Bei der heutigen Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed gilt es ein besonderes Detail zu beachten. Eine Zinserhöhung erwartet niemand, weshalb das Hauptaugenmerk des Marktes darauf liegt, ob die Fed in ihrem Statement den Satz streicht, dass sie geduldig sein kann, was den Zeitpunkt des Beginns der Normalisierung ihrer Geldpolitik anbelangt.
Verschwindet „geduldig“ aus dem Statement?
Fed-Chefin Janet Yellen hatte im Rahmen ihres halbjährlichen Rechenschaftsberichts vor dem Kongress erklärt, dass die Notenbänker diese Formulierung wenigstens ein paar FOMC-Treffen vor dem Beginn der Leitzinserhöhung ändern werden. Da „ein paar“ mindestens zwei sind, könnte mit der Erhöhung der US-amerikanischen Leitzinsen bereits auf dem Treffen im Juni begonnen werden, wenn die Fed diese Formulierung heute streicht.
Gute Gelegenheit, den Märkten Erklärungen zu liefern
Die Wahrscheinlichkeit hierfür ist recht hoch, weil im Anschluss an das Treffen und die Zinsentscheidung eine Pressekonferenz angesetzt ist, auf der man die genauen Gründe für das geldpolitische Vorgehen erläutern könnte. Beim nächsten Treffen im Juli bestünde diese Möglichkeit nicht, weil hierzu keine Pressekonferenz geplant ist. Somit wäre erst im September die nächste Chance gegeben, den Märkten Rede und Antwort zu stehen, weil dort planmäßig wieder eine Pressekonferenz stattfinden wird. Ob die Fed allerdings solange mit dem nächsten Schritt in Richtung Zinserhöhung warten kann, also dem Streichen des Wortes „geduldig“, ist fraglich.
US-Wirtschaftsdaten liefern eine solide Basis
Zumal sich die Wirtschaft der USA seit dem letzten Treffen vom 28. Januar weiter verbessert hat. Die Arbeitslosenquote ist von 5,6% auf 5,5% weiter gefallen und hat damit exakt den Zielbereich der Fed erreicht. Zudem stiegen die durchschnittlichen Stundenlöhne mit 2,0% nach zuvor 1,7% schneller an. Die Inflationsrate ist zwar derweil gefallen, doch die Indikatoren bezüglich der Inflationserwartungen zeigen, dass die Preise in Zukunft wieder ansteigen dürften.
Insgesamt könnte sich zwar das Wirtschaftswachstum im 1. Quartal 2015 (Erwartung: +0,6%) im Vergleich zum 4. Quartal 2015 (+2,2%) verlangsamt haben, womit eine Zinserhöhung zum aktuellen Zeitpunkt gefährlich wäre, die Fed könnte aber die Formulierung „geduldig“ streichen, um so zumindest den Weg für zukünftige Leitzinserhöhungen freizumachen.
Konsequenz für die Märkte
Sollte es so kommen, dann dürfte die Aussicht auf frühzeitig steigende Zinsen in den USA die Aktienmärkte, die Anleihenmärkte (Bund Future) und auch den Euro (EUR/USD) belasten. Achten Sie also heute ab 19:00 Uhr (MEZ) genau auf die Ereignisse und die entsprechenden Marktreaktionen. Sie könnten richtungsweisend sein.
(Quelle: Geldanlage-Brief, Ausgabe vom 18.03.2015)