Der Bergbau wird zur Schlüsselbranche für die angestrebte Dekarbonisierung. Dies wird auch bei den Bewegungen des Kapitals immer deutlicher: Mining IPOs laufen gut – und zwar in Kanada genauso wie in Indonesien.
"Wir befinden uns in der Anfangsphase eines neuen Bergbauzyklus" – sagt jedenfalls PI Financial Kapitalmarktleiter Jeremiah Katz. Katz zufolge ist "offensichtlich, dass die Elektrifizierung von Fahrzeugen zu einem erheblichen Kupferbedarf sowohl bei der Fahrzeugproduktion als auch bei der Modernisierung des Stromnetzes" führen werde. Die Bergbauindustrie müsse aufholen, um mit der steigenden Nachfrage Schritt zu halten.
Kanada: Mehr als 70 % des IPO-Sektors entfallen auf den Materialsektor
Für diesen Aufholprozess braucht es Kapital – und dieses Kapital wird gerade eingeworben. Das zeigt ein Blick auf den kanadischen IPO-Markt. Acht der zehn größten Börsengänge entfielen auf Unternehmen des Materialsektors. Ganz vorn lag die Emission von Capstone Copper über 327 Mio. CAD.
Auf Unternehmen des Sektors entfallen seit Beginn des Jahres 71 % der Gesamteinnahmen aller Unternehmen an der Toronto Stock Exchange. An der TSX-Venture Exchange, wo Unternehmen mit niedriger bis mittlerer Marktkapitalisierung gehandelt werden, sind es sogar 75 %.
Damit fällt es Unternehmen aus dem Bereich Bergbau sehr viel einfacher, Investoren von der Bereitstellung von Kapital zu überzeugen als anderen Branchen. Insgesamt ist das IPO-Volumen an der Toronto Stock Exchange im Vergleich zum letzten Jahr um 7,5 % zurückgegangen.
Mehr Börsengänge bzw. Kapitalerhöhungen erwarten Rohstoffanalysten auch für den Edelmetallbereich. Gordon Lawson, Analyst bei Paradigm Capital, verweist auf die weiter hohen Preise insbesondere für Gold. Stiegen die Preise, zöge dies auch immer mehr IPOs an.
Viele IPOs trotz schwacher Weltkonjunktur
Die rege Investitionstätigkeit ist vor dem Hintergrund der schwachen Weltkonjunktur umso bemerkenswerter. So rechnet das Institut der deutschen Wirtschaft in diesem Jahr mit einer globalen Zunahme des Bruttoinlandsprodukts um lediglich 2 %, nachdem der Zuwachs auch 2020 mit 3 % bescheiden ausfiel. Die Wirtschaft im Euroraum soll um 0,5 %, die in den USA um 0,75 % wachsen.
Selbst die chinesische Konjunktur springt nur sehr langsam wieder an und dürfte laut IW in diesem Jahr um 4 % zulegen. Vergleichsweise schwache Konjunkturdaten aus der Volksrepublik im Frühjahr dürften auch in der Bergbaubranche auf die Stimmung gedrückt haben. Deutlich wurde dies an der schwachen Entwicklung des Kupferpreises, der als besonders konjunkturabhängig gilt.
Indonesien feiert reihenweise Bergbau-IPOs
Doch nicht nur in Kanada sind Unternehmen aus dem Bergbausektor gefragte Börsenneulinge. Eine regelrechte IPO-Erfolgsstory ereignet sich gerade in Indonesien. Besonders ein Sektor profitiert von der wachsenden Nachfrage nach Batteriemetallen: Nickel. Die Regierung will möglichst große Teile der Wertschöpfungskette vom Nickelabbau bis zur Batterieproduktion im eigenen Land halten. Der Export von rohem Nickel wurde 2019 sogar eingestellt.
Nun herrscht in Jakarta regelrechte Goldgräberstimmung. Die Börsengänge begannen im ersten Quartal. Im April schließlich ging mit Harita Nickel ein Großbetrieb aufs Parkett – und wurde prompt mit 5,5 Milliarden USD bewertet. Das Unternehmen produziert jedes Jahr mehr als 60.000 t Nickel. Ebenfalls im April ging Merdeka Battery Materials an die Börse – und konnte rund 592 Millionen USD einsammeln.
Nun kündigte der indonesische Kupferproduzent Amman Mineral Internasional sein Listing für Ende Juni/Anfang Juli an. Das Ziel: Gut 880 Millionen USD Kapital aufnehmen. Mit den Einnahmen soll unter anderem eine Kupferhütte auf der Insel Sumbawa fertiggestellt werden. In die Schmelzanlage werden 983 Mio. USD investiert. Das soll reichen, um fortan jährlich 220.000 t Kupferkathoden produzieren zu können.