verlieren. Deshalb an dieser Stelle noch einmal der Tipp, nur Kapital in Aktien zu stecken, welches für nichts anderes verwendet werden soll und so auch langfristig zur Verfügung steht.
Wer mit einem langen Anlagehorizont an der Börse agiert, der wird ihn früher oder später selbst kennenlernen. Und zwar den Unterschied, mit welchem Geld die Verluste entstehen. Was meine ich damit? Schauen wir uns dazu einmal etwas an.
Betrachten wir uns einfach einmal Anleger A, der gerade das erste Mal in Aktien investiert hat. Dummerweise kurz vor einem unerwarteten Crash hat er für insgesamt 10.000 Euro Dividendenpapiere erworben. Durch die Korrektur sind nach zwei Wochen von der investierten Summe aber nur noch knapp 6.000 Euro übrig. Seine Stimmung wird also gerade nicht überragend sein. Denn er hat ja zumindest auf dem Papier 4.000 Euro real investiertes Geld verloren.
Kommen wir nun zu Anleger B. Dieser hatte schon vor zehn Jahren ebenfalls 10.000 Euro in Aktien angelegt. Auch bei ihm lief es anfangs nicht optimal. Doch er ist investiert geblieben. Und kurz vor dem Crash, dem auch Anleger A zum Opfer gefallen ist, weist sein Depot einen Wert von mittlerweile 30.000 Euro auf. Im Zuge der Korrektur sinkt sein Depotwert in den nächsten zwei Wochen aber allerdings auch um 40 %.
Am selben Tag, an dem Anleger A verärgert auf seine verbliebenen 6.000 Euro blickt, ist der Wert des Depots von Anleger B auch auf gerade noch 18.000 Euro abgeschmolzen. Rein rechnerisch hat Anleger B also dreimal so viel Geld verloren wie Anleger A. Doch ich könnte wetten, dass sich sein Ärger in Grenzen hält. Denn er besitzt immer noch seine anfangs investierten 10.000 Euro und befindet sich auch insgesamt noch in der Gewinnzone.
Und genau dies ist der Unterschied. Verliert man nämlich einen Teil seines real investierten Geldes, schmerzt dies in der Regel mehr, als wenn man nur seine Buchgewinne dahinschmelzen sieht.
Der Punkt, an dem man kaum noch verlieren kann Dass es also wichtig ist, an der Börse lange durchzuhalten, wissen wir jetzt. Aber in diesem Zusammenhang gibt es noch einen Aspekt, den man bedenken könnte. Über längere Zeiträume entwickeln sich Aktienkursanstiege exponentiell. Und dies bedeutet, dass dadurch die Aktien natürlich sehr große Wertzuwächse verzeichnen können.
Hier kommt nun ein wichtiger Punkt ins Spiel. Irgendwann hat sich eine Aktie nämlich so weit von ihrem einstigen Kaufkurs entfernt, dass man auch im schlimmsten Crash eigentlich keinen realen Verlust mehr mit ihr erleiden sollte. Denn auch in den großen Korrekturen wie der Finanzkrise 2008/2009 oder der Panik aufgrund von Corona im März 2020, sind die Kurse ja nicht etwa auf null gefallen. Allerdings muss man hier Kursverluste von 50 oder gar 60 % immer mit einkalkulieren.
Aber hat man nun Aktien im Depot, die schon 200 % oder mehr gestiegen sind, sieht hier die Rechnung immer noch recht gut aus. Denn eines ist ja ganz klar. Fällt der Markt um 50 % und mit ihm die Aktien im Depot, so verzeichnet man mit einem Titel, der vorher schon mit 200 % im Plus war, zwar auch einen heftigen Kursrückgang. Jedoch weist dieser Wert dann immer noch einen Kursgewinn von insgesamt 50 % auf.
Dies bedeutet, je höher die Kurse seiner Aktien klettern, umso geringer wird die Chance, dass man noch tatsächlich einen Teil seines real investierten Kapitals verliert. Und genau dies sollte ja das Ziel sein. Nämlich seine Verluste auf ein Minimum zu begrenzen.
Motley Fool Deutschland 2021