Berlin (Reuters) - Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier rechnet ab 2021 mit dem Start einer Batteriezellproduktion in Deutschland.
"Die Produktion soll so schnell wie möglich erfolgen", kündigte er am Dienstag in Berlin an. Der CDU-Politiker geht davon aus, dass sich um den Jahreswechsel 2018/19 erste Konsortien für die Batteriezellfertigung bilden, die sein Haus mit insgesamt rund einer Milliarde Euro unterstützen will. Dazu folgende Fragen und Antworten:
WARUM EINE BATTERIEZELLENFERTIGUNG IN DEUTSCHLAND?
Die Bundesregierung befürchtet, dass die heimische Autoindustrie mit ihren etwa 820.000 Beschäftigten Zehntausende Jobs verliert, wenn der Antrieb künftig nicht mehr selbst produziert wird wie bei Verbrennungs- und Dieselmotoren, sondern in Asien zugekauft wird. "Die Elektromobilität wird die Zukunft der Mobilität erheblich bestimmen", sagte Wirtschaftsminister Peter Altmaier. "Ein großer Teil der Wertschöpfung liegt dabei in der Batterie." Deutschland und Europa bräuchten daher eigene Kapazitäten für die Produktion von Batteriezellen. "Damit wollen wir Arbeitsplätze und Know-How langfristig sichern und eine Abhängigkeit unserer Hersteller von außereuropäischen Märkten verhindern." Erwartet wird, dass sich der weltweite Bedarf an mobilen und stationären Stromspeichern bis 2030 verzehnfachen wird.
WILL DIE BUNDESREGIERUNG MIT FINANZSPRITZEN HELFEN?
Ja, die Rede ist von einer Anschubfinanzierung bis 2021 in Höhe von einer Milliarde Euro aus dem Etat des Bundeswirtschaftsministeriums. Es soll nur in deutsche Standorte fließen.
IST DAS MIT EUROPÄISCHEN BEIHILFEREGELN VEREINBAR?
Die Kooperation mit anderen europäischen Ländern ist eine Voraussetzung dafür, dass die EU-Kommission die Förderung genehmigt - im Rahmen ihres Programms "Important Projects of Common European Interest". Außerdem muss gesichert sein, dass es sich um innovative, neue Entwicklungen handelt und nicht bloß bestehende Batteriekonzepte einfach kopiert werden, um staatliche Gelder abzuschöpfen.
MACHEN ANDERE LÄNDER MIT?
Frankreich, Österreich und Polen werden als potenzielle Kooperationspartner von Altmaier genannt. Vorbild könnte der Flugzeugbauer Airbus (PA:AIR) sein, der ebenfalls in mehreren EU-Ländern fertigt und neben dem amerikanischen Boeing-Konzern der erfolgreichste Anbieter weltweit ist. "Wir brauchen ein Airbus für Batterien", sagt auch EU-Kommissionsvizepräsident Maros Sevcovic.
WIE GROSS IST DAS INTERESSE DER INDUSTRIE?
Glaubt man Branchenkennern, dann ist es nach anfänglichem Zögern stark gestiegen. Drei Konsortien können sich demnach bilden. Nach Reuters-Informationen erwägt Volkswagen (DE:VOWG), in ein Konsortium einzusteigen. Eine Entscheidung könnte noch im Laufe der Woche erfolgen. Auch der Batteriehersteller Varta, der Chemieriese BASF (DE:BASFN) und die deutschen Tochter des US-Autobauers Ford werden immer wieder als Interessenten für die Allianz (DE:ALVG) genannt. In der Industrie geht inzwischen die Sorge um, abhängig von asiatischern Batterieherstellern zu werden, die die Preise diktieren könnten. Das beflügelt das Interesse.
WO SOLLEN DIE STANDORTE LIEGEN?
Wahrscheinlich ist, dass die Produktion zunächst nahe einem etablierten Standort eines Autoherstellers oder von Zulieferern liegt. Sollte die Produktion groß genug sein, sind auch Neuansiedlungen denkbar. Die Bundesregierung kann sich dies in strukturschwachen Regionen wie der Lausitz vorstellen. Im ersten Quartal 2019 soll es Klarheit über Konsortien, Standorte und Förderbedingungen erwartet. Anfänglich könnten etwa 1000 bis 2000 Jobs pro Produktionsstandort entstehen.
WIE VIEL SOLL PRODUZIERT WERDEN?
"Ich glaube, dass wir uns zum Ziel setzen sollen, bis 2030 ein Drittel des weltweiten Bedarfs an Batterien mit eigenem Wissen aus deutscher und europäischer Produktion zu decken", sagt Altmaier. Ziel müsse sein, bis 2030 mehrere Zehntausend Jobs zu schaffen, die auch langfristig sicher sind. "Wir werden niemals die billigsten Batterien produzieren, aber wir können die besten Batterien produzieren", gibt sich der Minister optimistisch.