Investing.com - Das deutsche Energieunternehmen Siemens Energy (ETR:ENR1n) steht weiterhin im Fokus der Öffentlichkeit. Nachdem die Aktien des Konzerns bereits letzte Woche um mehr als ein Drittel eingebrochen waren, musste das Unternehmen am Donnerstag einen weiteren Wertverlust von 3 % hinnehmen. Grund dafür sind Berichte, wonach die Kosten zur Behebung der Qualitätsprobleme bei den bereits installierten Windrädern von der Windkrafttochter Siemens Gamesa (BME:SGREN) möglicherweise höher ausfallen könnten als die zunächst geschätzte Milliardensumme. Die Nachrichtenagentur Bloomberg beruft sich dabei auf gut informierte Quellen.
Insiderberichten zufolge sind Führungskräfte und Vorstandsmitglieder besorgt, dass die tatsächlichen Kosten zur Behebung des Problems die anfängliche Schätzung des Unternehmens von 1 Milliarde Euro deutlich übertreffen könnten. Eine anonyme Quelle bestätigte gegenüber Bloomberg, dass das Ausmaß der Probleme noch immer unklar sei. Um Klarheit zu erlangen, plant der Aufsichtsrat die Einrichtung eines Sonderausschusses, der sich mit der Situation befassen soll. Dieser Ausschuss wird voraussichtlich am 7. Juli zusammenkommen.
Während Siemens Energy versucht, die Herausforderungen in den Griff zu bekommen, gab die Siemens AG (ETR:SIEGn) am gestrigen Mittwoch bekannt, dass sie ihren Anteil an Siemens Energy um 6,8 % auf 25,1 % reduziert hat.
Im besten Fall haben die jüngst aufgedeckten Fehler nur begrenzte Schäden an den kritischen Komponenten der Windräder verursacht. Doch selbst in diesem Fall steht Siemens Energy vor einer kostspieligen Aufgabe, da zahlreiche Turbinen, die Hunderte von Metern über dem Boden schweben, gewartet werden müssen, wie Bloomberg weiter schreibt. Eine solche Wartung erfordert Spezialausrüstung und stellt somit eine beträchtliche finanzielle Belastung dar.
Akash Gupta, ein Analyst bei JPMorgan (NYSE:JPM), schätzt, dass die Reparatur jeder fehlerhaften Turbine bis zu 1,7 Millionen Dollar kosten wird. Basierend auf den Unternehmensprognosen könnten etwa 1.000 Turbinen von Problemen betroffen sein. Das würde die potenziellen Kosten auf insgesamt 1,7 Milliarden Dollar explodieren lassen.
Neben den Reparaturkosten muss Siemens Energy laut Bloomberg auch für die entgangenen Einnahmen seiner Kunden aufkommen, die aufgrund der Defekte entstanden sind.
Seit Bekanntwerden der Mehrkosten bei der Tochter Siemens Gamesa ist die Aktie von Siemens Energy um mehr als 34 % abgestürzt. Zahlreiche Analysten haben inzwischen ihre Daumen für die Aktie gesenkt. Das niedrigste Kursziel kommt derzeit von der UBS (SIX:UBSG) mit 16 Euro. In einer gestern veröffentlichten Notiz haben die Experten der Schweizer Bank ihre operativen Ergebnisschätzungen herabgesetzt. Jedoch betonten sie gleichzeitig, dass die scharfe Reaktion des Aktienkurses die Bedenken mittlerweile angemessen reflektiere.
Die Zukunft von Siemens Energy hängt nun von der Fähigkeit des Unternehmens ab, die Probleme rasch und effektiv zu beheben, um den Schaden zu begrenzen und das Vertrauen der Investoren und Kunden zurückzugewinnen. Eine transparente Kommunikation und klare Maßnahmen sind nun unerlässlich, um die Krise zu bewältigen und das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen.