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Aktienmärkte mit merkwürdigem Kursverhalten

Veröffentlicht am 03.11.2014, 18:06
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Der Kursverlauf an den Aktienmärkten in dieser Woche war etwas irritierend: Am Montag wurde gemeldet, dass der Ifo-Geschäftsklimaindex als wichtigster Frühindikator für die deutsche Konjunktur bereits zum sechsten Mal in Folge gefallen ist. Dann folgte am Mittwochabend die Entscheidung der US-Notenbank Fed vor dem Hintergrund der konjunkturellen Erholung in den USA die Ankäufe von Staatsanleihen und Hypothekenpapieren zu beenden.

DAX und US-Indizes auf dem Weg zu neuen Allzeithochs

Doch beides machte dem DAX jeweils nur kurz zu schaffen. Er erholte sich stets schnell und notiert nun so hoch wie Anfang Oktober. Zwar ist er mit rund 9.300 Punkten noch relativ weit von seinem Allzeithoch oberhalb der 10.000er Marke entfernt, dafür haben die US-Indizes dieses Niveau mit einer klaren Outperformance gegenüber den deutschen und europäischen Aktien schon wieder erreicht.

In Zeiten ultraleichter Geldpolitik

Es stellt sich deshalb die Frage, ob die alte Weisheit, dass die Börse der realwirtschaftlichen Entwicklung vorausläuft, in Zeiten einer ultraleichten Geldpolitik nicht eher ins Reich der Mythen gehört.

Dazu passt, dass in der Nacht von Donnerstag auf Freitag die japanische Notenbank eine weitere Lockerung der ohnehin schon lockeren geldpolitischen Zügel beschlossen hat. Die Börsen bejubelten die zukünftig erhöhte Liquiditätsflut mit stark steigenden Kursen, ignorierten dabei aber, dass das Eingreifen der Notenbank nur aufgrund schlechter Konjunkturdaten erforderlich ist.

Wir trauen dem Braten nicht

Wir trauen dem Braten daher noch nicht so recht und gehen weiterhin nicht davon aus, dass die Jahresendrallye schon begonnen hat. Da wir im „Geldanlage Premium Depot“ bereits deutlich „long“ positioniert sind, konnte unser Musterdepot in dieser Woche aber von den allgemeinen Kursgewinnen ordentlich profitieren. Mit Neuaufnahmen halten wir uns allerdings noch zurück. Wir sehen zwar keine (signifikanten) neuen Tiefs an den Aktienmärkten mehr, es dürfte aber noch einige Tage lang stürmisch bleiben.

Es bleiben Unsicherheiten im Markt

Auch weil sich die Anleger zwar Wochen- und monatelang auf das jetzige Ende der quantitativen Lockerung vorbereiten konnten, aber sie dennoch nach der Ratssitzung etwas ratlos dastehen. Denn jetzt steht die Frage nach der ersten Zinserhöhung im Raum, wozu die Fed jedoch in der Pressemitteilung zur Sitzungsentscheidung in dieser Woche nicht den erhofften deutlicheren Richtungszeig mitlieferte.

Anpassung der Geldpolitik bleibt ein dynamischer Prozess

Sie äußerte sich lediglich erneut optimistisch bezüglich der wirtschaftlichen Erholung in den USA. Das Komitee behielt auch die Formulierung bei, nach der die Zinsen nach dem Ende ihres Anleihenkaufprogramms noch „für geraume Zeit“ nahe Null verbleiben sollten, allerdings mit dem Hinweis, dass dies nur solange der Fall ist, wie die projizierte Inflationsrate sich unter der Zielmarke der Fed von 2% bewegt.
Verbraucherpreisentwicklung in den USA
(Quelle: Markt-Daten) Verbraucherpreisentwicklung in den USA

Sollten die Ziele der Fed hinsichtlich der Beschäftigung und der Inflation schon früher erreicht werden, könnten die geplanten Zinserhöhungen beim Leitzinssatz auch früher umgesetzt werden, als vom Markt bisher angenommen. Dies war erneut ein deutlicher (Warn-)Hinweis, wenn auch kein neuer.

Zumal die Notenbanker mittlerweile eine „substantielle Verbesserung am Arbeitsmarkt“ sehen und in den kommenden Monaten eine weiterhin positive Entwicklung erwarten. Die bisherige Einschätzung, wonach die Kapazitäten am Arbeitsmarkt „signifikant unterausgelastet“ sind, wurde folglich im Statement zur Zinsentscheidung fallengelassen.

USA bleiben eine der globalen Wachstumslokomotiven

Dazu passt, dass das US-amerikanische Bruttoinlandsprodukt nach erster offizieller Schätzung vom Donnerstag im dritten Quartal um 3,5% auf Quartalsvergleichsbasis (also im Vergleich zum Vorjahreszeitraum) gestiegen ist. Erwartet wurde ein Anstieg im Bereich 2,3 bis 3,1%.
quartalsweises BIP-Wachstum in den USA
(Quelle: Markt-Daten) quartalsweises BIP-Wachstum in den USA

Im Quartal zuvor konnte auf das Gesamtjahr 2014 hochgerechnet noch ein BIP-Plus von 4,6% erzielt werden, allerdings begünstigt von Nachholeffekten nach dem strengen Winter. Die weltgrößte Volkswirtschaft bleibt damit eine der globalen Wachstumslokomotiven.

US-Unternehmensgewinne wachsen im Schnitt um 8 Prozent

Dies spiegeln auch die Bilanzen wider, die die großen US-Unternehmen gerade für das dritte Quartal veröffentlichen. So haben laut Berechnungen von Thomson Reuters die 500 größten US-Firmen ihre Gewinne im Schnitt um rund 8% gesteigert. Die Umsätze legten immerhin halb so stark zu.

Keine Notwendigkeit schneller Zinserhöhungen

Insgesamt steuert die US-Wirtschaft mit den jüngsten Wachstumszahlen in diesem Jahr auf ein BIP-Plus von über 2% zu (2013: 2,2%).
jährliches BIP-Wachstum in den USA
(Quelle: Markt-Daten) jährliches BIP-Wachstum in den USA

Da die Inflation gleichzeitig wohl unter der Zielmarke der US-Notenbank von 2% bleibt, besteht für die Währungshüter keine erhöhte Notwendigkeit, einen schnellen und dynamischen Zinserhöhungszyklus in die Wege zu leiten.

USD im Vergleich zu anderen Währungen weiter stark

Derweil stärkte das FOMC-Statement den Greenback gegenüber allen anderen größeren Währungen. So auch gegenüber dem japanischen Yen. Unser Trade auf dieses Währungspaar legte damit auf über 40% Gewinn zu. Mit einem StopLoss haben wir diese Gewinne bereits abgesichert.

Alte Börsenweisheiten in Zeiten ultraleichter Geldpolitik ungültig?

Was die oben erwähnte Frage angeht, ob die alte Weisheit, dass die Börse der realwirtschaftlichen Entwicklung vorausläuft, in Zeiten einer ultraleichten Geldpolitik nicht besser ins Reich der Mythen gehört, so kommen wir zu folgender Antwort:
Das wilde hin und her an den Märkten ist das Ergebnis einer spannenden divergierenden Entwicklung. In den USA wird zwar die Geldpolitik stückweise gestrafft, wovor sich die Anleger fürchten, dafür zieht die Konjunktur aber deutlich an, was die Aktienkurse treibt. In Japan und Europa ist es genau umgekehrt. Hier fürchten sich die Anleger vor neuen Rezessionen, feiern aber immer wieder neue geldpolitische Maßnahmen. Und so spiegelt das wilde Auf und Ab der Kurse in den vergangenen Wochen nur das Wechselbad der Gefühle wider, welches die Anleger im Spannungsfeld zwischen Wirtschaftsentwicklung und Geldpolitik durchleben.

Fazit

Da wir davon ausgehen, dass am Ende die Geldpolitik in Europa genauso gut funktionieren wird wie in den USA, sind wir langfristig optimistisch. Kurzfristig bestehen aber noch gewisse Unsicherheiten, weshalb wir unser „Geldanlage Premium Depot“ nur langsam und vorsichtig weiter mit Long-Positionen auf den Aktienmarkt befüllen wollen.

(Quelle: Geldanlage-Brief, Ausgabe vom 02.11.2014)

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