Nach einer taubenhaften Pressekonferenz der Europäischen Zentralbank am Donnerstag geriet der Euro gegen andere wichtige Währungen unter Druck. Diese Schwächephase setzte die Gemeinschaftswährung am Freitag vor dem Hintergrund schwacher Einkaufsmanagerindizes aus der Eurozone ungebremst fort. Gleichzeitig bestätigten die jüngsten Umfragen Mario Draghi in seinen Aussagen, dass man beim Ausblick für die Konjunktur in der Eurozone zunehmend Vorsicht sei.
Bizarr, aber wahr: EZB-Mitglied Nowotny sagte heute, dass die Wachstumsaussichten "weitgehend ausgeglichen" sind und das, obwohl der jüngste Ausverkauf an den Aktienmärkten und die Herabstufungen des Konjunkturausblicks durch die EZB eigentlich etwas anderes nahelegen.
Tatsächlich hat die EZB erst gestern in ihrer geldpolitischen Erklärung geschrieben, dass sich das "Gleichgewicht der Risiken aufgrund der anhaltenden Unsicherheiten im Zusammenhang mit geopolitischen Faktoren, der Gefahr des Protektionismus, der Schwachstellen in den Schwellenländern und der Volatilität der Finanzmärkte nach unten gerichtet" ist. Angesichts dieser und der heutigen enttäuschenden Daten aus der Eurozone muss man sich also fragen, wie Nowotny zu so einer Fehleinschätzung kommen konnte.
Die heutigen Konjunkturumfragen aus der Eurozone haben dazu beigetragen, die Befürchtungen über die Gesundheit der Wirtschaft der Eurozone zu verschärfen. Laut den Einkaufsmanagerindizes von Markit ist der französische Privatsektor zum ersten Mal seit 2016 wieder geschrumpft. Der PMI des verarbeitenden Gewerbes rutschte unter die Wachstumsschwelle von 50 auf 49,7, während der Dienstleistungssektor von 55,1 auf 49,6 fiel. Dies war das erste Mal seit zweieinhalb Jahren, dass die Wirtschaftstätigkeit in Frankreich zurückgegangen ist. Auch in Deutschland sieht die Situation nicht sehr viel besser aus. Der PMI des verarbeitenden Gewerbes rutschte von zuvor 51,8 auf 51,5 und damit auf den tiefsten Stand seit 33 Monaten, während sich der Dienstleistungssektor leicht abkühlte. Kein Wunder, dass sich die Schwäche in dem Gesamtindex der Eurozone widerspiegelte, der von 52,7 im November auf 51,3 fiel, da sich sowohl das Wachstum im verarbeitenden Gewerbe als auch im Dienstleistungssektor verlangsamte.
Da der Euro aufgrund schwacher Datensätze und der japanischen Yen inmitten der anhaltenden Volatilität an den Aktienmärkten und im Vorfeld der geldpolitischen Entscheidung der Bank of Japan nächste Woche fällt, befindet sich die EUR/JPY wieder am unteren Ende der Range, in der er seit mehreren Wochen festsitzt. Könnten wir angesichts der oben genannten Entwicklungen nun einen Breakout sehen? Ein möglicher Bruch unter die Trendlinie bei 128,00 könnte dazu führen, dass das Paar unter das Novembertief bei 127,50 rutscht. Danach wäre der Weg in Richtung Oktobertief bei 126,60 und 124,60 frei. Umgekehrt würden die Bullen wieder Höhenluft schnuppern, sofern es ihnen gelingt, das jüngste Verlaufshoch bei 130,15 zu überspringen.