Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0760 (06:36 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0653 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 109,92. In der Folge notiert EUR-JPY bei 118,27. EUR-CHF oszilliert bei 1,0533.
Ein Ende mit Schrecken ist besser als ein Schrecken ohne Ende!
Die Politik in China war bisher erfolgreich. Sie war deswegen erfolgreich, weil massiv agiert wurde. Dazu gehörte die Ausgangssperre.
Der Westen hat zögerlich agiert. Die Folgen der Pandemie wurden unterschätzt. Jetzt gilt es, nicht nur bezüglich der Vorgehensweise im medizinischen Sektor (siehe Forex Report vom 19. März), sondern auch bei der Vorgehensweise im öffentlichen Raum die Maßnahmen Chinas zu adaptieren, um den erkennbaren Erfolg Chinas auch hier zu gewährleisten. Ergo fordern wir jetzt die Ausgangssperre. Damit nicht genug, sie sollte in der gesamten EU verfügt werden.
Zwei bis drei Wochen Stillstand sollten die Erfolge Chinas forcieren. Den Unternehmen im industriellen Sektor schlagen wir vor, in Abstimmung mit den Gewerkschaften die Sommerpause jetzt in den März zu verlegen. Das wäre smart!
Sollte die Politik mildere Wege als die Ausgangssperre gehen, bliebe das latente Bedrohungsszenario durch COVID 19 Garant für unterproportionale Wirtschaftsleistung, stärkeren Verfall der öffentlichen Haushalte und mögliche gesellschaftliche Entfremdung. Anders ausgedrückt liefert das markante Reaktionsmuster eine viel schnellere Genesung der Volkswirtschaft mit entsprechenden positiven Nebeneffekten als jedes andere Szenario.
Auch hier liefert China Anschauungsmaterial. Dort wird die Produktion jetzt wieder hochgefahren. Die ökonomische Paralyse hat sechs Wochen gedauert. Vor diesem Hintergrund beteiligen wir uns bewusst nicht am Wettbewerb, die apokalyptischsten BIP-Prognosen laut feil zu bieten.
Wir sind hier keine Mediziner oder Virologen. Wir beschäftigen uns mit Zahlen. Die uns zur Verfügung stehenden Zahlen bezüglich des Potentials des Gesundheitswesens weisen den Weg, den China gewählt hat. Ich bedanke mich bei Christian Buntrock für die Zulieferung.
Zu den Fakten:
Der Blick auf die Zahlen des deutschen Gesundheitssystems kann grundsätzlich beruhigen. Deutschland verfügt über rund 28.000 Intensivbetten, etwa 24.000 sind belegt. Nachdem die Kliniken angewiesen worden sind, planbare und nicht notwendige Operationen zu verschieben, dürfte sich die Zahl der freien Betten auf etwa 5000 erhöhen. Zusätzlich werden derzeit neue Kapazitäten geschaffen (z.B. Bad Pyrmont). Es steht also mehr im Raum.
Bis zu 90% der Infizierten entwickeln laut Medizinern milde oder gar keine Symptome (unter ihnen EU-Chef-Unterhändler Michel Barnier). 10% - 15% würden klinisch spürbar krank. Bei circa 5% ist eine Behandlung auf der Intensivstation erforderlich.
- Deutschland Einwohnerzahl: 83.100.000
- Durchseuchungsrate bis zur Herdenimmunität: 70%
- Anzahl der Erkrankten bis zur Immunität: 58.170.000
- Anzahl der Intensivpatienten (laut FAZ-Artikel): 1%
- Angenommene Anzahl der Wochen bis zum Stillstand: 104 (2 Jahre)
- Anzahl der benötigten Betten auf IST bei Gleichverteilung: 581.700
- Anzahl vorhandener Betten (laut FAZ Artikel): 5.000
- Fehlende Betten bei Gleichverteilung pro Woche: 593
Quelle FAZ-Artikel: https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundheit/coronavirus/mediziner-ueber-die-coronavirus-epidemie-und-krisenkommunikation-16683776.html
Diese Betrachtung ist in zwei Aspekten anfechtbar. Einerseits ist eine Gleichverteilung in der Tendenz Wunschdenken. Es ist eine mathematisch zulässige Betrachtung, die aber gerade im Hinblick auf die aktuelle Virulenz unwahrscheinlich ist. Die anekdotische Evidenz aus Norditalien, dem Elsass und aus Madrid unterstreicht diese Schwäche.
Andererseits eröffnet die anekdotische Evidenz auch, dass jetzt überall pragmatische Lösungen gefunden werden, indem Kapazitäten umgewidmet werden. Festzuhalten bleibt, dass verantwortliches Handeln gefragt ist.
Fakt ist, dass wir wegen zu später Reaktion mit dieser temporären Krise in dieser Form konfrontiert sind. Wir können daraus eine zweijährige temporäre Krise machen, in der das Virus den Takt vorgibt oder den Weg Chinas gehen, wo man sich den Taktstock wieder aneignet!
Fazit. Ausgangssperre jetzt mindestens für zwei Wochen!
Aktuelle Lage zur Ausbreitung:
Quelle: https://gisanddata.maps.arcgis.com/apps/opsdashboard/index.html#/bda7594740fd40299423467b48e9ecf6
Coronavirus global: Die Zahl der Infizierten legte um 25.708 auf 244.523 zu. Die Zahl der Genesungen stieg um 1.912 auf 86.026, während die Zahl der Todesfälle um 1220 auf 10.030 zunahm. Damit liegt die Zahl der akuten Fälle bei 148.467 (Vortag 125.891).
In Europa nahm die Zahl der Infizierten um 18.513 auf 109.298 zu. Die Zahl der Genesungen nahm um 425 auf 5.892 zu, während die Zahl der Todesfälle um 989 auf 5.015 stieg. Ergo liegt die Zahl der akuten Fälle bei 98.391 (Vortag 81.292).
In den USA hat sich die Zahl der Infizierten um 4.835 auf 14.250 erhöht. 121 Genesungen sind zu verzeichnen (Vortag 106). Die Zahl der Todesfälle liegt bei 205 (Vortag 150). Es ergeben sich 13.924 akute Fälle (Vortag 9.159).
In Hubei/Wuhan verharrte die Zahl der Infizierten bei 67.800. Die Zahl der Genesungen nahm um 703 auf 58.381 zu. Es kam zu weiteren 2 Todesfällen (aktuell 3.132). Damit gibt es derzeit noch 6.287 akute Fälle (Vortag 6.992).
Der globale Diskontierungsfaktor fällt weiter sportlich:
In den letzten 24 Handelsstunden kam es zu folgenden Zinsmaßnahmen: Die Bank of England senkte den Leitzins von 0,25% auf 0,10% auf ein Allzeittief. Südafrikas Zentralbank senkte die Prime Rate von 9,75% auf 8,75% und die Repo Rate von 6,25% auf 5,25%. Die Zentralbank der Philippinen verringerte den Leitzins von 3,75% auf 3,25%. Die Zentralbank Taiwans verfügte eine Diskontsatzsenkung von 1,375% auf 1,125%. Die Zentralbank Indonesiens verringerte die Lending Facility Rate von 5,50% auf 5,25%.
Fazit: Diese Zinssenkungen werden anhalten und dauerhafter sein, als derzeit antizipiert. Das Thema Anlagenotstand wird absehbar viel virulenter als es je gewesen ist!
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:
Eurozone: IFO-Index stürzt ab!
Die Bauleistung stieg in der Eurozone per Berichtsmonat Januar im Monatsvergleich um 3,61% nach -1,82% im Vormonat (revidiert von -3,10%). Der Index des Verbrauchervertrauens der Niederlande verharrte per März bei -2 Punkten. Der IFO-Index brach per März auf 87,7 nach zuvor 96,0 Punkten ein (vorläufige Ergebnisse) und markierte damit den niedrigsten Wert seit August 2009. Es war der stärkste Rückgang seit 1991.
USA: Schwächesignale
Das Leistungsbilanzdefizit stellte sich per 4. Quartal 2019 auf 109,8 Mrd. USD nach zuvor -125,4 Mrd. USD (revidiert von -124,1 Mrd. USD). Die Arbeitslosenerstanträge stiegen per Berichtswoche 12. März deutlich von zuvor 211.00 auf 281.000 an (Prognose 220.000) und markierten den höchsten Wert seit September 2017. Der Philadelphia Fed Business Index kollabierte von 36,7 auf -12,7 Punkte (Prognose 10,0) und verzeichnete den stärksten Einbruch der Index-Historie. Der Index der Frühindikatoren nach Lesart des Conference Board stieg per Februar um 0,1% (Prognose 0,1%) nach zuvor 0,7% (revidiert von 0,8%).
Russland: Keine Beanstandungen!
Die Devisenreserven legten per Berichtswoche 13. März von zuvor 577,8 auf 581,0 Mrd. USD zu und verzeichneten den höchsten Stand seit August 2008 (historischer Höchststand bei 598,1 Mrd. USD per August 2008).
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.1220 - 1.1250 neutralisiert den positiven Bias des USD.
Bleiben Sie gesund & viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH
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