Fast auf den Tag genau vor vier Jahren, als Advanced Micro Devices (NASDAQ:AMD) am Rande des Abgrunds taumelte, ist der Entwickler von Mikroprozessoren (CPUs) und Grafikchips auferstanden von den Toten—und seine Aktie ist um erstaunliche 1.840% gestiegen, gegenüber ihrem Stand vom Juli 2015.
Damals lag der Kurs auf einem Allzeittief von 1,61 USD.
Ganz anders im Juli 2019: Die Aktie beendete den Handel gestern zu 31,19 USD, nur 9% unter ihrem 13-Jahreshoch von 34,3 USD. Wie schaffte es AMD das Ruder herumzureißen und was könnte dies für die Zukunftsaussichten bedeuten?
Strategische Positionierung
Gegründet in 1969, stieg das Unternehmen aus Kalifornien erst in 1996 in das Geschäft mit CPUs ein. Für den Großteil des 21. Jahrhunderts waren AMDs Produkte eher am unteren Ende des Chipmarkts positioniert. Die traditionellen Kunden waren preisbewusste Computerenthusiasten. AMDs Angebote wurden als gut angesehen und häufig zu niedrigeren Preisen als Alternativen angeboten.
Diese strategische Ausrichtung machte AMD zu einer allgemein bekannten Marke in den frühen 2000er Jahren. Unglücklicherweise, auch wenn seine Produkte populär waren, verdiente AMD mit seiner Tiefpreisstrategie kaum Geld.
In 2015, als Marktführer Intel (NASDAQ:INTC) Probleme bei der Entwicklung seiner neuesten Chipgeneration hatte, sah AMDs Management eine Chance und entschied, auf die obere Preisklasse umzuschwenken, indem es Produkte entwickelt, die direkt mit Intel und NVIDIA (NASDAQ:NVDA) konkurrieren würden. Diese Wende hat AMD drei Jahre in Folge Umsatzwachstum beschert, von 2016 bis 2018, 8%, 21% und 23%.
Technologieführerschaft
Um die Wende zu höherwertigen Produkten zu schaffen, musste AMD eine erhebliche Leistungslücke zur Konkurrenz aufholen und das schnell. Dabei profitierte das Unternehmen genauso von seiner eigenen Strategie wie vom Intels Stagnation.
Intels Chips stagnierten seit 2014 im 14-nm-Prozess und in der Architektur. Ursprünglich wollte das Unternehmen in 2015 einen 10-nm-Prozessor auf den Markt bringen, traf dabei aber wiederholt auf Produktionsprobleme, sodass es die Einführung zunächst auf 2017 und dann auf das Q3 2019 verschieben musste. Zum Zeitpunkt des Artikels wird es fast fünf Jahre her sein, dass Intel bedeutende Fortschritte bei der Mikroarchitektur seiner Chips gemacht hat.
AMD auf der anderen Seite begann mit Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (NYSE:TSM) zusammenzuarbeiten und benutzt TSMCs Anlagen um die von ihm entwickelten Chips zu produzieren. Die Zusammenarbeit gab dem US-Chipentwickler einige Vorteile, insbesondere Zugang zu TSMCs 7-nm-Mikroarchitektur, die dank der feineren Struktur mehr Bauelemente auf weniger Raum und damit höhere Frequenzen und geringeren Stromverbrauch bietet.
Diese Vorteile werden nun von AMDs neuester Generation von CPUs genutzt—die am 7. Juli an den Start gehen soll—und seine Chips ähnliche Rechenleistung wie denen von Nvidia und Intel geben soll, zu geringeren Preisen. AMDs Ryzen 5 CPU soll für 199 USD in den Handel kommen, während das vergleichbare Angebot von Intel, der i9-9900k, 499 USD kostet.
Exzellente Unternehmensführung
AMDs spektakuläre Wende kann wohl einem Umstand zugeschrieben werden: der Bestellung von Lisa Su zum CEO in 2014. Eine Doktorin in Elektroingenieurwesen, wird Su als zentral für AMDs Comeback angesehen und ist verantwortlich für viele der Veränderungen bei Strategie und Herstellung.
Im vergangenen Monat nannte sie das Wirtschaftsmagazin Barron den 'World’s Best CEOs,' da sie "Intel Corp. das Leben schwer gemacht hat." Auch wenn NVIDIA unter Mitgründer Jensen Huang stark bleibt, sieht sich Intel Managementproblemen unter seinem früheren CFO und jetzt permanenten CEO Bob Swan gegenüber.
Schlussfolgerung
Aber, wie jeder Investor weiß, ist die Vergangenheit nicht notwendigerweise ein Indikator für die Zukunft. Und zum jetzigen Zeitpunkt sind AMD-Anteile nicht eben billig.
Das Unternehmen wird zum 125 fachen seines gegenwärtigen Gewinns und dem 30,7 seines erwarteten Gewinns gehandelt. Mit einem Marktwert von 34 Mrd USD wird es zudem zum 5,6 fachen seines Umsatzes von 6,1 Mrd USD in den vergangenen 12 Monaten gehandelt.
Dennoch, es scheint so als sei AMD auf dem Weg zu einem Schwergewicht zu werden, auch wenn es die Firma bislang nicht geschafft hat, ihren beiden besser etablierten Konkurrenten im oberen Ende des Marktes das Revier streitig zu machen. Dennoch mit zwei Jahren in Folge, in denen der Umsatz um mehr als 20% gewachsen ist, sieht die Zukunft vielversprechend aus.
Allerdings, angesichts des kometenhaften Anstiegs des Aktienkurses ist schwer nicht zu der Schlussfolgerung zu gelangen, dass die Investoren ein wenig übers Ziel hinausgeschossen sind. Intel und Nvidia werden ihre Marktposition nicht ohne ernsthafte Gegenwehr einfach so abgeben. Beide sind AMD immer noch weit voraus, wenn es um Reichweite, die Kriegskasse, Umsätze und Nettoertrag geht.
Intel ist mit einem Umsatz von 70,8 Mrd USD immer noch der klare Marktführer, gefolgt von Nvidia mit 10,7 Mrd USD; AMD hängt mit 6,1 Mrd USD hinterher. Ähnlich sieht es beim Nettogewinn aus, wo Intel 20,5 Mrd USD verdiente und Nvidia 3,3 Mrd USD. AMD blieb mit 272 Mio USD weit abgeschlagen.
AMD könnte seine Phönix gleiche Wachstumsgeschichte natürlich fortsetzen, aber unserer Meinung nach ist das Verhältnis von Risiko zu Gewinn derzeit einfach nicht gut genug. Man sollte einen Rückschlag abwarten, um vernünftigere Einstiegskurse für den Aufbau einer Position zu bekommen.
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