Rüstungsbranche im Umbruch: Wie KI den Markt neu verteilt

Veröffentlicht am 20.02.2025, 07:17

Seit einigen Monaten bezeichne ich das zunehmend angespannte geopolitische Klima als den "neuen roten Kalten Krieg" – ein Konflikt, in dem nicht mehr nur Kampfjets und Atomwaffen im Mittelpunkt stehen, sondern vor allem die Künstliche Intelligenz (KI). Die USA und ihre geopolitischen Rivalen, allen voran Russland und China, tragen diesen Wettstreit auf einem neuen Schlachtfeld aus.

Die Zahlen sprechen für sich: Laut einem Research-Unternehmen wird der weltweite KI-Markt im Luft- und Raumfahrt- sowie Verteidigungssektor von derzeit rund 28 Mrd. USD bis 2034 auf 65 Mrd. USD anwachsen. Das entspricht einer soliden durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 9,91 %. Besonders dynamisch entwickelt sich der Markt in Nordamerika, das mit 10,43 Mrd. USD den größten Anteil hält und mit 10,02 % pro Jahr sogar noch etwas stärker wächst.

Marktvolumen im Markt für Luft- und Raumfahrt und Verteidigung

Der kometenhafte Aufstieg von Palantir

Die traditionelle Hierarchie im Verteidigungssektor wird derzeit grundlegend neu geordnet.

Ein besonders eindrucksvolles Beispiel dafür ist Palantir Technologies (NASDAQ:PLTR). Das auf Künstliche Intelligenz spezialisierte Unternehmen wurde 2003 unter anderem von Peter Thiel gegründet und nach einem magischen Artefakt aus Der Herr der Ringe benannt. In diesem Jahr konnte die Aktie bereits um 61 % zulegen, nachdem sie im Jahr 2024 um satte 340 % gestiegen war.

Gleichzeitig geraten etablierte Verteidigungsriesen wie Lockheed Martin (NYSE:LMT), Northrop Grumman (NYSE:NOC) und General Dynamics (NYSE:GD) zunehmend unter Druck. Ihr kombinierter Marktwert liegt mittlerweile unter dem von Palantir – ein deutlicher Wandel in einer Branche, die lange Zeit von wenigen Großkonzernen dominiert wurde. Shyam Sankar, Chief Technology Officer von Palantir, bezeichnete den aktuellen Wettbewerb zwischen den USA und China kürzlich als nichts weniger als ein „KI-Wettrüsten“.

Marktkapitalisierung von Palantir übersteigt nun den kombinierten Wert von LMT, NOC und GD

Ein weiterer entscheidender Faktor in dieser Entwicklung ist Elon Musks Initiative "Department of Government Efficiency" (DOGE), die darauf abzielt, Kosten im staatlichen Beschaffungswesen drastisch zu senken. Das könnte einen tiefgreifenden Modernisierungsschub für den Verteidigungssektor bedeuten – mit dem Fokus auf Software, autonome Systeme, Drohnen und Robotik, anstatt auf klassische militärische Hardware.

DOGE hat bereits spürbare Auswirkungen: Die Aktien traditioneller Rüstungsunternehmen stehen unter Druck, während neue Akteure wie SpaceX, OpenAI und Anduril Industries zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Vizepräsident Vance setzt sich in Paris für KI ein

Dieser Wandel geschieht nicht im luftleeren Raum. Die Trump-Administration, mit Vizepräsident JD Vance an ihrer Seite, treibt die Entwicklung Künstlicher Intelligenz aktiv voran – und verfolgt dabei einen deutlich anderen Kurs als viele europäische Verbündete.

Auf dem AI Action Summit in Paris vergangene Woche stellte Vance klar, dass die USA nicht zulassen werden, dass übermäßige Regulierung die Innovation in diesem Schlüsselbereich ausbremst. „Gerade unsere europäischen Freunde sollten dieser neuen Entwicklung mit Optimismus begegnen – nicht mit Angst“, sagte er vor einem hochkarätigen Publikum aus führenden Politikern, CEOs und Wissenschaftlern aus über 100 Ländern.

Diese wachstumsorientierte Haltung hat bereits positive Auswirkungen auf US-Chiphersteller wie Intel (NASDAQ:INTC), dessen Aktie in der vergangenen Woche um mehr als 23 % gestiegen ist – beflügelt durch die Ankündigung einer verstärkten Förderung der heimischen Chip-Produktion. Die Herausforderung bleibt jedoch gewaltig: Derzeit werden rund 90 % der modernsten Chips weltweit von Taiwan Semiconductor Manufacturing (NYSE:TSM) gefertigt.

Sogar Google, das sich lange gegen militärische Aufträge gesperrt hatte, hat seinen Kurs in Bezug auf die Entwicklung von KI-Waffentechnologien geändert. Dieser Sinneswandel spiegelt eine breitere Veränderung in der Beziehung zwischen Silicon Valley und der Rüstungsindustrie wider – und könnte neue Investitionschancen für Technologieunternehmen eröffnen, die sich bislang aus diesem Bereich herausgehalten haben.

Europas Boom in der Verteidigungstechnik steht erst am Anfang

Der Wandel beschränkt sich nicht auf die USA. Auch in Europa führen geopolitische Spannungen, insbesondere mit Russland, zu einem beispiellosen Anstieg der Investitionen in Verteidigungstechnologien. Laut einem aktuellen Bericht von Dealroom Data wird das Risikokapital (VC) in diesem Bereich im Jahr 2024 voraussichtlich ein Rekordniveau von 5,2 Milliarden USD erreichen. Das entspricht einer Verfünffachung im Vergleich zu vor sechs Jahren und macht die Verteidigungsbranche zu einem der am schnellsten wachsenden VC-Sektoren in Europa.

VC-Finanzierung in der europäischen Verteidigung erreicht neuen  Rekordstand

Für Anleger könnte sich daraus eine einzigartige Gelegenheit ergeben. Das von Verteidigungsminister Pete Hegseth angestrebte Ziel, die Verteidigungsausgaben auf 3 % des BIP zu erhöhen – rund eine Billion USD jährlich –, deutet auf eine anhaltend starke staatliche Unterstützung hin, selbst wenn Elon Musk verspricht, die Kosten zu senken. Die zentrale Frage ist daher nicht, ob es Investitionen geben wird, sondern welche Unternehmen sich die großen Aufträge sichern können.

Positionierung für den größten verteidigungstechnischen Wandel seit Jahrzehnten

Worauf sollten Anleger jetzt achten? Drei Schlüsselbereiche stechen für mich besonders hervor:

Erstens: Unternehmen an der Schnittstelle von Künstlicher Intelligenz und Verteidigung, etwa Palantir, die sich bereits in militärischen Anwendungen bewährt haben. Solche Firmen spielen eine zunehmend zentrale Rolle bei der Weiterentwicklung moderner Kriegsführungstechnologien.

Zweitens: Inländische Halbleiterhersteller wie Intel, die sowohl für den Fortschritt in der KI-Entwicklung als auch für die nationale Sicherheit eine entscheidende Rolle spielen. Die verstärkte Fokussierung der Trump-Administration auf die heimische Produktion könnte diesen Unternehmen erheblichen Rückenwind verschaffen.

Drittens: Innovative Akteure im Bereich der Verteidigungstechnologie, die frischen Wind in das traditionelle militärische Beschaffungswesen bringen. Viele dieser Unternehmen sind noch nicht börsennotiert – ein Beispiel ist Anduril –, doch wer diesen Markt aufmerksam beobachtet, könnte frühzeitig vielversprechende Chancen erkennen, sobald sie den Schritt an die Börse wagen.

Wir stehen vor dem größten Umbruch in der Verteidigungstechnologie seit der Einführung von Atomwaffen. Unternehmen, die sich jetzt in diesem neuen „KI-Wettrüsten“ richtig positionieren, könnten von einem jahrzehntelangen Wachstumstrend profitieren – mit erheblichen Chancen für langfristige Investoren.

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Die Bestände können sich täglich ändern. Die Bestände werden zum jeweils letzten Quartalsende angegeben. Die folgenden in diesem Artikel erwähnten Wertpapiere wurden zum 31.12.24 von einem oder mehreren von U.S. Global Investors verwalteten Konten gehalten: General Dynamics Corp. (NYSE:GD), Taiwan Semiconductor Manufacturing Co. Ltd, Alphabet (NASDAQ:GOOGL) Inc.

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