FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Berichtssaison ist so gut wie zu Ende und Konjunkturdaten sind in der neuen Woche rar. Dafür aber gibt es reichlich politische Themen, die den Dax (DAX) bewegen dürften. Die Lira-Krise in der Türkei ist längst nicht überstanden und auch der Handelskonflikt der USA mit China und der Europäischen Union könnte weiterhin für Zurückhaltung und Ungemach an den Aktienmärkten sorgen. Darüber hinaus steht die jährliche Notenbanken-Konferenz in Jackson Hole kurz bevor, wobei besonders die Rede des Fed-Chefs Jerome Powell am Freitag Aufmerksamkeit auf sich ziehen dürfte. Charttechnisch orientierten Anlegern bereitet außerdem die Nähe des deutschen Leitindex zur 12 000-Punkte-Marke Sorgen.
"Der Dax hat seit vergangenen Montag mit Unterschreiten wichtiger Unterstützungen im Bereich von 12 400 Punkten weitere Verluste erlitten", schrieb Ulrich Wortberg von der Helaba und befürchtet nun, dass bald schon die Unterstützung bei rund 12 100 Punkten getestet werden könnte. Falle das deutsche Börsenbarometer unter diese Linie, könnte dies "zu einem Rückfall bis 11 726 Punkten führen, dem Ende März erreichten Jahrestief", erläuterte er. Aktuell steht der Dax bei rund 12 150 Punkten.
Weder mit Blick auf die Türkei noch in Sachen Handelskonflikte gibt es Entwarnung. Der Druck auf die finanziell und wirtschaftlich angeschlagene Türkei wächst. Mit Standard & Poor's (S&P) sowie Moody's haben am Freitagabend zwei große Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit des Landes noch tiefer herabgestuft.
Zwar sei das ökonomische Gewicht der Türkei mit einem Anteil von weniger als zwei Prozent an den deutschen Exporten und einem Prozent an der Weltwirtschaft sehr gering, schrieb Commerzbank-Analyst Andreas Hürkamp. Doch viele Investoren sähen in den Problemen in der Türkei und auch in Argentinien, wo die Währung ebenfalls schwer unter Druck steht, ein Warnsignal für die gesamten Schwellenländer. Diese nämlich würden durch die steigenden Zinsen in den USA und den festen US-Dollar mehr und mehr belastet, Sorgen vor Ansteckungseffekten gehen daher um.
Thema Nummer eins bleibt aber der Handelsstreit. Besondere Aufmerksamkeit dürfte daher die am Montag offiziell beginnenden Ausarbeitung des Handelsdeals zwischen dem US-Präsidenten Donald Trump und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker durch Handelsberater beider Parteien in Washington zukommen.
Im Verlauf der Woche will außerdem China eine Delegation zum Trumpschen Regierungssitz schicken. Auch Peking hofft, über Gespräche den Handelskonflikt zu entschärfen. Es wäre das erste offizielle Treffen beider Seiten, nachdem Verhandlungen zwischen Chinas Vize-Premierminister Liu He und US-Handelsminister Wilbur Ross Anfang Juni in Peking gescheitert waren.
Aktuell bleiben Experten weiterhin optimistisch, denn bald schon stehen die Midterm-Elections in den USA an. Und da muss Trump Erfolge vorweisen. "Wir setzen weiterhin auf eine Verhandlungslösung noch vor den Zwischenwahlen im November", schrieben Experten der LBBW, und auch seitens Oddo BHF oder Merck (DE:MRCG) Finck & Co. ist man diesbezüglich optimistisch.