Die Aktienanleger haben das ganze politische Drama, das sich in der vergangenen Woche in Washington abspielte, einfach ignoriert und auf immer größere Konjunkturpakete gesetzt, nachdem die Demokraten infolge der Stichwahl in Georgia die Kontrolle über beide Kammern im US-amerikanischen Kongress übernommen haben.
Der designierte Präsident Joe Biden, der sein Amt in zehn Tagen antreten wird, gelobte größere fiskalische Hilfszahlungen für die Amerikaner, falls die Demokraten die Senatswahlen in Georgia gewinnen. In einer Fernsehansprache am Freitag bestätigte Biden diese Absicht. Ihm zufolge zeige ein schwächer als erwartet ausgefallener US-Arbeitsmarktbericht, dass die Notwendigkeit für mehr wirtschaftliche Impulse "jetzt" gegeben sei.
Da ein weiteres gigantisches Konjunkturpaket als ausgemacht gilt, erreichten sowohl der S&P 500 als auch der NASDAQ im Laufe des Freitags neue Rekordhochs. Vor diesem Hintergrund startet die Berichtssaison. Investoren werden in der kommenden Woche Einsicht in die aktuellen Quartalsergebnisse einiger der größten Unternehmen an der Wall Street erhalten.
Im Folgenden stellen wir Ihnen drei Aktien aus verschiedenen Sektoren vor, die wir zu Beginn der Q4-Berichtssaison besonders im Auge behalten:
1. JPMorgan Chase
Die mächtige Investmentbank der Wall Street, JPMorgan Chase (NYSE:JPM), wird am Freitag, den 15. Januar, vor Börseneröffnung ihre Ergebnisse für das vierte Quartal veröffentlichen. Analysten erwarten einen Gewinn von 2,42 Dollar pro Aktie bei einem Umsatz von 28,02 Milliarden Dollar.
Zu den wichtigsten Kennzahlen gehört sicherlich die Risikovorsorge für Kreditausfälle. Denn diese zeigt, ob sich das Kreditinstitut nach dem pandemiebedingten Gewinneinbruch wieder auf dem Weg zur Normalität befindet. In der Tat gab es wohl kaum ein Segment im Bankgeschäft, das nicht unter der weltweiten Pandemie gelitten hat. Die Zinssätze sind auf nahezu Null gesunken, da die Fed beispiellose geldpolitische Maßnahmen ergriffen hat, um das Wachstum anzukurbeln, während die Verbraucher ihre Ausgaben drastisch gekürzt haben - der Hauptmotor des US-Wirtschaftswachstums im letzten Jahrzehnt.
Trotz dieser Schocks performten einige Banken besser als andere, insbesondere jene mit einem diversifizierten Geschäft. JPM verbuchte im 3. Quartal einen überraschenden Gewinnanstieg, der durch einen Anstieg der Erlöse aus dem Handelsgeschäft um 30 % angeheizt wurde. Die JPM-Aktie schloss am Freitag bei 136,02 Dollar. Inzwischen hat sich das Papier vollständig von den Verlusten erholt, die es während der Pandemie erlitten hatte.
2. Delta Air Lines
Delta Air Lines (NYSE:DAL) legt am Donnerstag, den 14. Januar vor Börseneröffnung die Ergebnisse für das vierte Quartal vor. Im Durchschnitt erwarten die Analysten einen Verlust von 2,42 Dollar pro Aktie bei einem Umsatz von 3,81 Milliarden Dollar.
Die globale Airline-Industrie arbeitet an einem Comeback nach einem brutalen Jahr 2020, als der Flugverkehr infolge der grassierenden Corona-Pandemie stark einbrach. Der CEO von Delta Air teilte den Mitarbeitern in einem Neujahrsmemo mit, dass die Fluggesellschaft weiterhin einen positiven Cashflow bis zum Frühjahr anpeilt.
Dennoch warnte Ed Bastian, dass die Nachfrage nach Reisen zunächst "sehr gedämpft" bleiben werde, wobei der Fokus des Unternehmens auf der Gesundheit und Sicherheit der Passagiere liege. Eine "signifikante" Wiederbelebung des Reiseverkehrs, insbesondere für Geschäftsreisen, werde kommen, sobald Impfstoffe allgemein verfügbar seien, hieß es in dem Memo.
"Ich bin zwar optimistisch, dass wir in diesem Jahr eine Erholung erleben werden, aber die anhaltende Ungewissheit in Bezug auf die Pandemie bedeutet, dass wir flexibel und bereit sein müssen, unseren Kurs zu ändern und uns an ein sich ständig veränderndes Umfeld anzupassen."
Die Aktien von Delta Air schlossen am Freitag bei 40,02 Dollar, nachdem sie in den letzten sechs Monaten um 48% zugelegt hatten.
3. Tesla
Nach einem Anstieg von mehr als 20% in der ersten Woche des Jahres 2021 bleibt Tesla (NASDAQ:TSLA) weiterhin die gefragteste Aktie am Markt. Die kräftige Aufwärtsentwicklung, die im vergangenen Frühjahr begann, hat die Tesla-Aktie im letzten Jahr um etwa 800% nach oben getrieben und den Gründer und CEO des Unternehmens, Elon Musk, zum reichsten Mann der Welt gemacht.
Den Titel holte er sich in der vergangenen Woche von Jeff Bezos von Amazon.com (NASDAQ:AMZN). Musks Nettovermögen belief sich am Donnerstag auf rund 195 Mrd. Dollar, gegenüber rund 30 Mrd. Dollar vor einem Jahr. Laut dem Bloomberg Billionaires Index übersteigt diese Summe das Vermögen von Bezos um etwa 10 Milliarden Dollar.
Auslöser für den massiven Vermögenszugewinn von Musk war u.a. die Aufnahme seines Elektroautounternehmens in den S&P 500 Index und die zunehmende Akzeptanz unter Verbrauchern und Marktbeobachtern, dass Elektroautos in Zukunft die Autoindustrie dominieren werden.
Nach dem Anstieg in der letzten Woche liegt die Marktkapitalisierung von Tesla bei etwa 837 Milliarden Dollar. Tesla-Aktien kletterten am Freitag um 8% und schlossen auf einem Allzeithoch von 880,02 Dollar.