Diesen Satz hat sicherlich jeder schonmal zu hören bekommen. So wie er im Privaten gilt, so gilt er aber auch für ganze Staaten und ihre dazugehörigen Volkswirtschaften. Dennoch kann Aufschiebung einiger Dinge ein Vorteil sein, wenn man es denn richtig nutzt. Gerade in der Wirtschaft sind aufgeschobene Zahlungen in Zeiten mangelnder Liquidität eine Erleichterung, die sowohl die Privatperson als auch Unternehmen gerne annehmen. Nicht umsonst werden Kreditkarten und verzögerte Zahlungsmethoden immer beliebter. Im Kontext der Volkswirtschaft hat Argentinien nun einen zeitlichen Puffer für seine Rückzahlungen an den Internationalen Währungsfonds (IMF) bekommen, der allerdings national für einige Kontroversen sorgte, jedoch dennoch mit einer deutlichen parlamentarischen Mehrheit genehmigt wurde.
Argentinien gilt als ein wirtschaftlich extrem labiles Land. Rund alle 20 Jahre gibt es hier eine Wirtschaftskrise, während die Perioden dazwischen auch nicht wirklich von traumhaftem Wachstum geprägt waren. 1982 gingen über 400 000 Firmen jeder Größenordnung bankrott. Zwischen 1975 und 1990 kämpfte das Land mit Stagflation, was bedeutet, dass die Wirtschaft schrumpft, während Inflation und Arbeitslosigkeit zunehmen. In den 90ern wurden zwar eine Reihe von deregulierenden Maßnahmen ergriffen, führten aber wieder nicht zu Stabilität und das Land endete wieder in einer Krise. 2002 nahm das Bruttoinlandsprodukt um 20% ab, die Arbeitslosigkeit lag bei 25% und die Währung verlor 70% an Wert.
Danach wuchs die Wirtschaft einige Jahre, wenn auch nicht sonderlich nachhaltig. 2018 war das Inflationslevel wieder bei 25%, die Währung verlor 18% und der Leitzins wurde auf 27.25% angehoben. 2019 stieg die Inflation über 53%. In dieser Zeit bat das Land den IMF um Hilfe und bekam ein Hilfepaket von $45 Milliarden geschnürt. $19 Milliarden sollten dieses und weitere $20 Milliarden nächstes Jahr zurückgezahlt werden, wobei die verbleibende Summe zu einem späteren Zeitpunkt bezahlt werden sollte. Dies hat Argentinien nicht hinbekommen. Nun wurde die Rückzahlungsfrist auf 2026 geschoben – davor hat Argentinien erstmal Ruhe. Aber aufgeschoben ist eben nicht aufgehoben.
Mit der ausstehenden Summe ist Argentinien der größte Kreditnehmer des IMF und das nicht zum ersten Mal. In der Weltwirtschaft ist das Land als schlechter Kreditnehmer bekannt. Insgesamt 5-mal konnte das Land seine Schulden nicht mehr begleichen – mehr als jedes andere Land. Auch die Währung wurde insgesamt 5-mal gewechselt. Wenn hier nicht irgendwann die geldpolitische Kurve gekratzt wird, kann auch der 5 eine 6 werden. Die Sorgen werden also mit dem jüngsten Aufschub nicht kleiner, auch wenn man zumindest etwas aufatmen dürfte.
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