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Außer Athens Regierung sieht niemand eine nahe Lösung

Veröffentlicht am 02.06.2015, 11:36

Erst vor einer Woche lag das Hauptthema in unserem kostenlosen Börsennewsletter „Geldanlage-Brief“ wieder einmal auf Griechenland. Und das hochverschuldete Land kam dabei nicht sonderlich gut weg (siehe: „Griechenlands Staatsfinanzen – Meldungen werden immer kurioser“). Leider müssen wir erneut den Fokus auf dieses Problem lenken, denn es hat Auswirkungen auf die Börsenkurse, die Zeit rennt und außer Griechenland selbst scheint niemand eine nahende Lösung zu sehen.

Nun warnt auch der Chef des ESM vor einer Pleite Griechenlands


Nachdem Athens Innenminister Nikos Voutsis Zweifel geäußert hatte, dass sein Land die im kommenden Monat anstehende Schuldenrückzahlung von 300 Millionen Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) leisten kann, warnte nun auch der Chef des Europäischen Rettungsschirms ESM (Europäischer Stabilitätsmechanismus), Klaus Regling, vor einer dann wahrscheinlichen Staatspleite Griechenlands.
Eine einzige nicht gezahlte Rate an den IWF wäre aus seiner Sicht bereits sehr gefährlich, weil dies auch Auswirkungen auf andere Gläubiger wie den ESM hätte. Der Rettungsschirm zum Beispiel vergibt nur dann Kredite, wenn Reformen umgesetzt werden. Diese verweigert die neue griechische Regierung allerdings bislang weitestgehend.

Die Knackpunkte im Schuldenstreit


Knackpunkte im Schuldenstreit sind insbesondere Mehrwertsteuer, Renten, Arbeitsmarktreformen und die Ziele für den sogenannten Primärüberschuss. Die EU ist zwar laut Medienberichten bereit, einen Überschuss von 1,0 bis 1,5 % zu akzeptieren – bislang war ausgemacht, dass Griechenland in diesem Jahr einen Primärüberschuss von 3 % und in den kommenden Jahren einen von 4,5 % erzielt, um seine Schulden langsam abbauen zu können – aber die griechische Regierung müsste noch mehr Anstrengungen unternehmen, um selbst dieses reduzierte Ziel zu erreichen.

Wann muss Griechenland wie viel an wen zahlen?


Auf unserer Facebook-Seite haben wir bereits am vergangenen Dienstag eine sehr aufschlussreiche Grafik veröffentlicht. Darin wird unter anderem die Frage beantwortet, wann genau Griechenland wie viel an wen zahlen muss. Auch vermerkt ist dort zum Beispiel der 5. Juni, an dem Athen die oben bereits genannte weitere Kredittranche von knapp 300 Millionen Euro an den IWF zurückzahlen muss. Neben dieser Rate ist am 12. Juni eine weitere in Höhe von 347 Millionen Euro fällig und am 16. Juni und 19. Juni sind zwei Tranchen in Höhe von 578 Millionen Euro und 347 Millionen Euro zu zahlen – alle jeweils an den IWF.

Mit einem Trick ist ein Zahlungsaufschub möglich


Dass die Europartner nicht gewillt sind, Griechenland zu helfen, kann wohl kaum jemand behaupten. Denn jüngst hatte man den Griechen sogar noch einen Trick verraten, mit man einen Zahlungsaufschub erwirken kann. Ein hochrangiger Vertreter der Eurozone verriet der Nachrichtenagentur Reuters, dass die Regierung in Athen alle Rechnungen des IWF im Juni zusammennehmen und erst Ende des Monats begleichen könne. Dies sei allerdings nur möglich, wenn es eine glaubhafte Perspektive für den Abschluss der Gespräche im Schuldenstreit gebe.

Griechen ziehen verstärkt Geld von Bankkonten ab


Diese sehen aber selbst die griechischen Bürger nicht, denn sie ziehen derweil verstärkt Geld von ihren Bankkonten ab – aktuell täglich im Schnitt 300 Millionen Euro bzw. 1,5 Milliarden Euro pro Woche. Insidern zufolge wurden alleine im April 5 Milliarden Euro von den Banken abgehoben, nach 1,9 Milliarden im März. Für die vergangenen sechs Monate summieren sich die Abhebungen auf ca. 35 Milliarden Euro.

Trotzdem verweigerte die EZB weitere ELA-Hilfen


Obwohl die Kreditinstitute dadurch massive Liquiditätsprobleme haben, verweigerte die EZB am Mittwoch eine Erhöhung der ELA-Hilfen (ELA = Emergency Liquidity Assistance), welche bislang einen Zusammenbruch des griechischen Bankensystems verhindern. Die EZB dürfte damit den Druck auf die griechische Regierung weiter erhöhen, endlich eine Einigung zu finden. Ansonsten bleiben Tsipras & Co. nur die Möglichkeit, Kapitalkontrollen einzuführen, um einen Bankencrash zu verhindern.

IWF schließt Grexit nicht mehr aus


Auch der Internationale Währungsfonds schließt jedenfalls inzwischen ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Euroraum ausdrücklich nicht mehr aus. Der Austritt Griechenlands sei eine Möglichkeit, sagte IWF-Chefin Christine Lagarde kürzlich der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Ein solcher Schritt wäre nach ihren Worten „kein Spaziergang“, würde aber „wohl nicht das Ende des Euro“ bedeuten. Lagarde widersprach in diesem Zuge auch griechischen Äußerungen, wonach die Verhandlungen mit den „Institutionen“ (IWF, EU-Kommission und Europäische Zentralbank) kurz vor dem Abschluss stünden. Offenbar sieht außer der griechischen Regierung selbst niemand die Verhandlungen auf der Zielgeraden.

Tickende Zeitbombe für die Finanzmärkte


Unser Fazit fällt entsprechend im Vergleich zur Ausgabe vor einer Woche, in der wir auch über die Finanzprobleme der Ukraine berichteten, unverändert aus: „Keine Frage, die Zahlungspläne von Griechenland und der Ukraine sollten aufhorchen lassen. Hier ist noch viel Sprengstoff für die Finanzmärkte drin. Entsprechend sind Kurskapriolen weiterhin möglich.

(Quelle: Geldanlage-Brief, Ausgabe vom 31.05.2015)

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