Frankfurt (Reuters) - Die Angst vor dem Ende der Geldschwemme der Notenbanken brockt Europas Aktienmärkten vor dem Wochenende erneut Kursverluste ein.
Am Ende eines nervösen Handelstages stand mit 5,3 Prozent der größte Wochenverlust seit dem Crash der China-Börsen vor zwei Jahren. Der als Angstbarometer geltende Volatilitätsindex VStoxx kletterte am Freitag zeitweise auf den höchsten Stand seit dem Brexit-Votum im Juni 2016.
Dank des vorläufigen Endes im US-Haushaltsstreit hielt sich die Wall Street bis Handelsschluss in Europa im Plus, was den Rutsch des deutschen Leitindex Dax unter 12.000 Punkte verhinderte. Zeitweise hatte er nur noch rund drei Punkte über der psychologisch wichtigen Marke gelegen. Der Dax schloss 1,3 Prozent niedriger bei 12.107 Punkten. Der EuroStoxx50 fiel um 1,5 Prozent auf 3325 Zähler. Der Ausblick auf die kommende Woche bleibt ungewiss. "Auf dem Börsenparkett bleibt die Frage aber weiter unbeantwortet, ob es sich bei der aktuellen Entwicklung um die überfällige Korrektur handelt oder dies der Beginn eines nachhaltigen Abwärtstrends ist", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader.
BANGER BLICK AUF DIE WALL STREET
Ginge es an den US-Börsen nach dem Ausverkauf am Donnerstag aber weiter abwärts, könnten Investoren dort die schlimmsten Wochenverluste seit mehr als sechs Jahren blühen. Auslöser für den weltweiten Ausverkauf sind Befürchtungen, dass vor allem in den USA die Zinsen schneller steigen als bislang gedacht. Die Wirtschaft dort brummt, die Arbeitslosenzahlen sind niedrig und die Löhne wuchsen zuletzt so stark wie seit Jahren nicht mehr. "Mehr und mehr wird deutlich, dass die Notenbanken weltweit ihre Geldpolitik in Richtung Straffung ändern werden", so Analyst Dirk Gojny von der National-Bank. Angeheizt worden seien die Spekulationen von der Bank of England, die trotz der Brexit-Risiken für die britische Wirtschaft die Zinsen schneller anheben will.
FINANZWERTE FLIEGEN AUS DEN DEPOTS
Auf den Verkaufslisten standen europaweit Aktien von Banken. Im Dax traf es Commerzbank (DE:CBKG) am härtesten: die Papiere fielen um rund vier Prozent, Deutsche Bank (DE:DBKGn) gaben 2,2 Prozent nach. Gegen den Trend stemmten sich die Titel von Infineon (DE:IFXGn) mit einem Plus von 0,7 Prozent. Händler verwiesen auf steigende Übernahmespekulationen in der Chipindustrie. Es sei nicht unwahrscheinlich, dass der US-Chipkonzern Broadcom die Offerte für den Konkurrenten Qualcomm fallenlasse und sich nach anderen Kaufgelegenheiten umschaue. Qualcomm hatte die erhöhte Offerte von Broadcom erneut abgelehnt.
BEI POST-AKTIEN GEHT DIE ANGST VOR AMAZON UM
Medienberichte über die geplante Einführung von Lieferdiensten des Online-Riesen Amazon (NASDAQ:AMZN) drückten die Aktien von Logistikunternehmen nach unten. UPS und Fedex (NYSE:FDX) fielen jeweils um rund drei Prozent, Deutsche Post (DE:DPWGn) um 1,2 Prozent. Einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge will Amazon einen Paketdienst für Firmen aufbauen.
Im SDax schlossen Puma (DE:PUMG) rund ein Prozent höher bei 325 Euro. Der Sportartikelhersteller zahlt eine Sonderdividende in Höhe von 12,50 Euro je Aktie.