FRANKFURT (dpa-AFX) - Wird der historisch schwache Börsenmonat September diesmal ein starker? Bislang hat der Monat für die Aktienmärkte gut begonnen: Der Dax ist seit Monatsbeginn in der Spitze immerhin um zweieinhalb Prozent gestiegen auf den höchsten Stand seit fünf Wochen. Der technologielastige TecDax erklomm am Donnerstag sogar den höchsten Stand seit mehr als 16 Jahren. Der Aufschwung könnte sich in der neuen Woche (11. bis 15. September) fortsetzen - trotz Nordkorea-Krise, den Wirbelstürmen "Harvey" und "Irma" sowie einem weiter steigenden Euro.
Es habe den Anschein, als wären geopolitische Risiken derzeit weniger virulent, schrieb die Analystin Claudia Windt von der Helaba in einem Marktkommentar: "Die internationale Geschlossenheit gegen Nordkorea entlastet zunächst". Sie lasse sich auf die Formel 'Sanktionen, aber kein Krieg' zusammenfassen. Positiv sei auch, dass US-Präsident Donald Trump eine Haushaltskrise zunächst abgewendet habe. Allerdings könne es zum Jahresende wieder turbulent werden, wenn die vorübergehende Aussetzung der Schuldenobergrenze ende.
VERUNSICHERTE ANLEGER SCHICHTEN NACH EUROPA UM
Auch der steigende Euro muss europäische Aktien nicht zwangsläufig belasten. Denn die zunehmende Unsicherheit von Investoren über die Geldpolitik in den USA habe nicht so sehr den Euro gestärkt, als vielmehr den US-Dollar geschwächt. So habe der überraschende Rücktritt des Fed-Vizepräsidenten Stanley Fischer an den Finanzmärkten für Ratlosigkeit gesorgt. Sein Rückzug werde als "stiller Protest" gegen die Deregulierungspläne des US-Präsidenten Trump gewertet.
Schon jetzt seien im geldpolitischen Gremium der Fed nur vier von sieben Stellen besetzt. Im Februar kommenden Jahres ende zudem die Amtszeit der Fed-Chefin Janet Yellen. "Die künftige Geldpolitik wird damit immer weniger berechenbar", urteilte Windt. Dies verunsichere Anleger, die in den vergangenen Wochen rund 30 Milliarden US-Dollar aus den US-Aktienmärkten nach Europa und Japan umgeschichtet hätten. "Dies erklärt den überwiegenden Teil der Euro-Stärke", resümierte die Analystin.
US-WIRTSCHAFT LÄUFT WEITER ROBUST
Unsicherheit herrscht an den Märkten über den künftigen Zinspfad in den USA. Probleme bereitet der US-Notenbank vor allem die nach wie vor niedrige Inflation. Hierzu gibt es in der kommenden Woche neuen Aufschluss, wenn die Erzeuger- und Verbraucherpreise im August veröffentlicht werden. "Aufgrund des mittlerweile wieder klar oberhalb der Marke von 50 US-Dollar notierenden Ölpreises dürften die Verbraucherpreise etwas kräftiger gestiegen sein", prognostizierte der Volkswirt Lucas Kramer von der Postbank.
Auch die Industrieproduktion und die Einzelhandelsumsätze im August dürften auf eine robuste US-Wirtschaft hindeuten. Kramer sprach von einem "hohen Stimmungsniveau in der US-Industrie" einerseits und einem positiven Wachstumsbeitrag durch den Einzelhandel andererseits. Immerhin stehen die privaten Konsumausgaben in den USA für rund zwei Drittel der gesamten Wirtschaftsleistung des Landes. Beide Daten werden am Freitag veröffentlicht.
REICHLICH VORSCHUSSLORBEEREN FÜR DAS NEUE IPHONE
Überschaubar ist in der kommenden Woche die Agenda für die Unternehmen. Zum alles überragenden Ereignis könnte die Präsentation eines neuen iPhone durch Apple (NASDAQ:AAPL) werden. Medienberichten zufolge soll das Gerät am Dienstagabend präsentiert werden. Apple-Aktien stiegen in den vergangenen Wochen fast täglich auf neue Rekordstände. Das neue iPhone werde voraussichtlich "cool genug sein, um für 1000 Dollar verkauft zu werden", schrieb der Analyst Jeffrey Kvaal von der Investmentbank Nomura (T:9716) in einem Ausblick auf das Großereignis.
Vermutlich im Schatten von Apple, gleichwohl aber einen Blick wert könnte die deutsche Autobranche sein. Am Montag lädt Daimler (DE:DAIGn) Investoren zu einem Kapitalmarkttag, auf dem es um um die Marke Mercedes Benz geht. Zudem eröffnet Bundeskanzlerin Angela Merkel am Donnerstag in Frankfurt die 67. Internationale Automobilausstellung IAA.