Saudiarabisch-russischer Öldeal ohne Gewicht (von Peter Rosenstreich)
Es ist klar, dass die einzige Hoffnung auf einbrechende Ölpreise ein Versorgungsengpass wäre. Als bekannt wurde, dass sich die Ölminister aus Saudi Arabien und Russland treffen wollten, um eine Kooperation zwischen der OPEC und den anderen Produzenten zu besprechen, sahen die Öl-Bullen endlich ein Licht am Horizont für die schwer verprügelten Ölpreise. Dieses "geheime" Meeting geschah auf der höchsten Gesprächsstufe zwischen den größten Ölproduzenten der Welt und ließ die Spekulationen blühen, dass ein Abkommen zur Beendigung des Überangebots bevorstehe. Ein möglicherweise deutliches Signal zu Angebotssenkungen, ließ denn auch die bärischen Nachrichten in den Hintergrund treten, dass der Iran zum ersten Mal seit drei Jahren wieder Rohöl nach Europa verschifft hatte. 30 USD pro Barrel bedeutet für die Rohöl exportierenden Nationen eine immense finanzielle Belastung. Doch die Nachrichten, dass sich Russland, Katar, Saudi Arabien und Venezuela zu Rückführungen auf die Produktionsniveaus vom Januar verständigen würden, hat zu keinen Schockreaktionen geführt. Der Rohölkomplex ist innerhalb von einer Woche auf Höchstwerte angestiegen, wobei das Brent Crude 35,55 USD erreicht hat und das WIT 31,23. Damit notieren beide fast 20% mehr als am Freitag. Die rohstoffabhängigen Währungen waren stark nachgefragt, wobei der CAD und der AUD die G10-Gewinner anführten. Wir bleiben zum jüngsten Deal skeptisch und vermuten, dass eine umfassende Zusammenarbeit für Produktionssenkungen schwierig zu erreichen sein wird. Handelstechnisch sehen wir die jüngste Rohöl-Rallye wieder schwächer werden.
Risikobereitschaft
Die Märkte sind heute risikobereit, da sie durch die Ereignisse der letzten 24 Stunden die Währungshüter verstärkt in der Pflicht sehen, gegen die schwachen Wirtschaftsbedingungen vorzugehen. EZB-Präsident Mario Draghi klang bei der gestrigen Anhörung vor dem Wirtschafts- und Geldpolitischen Ausschuss des europäischen Parlaments deutlich zurückhaltend und zeigte sich bereit zu handeln. Draghi wiederholte, dass die EZB "wahrscheinlich" ihre am 10. März verkündete Position zur Geldpolitik "neu überdenken werde". Wir erwarten mindestens eine Senkung um 10 Basispunkte (max. 25 Basispunkte) beim Einlagensatz und neue QE-Parameter (möglicherweise mit halbstaatlichen Schulden). Wir glauben, dass die EZB die Märkte nicht erneut enttäuschen wird und gehen davon aus, dass der EUR/USD schwächer werden wird. Die negativen Zinsen werden jedoch die Wirtschaftlichkeit und die Stabilität der Zentralbank zu einer Zeit belasten, zu der sich Fragen im Hinblick auf den europäischen Bankensektor stellen.
Das chinesische Geldwachstum hat ein Neunzehnmonatshoch erreicht, und die neuen CNY-Kredite verbuchten im Januar ein Rekordhoch. Die chinesischen Banken haben kolossale 2,52 Bio. Yuan ausgeliehen, was einen stärker werdenden Trend zur Kreditvergabe an die reale Wirtschaft zeigt und eine anhaltend lockere Geldpolitik. Diese Entwicklung senkt jedoch die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Lockerung und erlaubt es der PBoC, sich auf die Stabilität des CNY zu konzentrieren.
Märkte sorgen sich, dass die Deutsche Bank zu einem nächsten Lehman wird (von Yann Quelenn)
Es gibt Volatilität am Markt und die Risikostimmung nimmt stark zu. Der JP Morgan Volatilitätsindex hat nun seinen höchsten Wert in zwölf Monaten erreicht. Insbesondere gibt es große Sorgen, dass die Deutsche Bank in einer schwierigen Situation stecken könnte. Ihr Aktienkurs ist in weniger als einem Jahr um mehr als 50% eingebrochen. Die Aktie handelt aktuell über 15 EUR und steigt nur aufgrund von Nachrichten im Zusammenhang mit Rückkäufen. Es ist weithin bekannt, dass diese Bank über das weltweit größte Derivate-Portfolio verfügt - aktuell geschätzt auf ca. 55 Bio. EUR. Zum Vergleich: Das deutsche BIP beläuft sich gerade mal auf ca. 3 Bio. EUR. Zudem beläuft sich die Summe der Geldeinlagen auf ca. 532 Mrd. EUR, dies ist ca. 100 Mal weniger als das gesamte Derivat-Engagement.
Der Markt realisiert nun, dass die globale Situation sehr besorgniserregend ist. Als Folge explodieren derzeit die DB-CDS (Kontrakte, die Schutz vor dem Ausfall der Deutschen Bank bieten). In diesem Umfeld mit negativen Erträgen glauben wir, dass die DB-Probleme die Situation der Banken allgemein widerspiegelt. Die Turbulenzen werden anhalten. Damit hat der starke Nachfrageanstieg nach physischem Gold in London in den letzten Tagen sehr wohl seine Berechtigung.
EURUSD Der EUR/USD konsolidiert unterhalb von 1,1200. Der Bruch des aufsteigenden Kanals bestätigt kurzfristig eine negative technische Struktur. Eine Stundenunterstützung kann bei 1,1070 (Tief vom 4. 2. 2016) gefunden werden. Ein Stundenwiderstand liegt bei 1,1260 (Hoch vom 10. 2. 2016). Langfristig unterstützt die technische Struktur eine bärische Tendenz, so lange der Widerstand hält. Ein Schlüsselwiderstand liegt in der Region von 1,1453 (Bereichshoch), und die Schwelle bei 1,1640 (Tief vom 11. 11. 2005) wird wahrscheinlich jede weitere Aufwärtsentwicklung begrenzen. Die derzeitige Verschlechterung der technischen Situation spricht für einen allmählichen Rückgang in Richtung der Unterstützung bei 1,0504 (Tief vom 21. 3. 2003).
GBPUSD Der GBP/USD bewegt sich in einem symmetrischen Dreieck. Ein Stundenwiderstand kann bei 1,4555 (rückläufiger Abwärtstrend) gefunden werden. Die technische Struktur sieht stabil aus. Erwarten Sie eine weitere Konsolidierung. Das langfristige technische Muster ist negativ und spricht für einen weiteren Rückgang in Richtung der Schlüsselunterstützung bei 1,3503 (Tief vom 23. 1. 2009), zumindest so lange die Kurse unterhalb des Widerstands von 1,5340/64 verharren (Tief vom 4. 11. 2015, achten Sie auch auf die 200er DMA). Doch die allgemein überverkauften Bedingungen und die jüngste Zunahme des Kaufinteresses sollten eine Erholung ermöglichen.
USDJPY Der USD/JPY erholt sich nach seinem jüngsten Ausverkauf. Achten Sie auf die Stundenunterstützung bei 113,60 (Tief vom 15. 2. 2016), da ein Durchbruch kurzfristig auf ein schwächer werdendes Momentum hinweist. Ein Stundenwiderstand liegt bei 114,87 (Innertageshoch). Die starke Unterstützung bei 115,57 (Tief vom 16. 12. 2014) wurde gebrochen und völlig herausgenommen. Wir beginnen, langfristig eine bärische Tendenz zu favorisieren. Ein allmählicher Anstieg in Richtung des Hauptwiderstands bei 135,15 (Hoch vom 1. 2. 2002) scheint nun weniger wahrscheinlich. Eine weitere Schlüsselunterstützung befindet sich bei 105,23 (Tief vom 15. 10. 2014).
USDCHF Der USD/CHF greift die Widerstandszone bei 0,9900 an (Hoch vom 10. 2. 2016). Die kurzfristige Abfolge von höheren Tiefs deutet auf einen bullischen Trend hin. Eine Stundenunterstützung findet sich bei 0,9775 (Tief vom 15. 2. 2016). Eine stärkere Unterstützung findet sich bei 0,9667 (Tief vom 11. 2. 2016). Langfristig hat das Paar seit Mitte 2015 Hochstände produziert. Eine Schlüsselunterstützung findet sich bei 0,8986 (Tief vom 30. 1. 2015). Die technische Struktur deutet eine langfristig bullische Tendenz an.