MAINZ (dpa-AFX) - Rund 15 Monate hat Geschäftsführer Heinz Rethage die Sanierung des defizitären Flughafens Hahn vorangetrieben, nun ist Schluss für ihn. Der Manager werde ab sofort aus der Geschäftsführung ausscheiden, sagte der rheinland-pfälzische Verkehrsminister Roger Lewentz (SPD) am Mittwoch in Mainz. Rethage, dessen Vertrag noch bis Ende 2014 lief, werde in sein Ministerium wechseln und von dort aus dem Flughafen bei einzelnen Projekten weiter zur Seite stehen, etwa der geplanten Kerosin-Pipeline. Damit verlässt der zentrale Mann des Sanierungskurses den Hunsrück, dort wird nun zunächst der zweite Geschäftsführer Markus Bunk alleine das Sagen haben.
Rethage hatte sein Amt mit Rückendeckung der rot-grünen Landesregierung im Februar 2013 angetreten und ein Sanierungskonzept für den defizitären Hunsrück-Airport entwickelt, der zu 82,5 Prozent Rheinland-Pfalz und zu 17,5 Prozent Hessen gehört und seit Jahren rote Zahlen einfliegt. Zuletzt war er unter anderem wegen interner Querelen in die Kritik geraten. Der Betriebsrat hatte den Manager angezeigt, weil er angeblich interne Informationen der Arbeitnehmervertreter beschafft und zu Angriffen gegen ihn verwendet haben soll. Rethage hatte gesagt, die Anzeige entspannt abzuwarten.
Einen Zusammenhang zwischen der Ablösung Rethages und dem Zwist wollte Lewentz nicht herstellen. Vielmehr habe der Manager erhebliche Effizienzpotenziale aufgezeigt. Er sei durchsetzungsstark, teilweise auch ein unbequemer Geschäftsführer gewesen. Seine Hauptaufgabe sei die Erarbeitung eines Sanierungskonzepts gewesen, mittlerweile werde das umgesetzt. Bis 2023 solle das Jahresergebnis des Airports damit um mehr als zehn Millionen Euro verbessert werden. "Das ist dann der Hauptverdienst von Herrn Rethage", sagte Lewentz. Es sei immer klar gewesen, dass sein Engagement am Hahn eines auf Zeit sein würde. Das habe er auch mehrfach mit Rethage besprochen.
Für Wirbel hatte Rethage zuletzt auch im Zusammenhang mit den Verträgen zwischen dem Flughafen und dem für die Passagierabfertigung zuständigen Dienstleister SSD gesorgt. Weil die Kontrakte für den Dienstleister sehr lukrativ sind, kam der Vorwurf persönlicher Bereicherung auf. Daraufhin wollte Aufsichtsratschef Salvatore Barbaro die SSD genauer unter die Lupe nehmen und bat das Unternehmen um Informationen zu seiner Struktur an Treugebern.
Eine E-Mail der SSD über ihre Treugeber ging im Dezember an Rethage, der sie nach eigenen Angaben aber nicht öffnete. So erfuhr der Aufsichtsrat erst Ende März davon. Zwischenzeitlich hatte die Staatsanwaltschaft Koblenz Ermittlungen gegen Rethages Vorgänger Jörg Schumacher und zwei Mitarbeiter wegen mutmaßlicher Untreue im Zusammenhang mit der SSD eingeleitet. Seither galt auch das Verhältnis zwischen Rethage und dem Aufsichtsrat als belastet. "Er selbst sagt ja, dass er merkt, dass die Stimmung zum Aufsichtsrat hin nicht optimal gewesen ist", sagte Lewentz.
Geschäftsführer Bunk betonte, der Vertrag mit der SSD zur Passagierabfertigung laufe Ende 2014 aus. Nun werde eine Ausschreibung vorbereitet. Denkbar sei auch, dass der Flughafen diese Aufgabe künftig selbst übernehme. Mit Blick auf das in diesem Jahr zu erwartende Ergebnis des Flughafens sagte er: "Es wird nicht gut sein, das ist nicht zu erwarten."/chs/DP/he