Die Aktien in New York stiegen am Mittwoch um weitere 3%, da das Protokoll zur Sitzung der Federal Reserve (Fed) zeigt, dass die Bank zu einer energischen Reaktion bereit ist, da alle Teilnehmer den kurzfristigen US-Wirtschaftsausblick in den letzten Wochen als deutlich schlechter und stark unsicher ansehen. Die Fed hat ihre geldpolitische Unterstützung sowohl für die Anleihen- als auch die Kreditmärkte auf nie da gewesene Werte erhöht und könnte weitere Massnahmen zur Unterstützung des Kreditflusses in die Haushalte und kleinen Unternehmen aus ihrem Zauberhut ziehen. In der Zwischenzeit machen sich Meldungen über weitere Stellenkürzungen breit. Dieses Mal sind es die grossen japanischen Fahrzeughersteller, die sagen, dass sie tausende von Personen, die von Zeitarbeitsagenturen beschäftigt werden, eventuell nicht länger bezahlen wollen, was die bereits extrem hohen Arbeitslosenzahlen im April weiter steigen lassen sollte. Die heutigen US-amerikanischen Anträge auf Arbeitslosenunterstützung könnten einen Anstieg über 5 Mio. in der letzten Woche bestätigen, nach einem Anstieg um fast 10 Mio. in den letzten beiden Wochen. Ansonsten dürfte der Wert der University of Michigan im April auf 75 fallen, von 89.1 vor einem Monat.
Aufgrund der sich schnell verschlechternden Wirtschaft spricht man in den USA und in Europa über die Aufhebung einiger Einschränkungsmassnahmen, auch wenn die Zahl der neuen Fälle nach einem Rückgang Anfang der Woche wieder gestiegen ist. Die allgemeine Stilllegung belastet die Wirtschaften stark und führte zu erhitzten Unterhaltungen unter den Währungshütern, die zunehmend ungeduldig sind, dass die Wirtschaft wieder ihr normales Tempo erreicht. Die Zeit wird zeigen, ob die zu frühe Aufhebung von Einschränkungsmassnahmen die richtige Entscheidung ist, da das Risiko besteht, dass die Pandemie und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen in Zeit und Raum verlängert werden.
Laut einem deutschen Spitzen-Forschungsinstitut könnte die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal um einen Rekordwert von 9,8% verlangsamen und der europäische Wachstumsmotor könnte in diesem Jahr einen Rückgang von 4,2% verbuchen. Die stotternde deutsche Wirtschaft wird sicherlich die gesamte europäische Stimmung belasten, aber es gibt nicht viel, was die Regierungen tun können, ausser Geld locker zu machen. Die Europäische Zentralbank (EZB) wird den Markt weiter durch massive Käufe von Regierungsschulden komplett unterstützen. Kurzfristig scheint also alles aus Marktsicht geregelt, aber höhere Regierungsausgaben werden den EU-Ländern mittel- bis langfristig starke Kopfschmerzen bereiten. Der Euro bleibt aktuell leicht unter der Schwelle von 1,09. Heute stehen die italienischen Industrieproduktionsdaten an, die einen Rückgang von 1,7% im Monatsvergleich im Februar bestätigen könnten und das Aufwärtspotenzial unter 1,10 begrenzen könnten.
Jenseits des Kanals wurden die Pfundhändler eine Reihe an wichtigen Wirtschaftsdaten sehen, bevor sie in die Osterpause gehen. Die Produktion des verarbeitenden Gewerbes und die Industrieproduktion könnten im Februar eine leichte Verbesserung sehen, eine Folge einer Konjunkturverbesserung zum Jahresbeginn. Das BIP könnte sich von 0,0% vor einem Monat auf 0,1% im Monatsvergleich verbessert haben. Aber die Anleger wissen, dass die Daten im März einen dramatischen Rückgang zeigen werden, und die Zahlen werden wahrscheinlich im April noch schlechter, bevor sie dann zum Ende des zweiten Quartals wieder besser werden. Somit könnten ermutigende Daten die Anlegernachfrage kaum verbessern. Die Stimmung an den britischen Aktienmärkten wird wohl vom Ergebnis der OPEC+-Sitzung abhängen – das möglicherweise eine historische Senkung der gemeinsamen Produktion sein könnte und von der Marktreaktion auf diese Entscheidung.
Die Aktivität bei den FTSE-Futures (+0,95%) lässt bei Eröffnung etwas Optimismus vermuten, aber das könnte sich schnell ändern.
Die Preise an den Ölmärkten lassen vermuten, dass eine Senkung von 10 bis 15 Mio. Barrel pro Tag eventuell die Nachfrage der Anleger nicht stillen und die ersehnte nachhaltige Erholung der Ölpreise nicht auslösen kann. Das WTI-Rohöl bewegt sich um die 25 USD pro Barrel, ein leicht besserer Wert im Vergleich zu den letzten Tagen. Aber sollte die heutige Entscheidung nicht den Funken erzeugen, auf den die Ölhersteller hoffen, dann könnten wir den Preis eines Barrels in den kommenden Sitzungen zurück auf 20 USD gehen sehen. Bei 23 USD pro Barrel sehen wir unmittelbare Unterstützung.