Ob wir nun ein Papiertaschentuch wollen und nach einem Tempo fragen, unser Essen zur Aufbewahrung in eine Tupperdose packen, nach möglichen Urlaubsorten googeln, uns im Park ein Frisbee zuwerfen, mit einem Jeep offroad unterwegs sind, unsere Lippen mit einem Labello pflegen oder nach der letzten heftigen Partynacht eine Aspirin einwerfen – viele sogenannte Deonyme sind heute fest in unser aller Wortschatz verwurzelt. Die dazugehörigen Unternehmen haben es also geschafft – zumeist mit cleverer Kommunikation – ihre Markennamen zu allgemeingültigen Bezeichnungen zu transformieren. Aus Marketing-Sicht lässt sich die Etablierung eines Deonyms durchaus als der Heilige Gral bezeichnen, rühren wir alle doch mit der Verwendung dieser Begrifflichkeiten für die jeweiligen Unternehmen ganz nebenbei, und zudem unentgeltlich, tagtäglich die Werbetrommel. Man sollte also davon ausgehen, dass wenn ein Produkt den Status eines Deonyms erreicht hat, es für das Unternehmen die oberste Priorität sein dürfte, diesen aufrechtzuerhalten. Doch wie sich in den vergangenen Monaten und Jahren bereits ein ums andere Mal feststellen ließ, hat Tesla-Chef Elon Musk ab und an seine ganz eigene Sicht auf die Dinge…
Musk möchte aus Twitter ein westliches WeChat machen
Die Begrifflichkeit Tweeten, zu Deutsch: Zwitschern, hat sich seit der Gründung des Kurznachrichtendienstes Twitter im Jahr 2006 zu einem Deonym für das Publizieren kurzer Textnachrichten entwickelt, sogar im Duden – übrigens ebenfalls ein Deonym – findet sich das Verb wieder, inklusive einer ausführlichen Konjugationstabelle. Elon Musk, der Twitter letzten Oktober für rund $44 Milliarden gekauft, in der Folge einen Großteil der Mitarbeiter entlassen und die (zuvor auf der Plattform in großem Maße betriebene) Zensur deutlich zurückgeschraubt hatte, scheint sich jedenfalls nichts aus Deonymen zu machen. Quasi über Nacht änderte der 52-jährige Südafrikaner den Namen der Microblogging-Plattform am Sonntag auf X.com respektive X. Auch das weltbekannte Twitter-Logo ist passé, statt einem weißen Vogel auf hellblauem Grund prangt nun ein schwarzes „X“ auf der Webseite des Kurznachrichtendienstes (www.x.com). Laut Musk sollen Tweets zukünftig als X’s bezeichnet werden. Zuvor hatte Musk den Twitter-Mutterkonzern bereits in The X Corporation umbenannt. Am Samstagabend teilte der Multimilliardär der Öffentlichkeit mit, dass mit dem Abschied vom alten Corporate Design auch der Weg hin zu einer Multifunktionsapp nach Vorbild des chinesischen WeChat geebnet werden soll.
Zahlungsabwicklung, Online-Marktplatz und Krypto-Transaktionen
Musk hatte in den vergangenen Monaten immer wieder darauf hingewiesen, dass er mit Twitter Großes vorhabe. Zukünftig soll die Funktionalität der Plattform weit über das Microblogging hinausgehen, unter anderem sollen Zahlungsabwicklungen sowie ein Online-Marktplatz in die Anwendung implementiert werden. In diesem Zusammenhang wurde kürzlich auch bekannt, dass Twitter Payments LLC Lizenzen zur Abwicklung von Krypto-Zahlungen in mehreren nordamerikanischen Bundesstaaten beantragt und teils auch bereits erhalten hat. Krypto-Twitter – zukünftig wohl Krypto-X – spekulierte in der Folge darüber, ob Musk möglicherweise einen eigenen Coin launchen könnte, mit welchem dann auf der neuen X-Plattform bezahlt werden kann.
Musks „X-Idee“ ist übrigens keine neue.1999 wurde der heutige Zahlungsdienstleistungsriese PayPal (NASDAQ:PYPL) unter den Namen X.com ins Leben gerufen, auf Druck der Mitgründer wurde das Unternehmen später jedoch in PayPal umbenannt.
Für mehr aktuelle Inhalte, Prognosen und Einblicke klicken Sie bitte hier!