Der Aktienmarktcrash im März 2020 fiel deutlich aus. Doch im März 2022 drückt der Krieg in der Ukraine die Kurse. Und die Stimmung in der Wirtschaft ist am Boden.
Der jüngste Ifo-Geschäftsklimaindex machte es deutlich: Die Sanktionen in Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine und der Engpass bei Rohstoffen wird von vielen Wirtschaftsakteuren schlimmer bewertet als die Corona-Pandemie. Damit reflektiert die Wirtschaft, was die Börse schon seit mehr als einem Jahr abbildet. Denn Covid 19 war schon im Jahr 2021 an der Börse nur noch ein Thema, wenn es um Impfaktien ging.
Im Ausland fehlen fast überall panische Stimmen wie jene von Karl Lauterbach in Deutschland. Aus diesem Grund fiel die Wahrnehmung vieler Marktteilnehmer in Deutschland auch anders aus. Während hierzulande immer wieder die Pandemie die Medien beherrschte war es in den USA das Thema Inflation oder steigende Zinsen. Russland verändert nun die Stimmung in der Wirtschaft, die Corona auch längst nicht mehr als großes Problem identifiziert hatte.
Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist klar auf Rezession gestellt. Das verarbeitende Gewerbe funkt SOS, der Index für die Geschäftserwartungen fällt heftig von 98.4 auf 85.1, was dem stärksten Einbruch seit Ausbruch der Corona-Pandemie entspricht. „Alle Zeichen stehen auf Inflation und Rezession“, kommentiert Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. Für die Experten der VP Bank gibt es sogar erste Zweifel am Fortgang der guten Erholungslage im Tourismus.
„Das Entlastungspaket der Ampel-Koalition mildert zwar den Schmerz des Energiepreisanstieges, doch die geplanten Maßnahmen reichen bei weitem nicht aus, um die gestiegenen Kosten zu kompensieren“, glaubt Analyst Thomas Gitzel. Die explodierten Energiekosten, die an Schärfe gewonnene Lieferkettenproblematik und die immer noch nicht verdauten wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie wiesen die deutsche Wirtschaft in die Schranken.
So wundert es kaum, dass sich zuletzt die Börsen in Europa und den USA wieder auseinander entwickelt haben. Die Nasdaq holte merklich auf, während der DAX um 14.500 Zähler festgebissen scheint. In den USA nimmt man offenbar sogar die Zinserhöhungen gelassen hin. „Die US-Notenbank hat im Grunde schon den gesamten Zinserhöhungspfad für dieses Jahr bekannt gegeben. Sollte nicht eine weiter anziehende oder unverändert hoch bleibende Inflation schnellere Zinsschritte notwendig machen, sollten Zinserhöhungen für dieses Jahr keinen Schrecken mehr auf die Aktienmärkte ausüben, sagt Stefan Riße, Kapitalmarktstratege bei Acatis Investment.
In Europa wird über Zinserhöhungen zwar diskutiert, doch in Plan ist noch nichts. Ohnehin hat die Falle schon zugeschnappt. Denn angesichts der Inflation müsste die EZB tätig werden, hinsichtlich der Rezession darf sie nicht tätig werden. Eine ungünstigere Lage kann es kaum geben.
Für Anleger bleiben zwei Hoffnungsschimmer.
Zum einen ist die schlechte Stimmung im Markt drin, denn nicht umsonst liegt der DAX noch immer 2.000 Punkte unter seinem Jahreshoch – weitere Korrektur nicht ausgeschlossen. Zum zweiten ist es am Höhepunkt einer Rezession meist der beste Zeitpunkt um in Aktien einzusteigen. Denn die Börse handelt simpel nur die Zukunft. Die Königsfrage angesichts der Ukraine- und Rohstoffkrise bleibt zu beantworten: Wann ist der Höhepunkt der Rezession erreicht?