Heute ist mein erster Tag in den USA. Am Samstag besuche ich, wie bereits hier angekündigt, die Berkshire-Hauptversammlung mit Warren Buffett und Charlie Munger. Gestern habe ich Ihnen hier viel über die Person Warren Buffett und dessen Erfolge an der Börse berichtet (mit seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway (NYSE:BRKa) schaffte Buffett eine Wertsteigerung von fast 20% pro Jahr!). Heute möchte ich Ihnen über die Strategie berichten, die die Grundlage für Buffetts Erfolg war und ist. Großen Anteil daran, dass Buffett als Anleger so erfolgreich ist, hat die sogenannte Value-Strategie , die ich Ihnen heute ausführlich vorstellen möchte. Doch bevor ich Ihnen diese Strategie vorstelle, möchte ich Ihnen kurz über die Geschichte der Value-Strategie berichten.
Value-Strategie: Wie alles anfing
Kommen wir jetzt zur Geschichte der Value-Strategie: Die Geschichte dieser Strategie beginnt in den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Die Amerikaner Benjamin Graham und David L. Dodd lehrten zu dieser Zeit an der Columbia University und gelten als die „Erfinder“ dieser Strategie. Benjamin Grahams Buch „The Intelligent Investor“ ist der Klassiker zum Thema Value-Investing. Graham gilt als der Architekt und zugleich wichtigster Vertreter dieser Anlagephilosophie. „The Intelligent Investor“ erschien erstmals im Jahr 1949 und ist auch in deutscher Sprache unter dem Titel „Intelligent Investieren“ erhältlich.
Ein weiterer von Graham – in Zusammenarbeit mit David L. Dodd – verfasster Klassiker des Value-Investing ist das bereits im Jahr 1934 erstmals veröffentlichte Buch „Security Analysis“. Dieses geht noch etwas mehr in die Tiefe als „The Intelligent Investor“ und beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit den Bilanzen (Vermögen und Verbindlichkeiten) von Unternehmen. Dieses Werk ist in deutscher Sprache unter dem Titel „Das Geheimnis der Wertpapieranalyse“ erhältlich. Richtig bekannt wurde die Value-Strategie aber erst einige Jahrzehnte später. Einer der hauptverantwortlichen für die Steigerung des Bekanntheitsgrades ist Warren Buffett, der ein Student und später Mitarbeiter von Benjamin Graham war und als erfolgreichster Börsen-Investor aller Zeiten gilt.
Der Unterschied zwischen Preis und Wert
Value-Investoren verlassen sich nur auf die Fundamentalanalyse der finanziellen Daten eines Unternehmens und laufen nicht den kurzfristigen Modetrends der Börse hinterher. Value-Investoren versuchen, Aktien zu finden, deren Kurse unter dem fairen Wert der Aktie liegen. Wenn nach Ansicht von Value-Investoren Aktienkurse unter dem fairen Wert der Aktie liegen, ist damit Folgendes gemeint: Der aktuelle Kurs liegt unter dem Wert der künftigen Cashflows eines Unternehmens.
Einfach ausgedrückt bedeutet das, dass die erwarteten künftigen Cash-Zuflüsse des Unternehmens einen höheren Aktienkurs rechtfertigen. Die Unterscheidung zwischen dem Kurs und dem Wert einer Aktie ist ein entscheidendes Abgrenzungsmerkmal gegenüber so gut wie allen anderen Anlagestrategien an der Börse. Denn die Anhänger der anderen Anlagestrategien gehen davon aus, dass der Kurs einer Aktie identisch mit dem Wert der entsprechenden Aktie ist. Warren Buffett sagt dazu: „Price is what you pay. Value is what you get“. Das bedeutet: Der Preis ist, was du bezahlst und der Wert ist, was du bekommst.
Der aktuelle Aktienkurs kann also über oder unter dem fairen Wert liegen. Value-Investoren kaufen eine Aktie dann, wenn der aktuelle Kurs deutlich unter dem berechneten Wert liegt. So (scheinbar) einfach funktioniert die erfolgreiche Value-Strategie.
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Ein Beitrag von Robert Sasse.