Es war eine schwierige Woche für den US-Dollar. Der Dollar wurde gegenüber allen Majors schwächer gehandelt und fiel dabei auf Mehrmonats- und in einigen Fällen sogar auf Mehrjahrestiefststände. Der USD/JPY, der seit mehr als einer Woche in einer engen Handelsspanne konsolidiert, kollabierte am Freitag und fiel unter die Marke von 106 auf den tiefsten Stand seit vier Monaten. Die Dollar-Schwäche war gegenüber dem Euro und dem australischen Dollar am stärksten ausgeprägt - der EUR/USD kletterte auf den höchsten Stand seit September 2018, während der AUD/USD ein Einjahreshoch markierte. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass Devisenanleger in der kommenden Woche aus den folgenden Gründen weiterhin den US-Dollar verkaufen werden:
#1 - Dem Helikoptergeld droht das Ende
Am kommenden Montag werden mehr als 20 Millionen Amerikaner das zusätzliche Geld an alle, die aktuell Arbeitslosengeld erhalten – 600 US-Dollar pro Woche - verlieren. Die offizielle Frist ist der 31. Juli, aber je nachdem, wie die Bundesstaaten diese Leistungen berechnen und auszahlen, wäre die letzte Zahlung für die meisten Menschen der 25. oder 26. Juli. Diese Haushalte werden nicht nur einen sofortigen Einkommensrückgang erleben, sondern auch viele Unternehmen, wie Lebensmittelgeschäfte und Einzelhändler, werden die Auswirkungen zu spüren bekommen. Wenn diese Leistungen nicht schnell ausgeweitet werden, kommt es zu weiteren Zwangsvollstreckungen, Konkursen und damit zu weiteren Arbeitsplatzverlusten im Einzelhandel. Die Furcht vor einem schnellen Ende der Konjunkturerholung könnte den US-Dollar auf neue Tiefstände schicken. Der Kongress tut sich noch schwer, ein weiteres Hilfspaket zu schnüren, aber selbst wenn ihm eine Einigung gelingen sollte, wird das Helikoptergeld wohl nicht so großzügig ausfallen, wie zuvor. Wir gehen davon aus, dass die Regierung höchstens 70% des alten Gehalts bezahlen wird, das durchschnittliche zusätzliche Geld an arbeitslose Amerikaner könnte jedoch auf bis zu 200 Dollar pro Woche zurückgehen. Da die Trauerfeierlichkeiten für den ehemaligen US-Abgeordneten John Lewis für die kommende Woche angesetzt sind, werden die eigentlichen Verhandlungen erst in der ersten Augustwoche beginnen.
#2 - US-Bruttoinlandsprodukt bricht zweistellig ein
Die US-BIP-Zahlen für das zweite Quartal stehen ebenfalls zur Veröffentlichung an, und wie Tim Smart, Chefredakteur von US News (ja, ich weiß), so treffend formuliert hat, könnte dies einen Kater für die Märkte im dritten Quartal nach sich ziehen. Lockdown-Maßnahmen wurden erst am Ende des ersten Quartals umgesetzt, und der Stillstand der Aktivitäten führte zu einem Rückgang des BIP um 5%. Fast alle US-Bundesstaaten befanden sich während des größten Teils des zweiten Quartals in einem völligem Lockdown, und Ökonomen erwarten einen Wachstumseinbruch von 35%. Bedauerlicherweise könnten die Daten noch sehr viel schlechter ausfallen, da die Fed in Atlanta einen Rückgang von 52,8% vorhersagt. Alles, was größer als 40% ist, wäre ein Schock, der die Aktien- und Devisenmärkte nach unten treiben könnte. Insbesondere der USD/JPY dürfte schnell und aggressiv fallen. Selbst wenn die Konjunkturdaten besser ausfallen sollten, könnte der US-Dollar gegenüber Währungen mit hohem Beta wie dem Euro fallen, da der Markt die Kontraktion in den USA mit dem erwarteten BIP-Einbruch von 12% für die Eurozone im gleichen Quartal vergleicht.
#3 - Sitzung der Federal Reserve
Die beiden größten Bedrohungen für die US-Wirtschaft sind zwei Dinge, über die die Federal Reserve keine Kontrolle hat - die schnelle Verbreitung des Coronavirus in den USA und die fiskalische Reaktion der Regierung. Vor einigen Wochen warnte der Vorsitzende der US-Notenbank, Jerome Powell, die Gesetzgeber davor, selbstgefällig zu werden, da die US-Wirtschaft nach wie vor außerordentlich instabil sei. Seitdem haben sich die Aussichten verschlechtert, die zusätzlichen Arbeitslosenleistungen sind ausgelaufen und die Pakete, die der Kongress diskutiert, könnten nicht überzeugen. Aus all diesen Gründen erwarten wir von der US-Notenbank nichts anderes als einen Taubenschlag und das Versprechen, die Geldpolitik auf absehbare Zeit akkommodierend zu gestalten. Letzten Monat hieß es, die Zinsen würden bis 2022 bei Null bleiben. Wie sich der US-Dollar entwickeln wird, hängt vom Tonfall Powells ab. Im Juni sagte er, dass eine Erholung in der zweiten Jahreshälfte wahrscheinlich sei, doch angesichts der rapide ansteigenden Virusfälle könnten sich seine Zukunftsperspektiven eingetrübt haben. Es wird vor allem darauf ankommen, ob Powell die Spekulationen über negative Zinssätze anheizen wird. Sollte dies der Fall sein, drohen dem US-Dollar zusätzliche Kursverluste. Unabhängig davon erwarten wir, dass der Greenback seine Talfahrt vor und nach dem FOMC fortsetzen wird.