Saudi-Arabien investiert viel in den Bergbau – und will perspektivisch die nachgelagerte Wertschöpfungskette abdecken. Geologische Daten, finanzielle Anreize und Ausschreibungen sollen auch internationale Akteure anlocken.
Ein genauerer Blick auf die Zahlen ist notwendig. Laut der Statistikbehörde General Authority for Statistics (GASTAT) sank die Wertschöpfung des Bergbaus und der Gewinnung von Steinen und Erden im Jahr 2023 um 9,2 %. Dies ist jedoch auf einen Rückgang des Erdöl- und Erdgasbergbaus um 9,4 % zurückzuführen. Abseits davon stieg die Wertschöpfung des "sonstigen Bergbaus und der Gewinnung von Steinen und Erden" im Jahr 2023 um 5,7 %.
Saudi-Arabien taxiert Bodenschätze auf 2,5 Bio. USD
Für die kommen Jahren wird für den saudi-arabischen Bergbausektor eine erhebliche Expansion erwartet. Bergbau spielt bei den Diversifizierungsbemühungen des Golfstaats eine zentrale Rolle. Das National Industrial and Mining Information Centre schätzt die Bodenschätze des Landes auf einen Wert von 2,5 Billionen USD. Dies stellt eine deutliche Erhöhung gegenüber den noch 2022 geschätzten 1,2 Billionen USD dar.
Unter den jüngsten Entdeckungen mit Wachstumspotential für die kommenden Jahre sind bedeutende Goldreserven entlang einer 100 km langen Strecke südlich der bestehenden Mansourah-Massarah-Goldmine im Gouvernement Al Khurmah in der Region Makkah.
Eine zentrale Rolle kommt dabei der staatlichen Bergbaugesellschaft Saudi Arabian Mining Company (Ma’aden) zu, die die Entdeckung im Dezember 2023 bekannt gegeben hatte. Das Unternehmen plant für dieses Jahr ein umfangreiches Bohrprogramm im Bereich Mansourah-Massarah. Die dortigen Reserven werden auf sieben Millionen Unzen geschätzt, mit einer jährlichen Produktionskapazität von 250.000 Unzen.
Ma’aden hatte bereits 2022 ein Explorationsprogramm eingeleitet. Das Ziel: Die Ressourcenbasis des Landes entwickeln, eine Rohstoffproduktionslinie aufbauen und damit die Diversifizierung der Wirtschaft unterstützen.
Bergbau soll zur dritten Säule der Volkswirtschaft werden
Die Regierung will die Explorations- und Bergbautätigkeit im Land beschleunigen. Deshalb hatte das saudische Ministerium für Industrie und Bodenschätze im Januar 2024 Absichtserklärungen mit vier Ländern – Ägypten, Marokko, der DR Kongo und Russland – unterzeichnet, die gemeinsame Initiativen und Wissenstransfer ermöglichen sollen.
Zudem wurden durch das Ministerium Geldmittel im Umfang von 182 Millionen USD zur Verfügung gestellt, mit denen die Mineralexploration im Land unterstützt werden soll. Die Mittel sollen auch dazu dienen, Explorationsunternehmen im frühen Stadium ihrer Arbeit zu unterstützen. Den Bedingungen zufolge wird der Saudi Industrial Development Fund bis zu 75 % der förderfähigen Projektkosten abdecken.
Im Januar 2022 hatte das Ministerium die Initiative "Accelerated Exploration" ins Leben gerufen. Diese soll Explorationsprozesse beschleunigen und Investitionen anziehen. Anfang April hatte das Ministerium sechs neue Investitionsmöglichkeiten im Bergbau für lokale und internationale Investoren angekündigt.
So wurden Explorationslizenzen für Gold-, Kupfer-, Zink-, Blei- und Silbererze mit einer Gesamtfläche von mehr als 940 km2 ausgeschrieben. Offen stehen Explorern unter anderem das Gebiet "Makman Hijab" in Riad, "Al-Mihah" in Mekka und die Gebiete "An-Nimas" und "Al-Hajirah" in Asir.
Eine wichtige Rolle bei der Exploration der Ressourcen spielt der Saudi Geological Survey. Die Behörde liefert hochauflösende geologische Daten und Luftaufnahmen.
Das kapitalstarke Königreich will perspektivisch mehr sein als ein Rohstoffproduzent. Der strategische Ansatz für den Bergbausektor unterteilt sich deshalb in drei Phasen. Bergbauaktivitäten sind in Phase 1 angesiedelt. Hier geht es um Explorationsarbeiten zur Bestimmung von Vorkommen und die Entwicklung von Minenprojekten.
In der zweiten Phase sollen auch Weiterverarbeitungsprozesse wie Raffination und Schmelze zur Herstellung von Basismaterialien aufgebaut werden, in Phase 3 dann auch Halbfabrikate und Fertigprodukte.
Die Bemühungen um den Bergbau des Landes sind im Kontext der 2016 verabschiedeten Strategie "Vision 2030" zu verstehen. Saudi-Arabien will die Abhängigkeit vom Öl- und Gassektor reduzieren und andere Wirtschaftssektoren aufbauen.