Am Wochenende hielten sich die Bitcoin-Bullen in Deckung. Kurzfristig dürfte die ETF-Fantasie in den Hintergrund rücken, erst Mitte August wird es spannend. Neue Kurstreiber sind nötig, damit der Sprung über den Abwärtstrend gelingt. Analysten zufolge könnte Gold eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen.
Die negative Entscheidung der amerikanischen Aufsichtsbehörde SEC zum geplanten Bitcoin-ETF der Winklevoss-Brüder hat der Krypto-Markt inzwischen gut verdaut. Bitcoin pendelt über der 8000er-Schwelle seitwärts und baut so den kurzfristig überhitzten Zustand ab. Die charttechnische Ausgangslage werden wir morgen genauer beleuchten. Auch bei den anderen Kryptos gab es über das Wochenende keine größeren Bewegungen. Stellar und IOTA zählen auf Sicht von 24 Stunden zu den größten Verlierern. Charttechnische Richtungsentscheidungen waren aber nicht zu beobachten.
Damit bleibt genug Zeit, den Bogen etwas weiter in die Zukunft zu spannen. Wegen der seit Wochen wieder erhöhten Nervosität stellen sich viele Investoren immer wieder die Frage, welche Anlageklassen noch als „sicherer Hafen“ fungieren könnten. Gold, Dollar, Schweizer Franken, der Yen sowie Bundesanleihen gelten als die klassischen Basiswerte, die von steigenden Schwankungen an den Aktienmärkten profitieren. Auch zwischen den Kryptos sowie Aktien haben wir auf Bitcoin-Krypto mehrfach den engen Gleichlauf beschrieben. Je höher die Risikobereitschaft bei den Dividendenwerten, desto besser auch die Stimmung am Krypto-Markt.
Allerdings könnte sich das Reaktionsmuster auch verändern, wenn Bitcoin nicht mehr als Spekulationsobjekt, sondern als digitales Gold wahrgenommen wird. Der Fantasie sind dabei kaum Grenzen gesetzt. Gabor Gurbacs, der die Abteilung für Kryptowährungsstrategien bei der Vermögensverwaltung VanEck/MVIS leitet, machte in der Sendung „Futures Now“ bei CNBC eine einfache Rechnung auf, bei der Anleger einen Teil ihres Goldvermögens in Bitcoin transferieren könnten.
Gold kommt derzeit auf rund sieben Billionen Dollar Börsenwert. Sollten davon nur etwa fünf oder zehn Prozent in Bitcoin umgeschichtet werden, könnten rund 350 bis 700 Mrd. Dollar in den Markt der Digitalwährungen fließen. Dies dürfte erhebliche Preisreaktionen auslösen. Bitcoin bringt derzeit nur 140 Mrd. Dollar auf die Börsenwaage, der gesamte Krypto-Markt steht bei 300 Mrd. Dollar. Vor allem Bitcoin könnte wegen der vergleichsweise hohen Liquidität, auch über den Terminmarkt, profitieren. In der Spitze lag der Börsenwert der Nummer eins Mitte Dezember mit rund 330 Mrd. Dollar rund 200 Mrd. Dollar über dem aktuellen Niveau.
Um systematische Risiken an den Finanzmärkten auszuschalten, stellt Bitcoin eine Alternative dar. Aber wenn überhaupt erst in einigen Jahren. Eine klare Regulierung, ausreichend Liquidität und klassische Anlageinstrumente wie ETFs sind nach wie vor nicht gegeben. Auch die starken Schwankungen schrecken Investoren ab. Der Reifeprozess des noch sehr jungen Krypto-Marktes ist noch lange nicht abgeschlossen. Investoren werden daher Bitcoin als sicheren Hafen vorerst nicht in Betracht ziehen. Viel wichtiger für die Preisentwicklung bleibt das Thema Bitcoin-ETFs.