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Bundesbank - EZB-Verbalakrobatik - Visco bringt heikles Thema

Veröffentlicht am 23.02.2021, 10:51
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Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,2171 (06:13 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,2091 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 105,04. In der Folge notiert EUR-JPY bei 127,85. EUR-CHF oszilliert bei 1,0902.

Die Finanzmärkte über sich weiter in Nervosität hinsichtlich der Entwicklung der Zinsen am langen Ende des Kapitalmarkts. In den letzten 24 Stunden hat der USD gegenüber Hauptwährungen als auch edlen Metallen an Boden verloren. Die Aktienmärkte zeigen ein uneinheitliches Bild. Insbesondere der Tech-Sektor stand wegen der Zinssensitivität unter Druck (u.a. NASDAQ). 

In der Folge kam es zur ersten Verbalakrobatik-Salve seitens der EZB (siehe unten), die erfolgreich war. Der Bund-Future befestigte sich nach dieser Intervention.

Bundesbank: Monatsbericht Februar

Die Bundesbank rechnet im 1. Quartal 2020 wegen der Lockdown-Maßnahmen mit einer sinkenden Wirtschaftsleistung. Kaum von der Pandemie betroffene Sektoren (u.a. Industrie) erholten sich weiter, heißt es. 

Die geringeren Konsummöglichkeiten und die angehobenen Mehrwertsteuersätze dürften den privaten Verbrauch dämpfen. Sinkende Infektionszahlen, eine erhöhte Verfügbarkeit von Impfstoffen als auch sukzessive Lockerungen der Eindämmungsmaßnahmen sollten die gegenwärtig noch wirkenden Bremsfaktoren sukzessive neutralisieren. Daher würde die Wirtschaft voraussichtlich ab dem Frühjahr wieder auf ein deutlich höheres Leistungsniveau zurückkehren. 

Der Monatsbericht liefert in meinen Augen eine realistische Bestandsaufnahme und Prognose. Nach meine Bewertung hat dieses Szenario der Bundesbank eine Wahrscheinlichkeit von gut 85%.  

EZB: Lagarde interveniert verbal, implizite Kontrolle der Zinskurve

Der Renditeanstieg bei den Staatsanleihen der Länder der Eurozone beunruhigt die EZB. Frau Lagarde sah sich zur Verbalintervention im EU-Parlament (virtuell) veranlasst. Sie führte aus, dass man sich viele Indikatoren anschaue, um zu bewerten, ob günstige Finanzierungsbedingungen im Währungsraum bestünden. 

Das ist der definierte Hebel für Interventionen, den die EZB ansetzen kann, denn es ist das klar formulierte Ziel, dieses günstigen Finanzierungsbedingungen herzustellen. Sie sagte, die Sätze bei kurzlaufenden Zinsswaps und bei Bondrenditen seien besonders wichtig. Man beobachte die Entwicklung der längerfristigen Anleiherenditen genau, da Banken diese als Bezugspunkt für Kredite an Haushalte und Unternehmen nutzten. 

Das war eine starke Intervention seitens der EZB, die als Ausdruck einer impliziten Kontrolle der Zinskurve interpretiert werden darf oder muss. Anders ausgedrückt hat der Markt (noch) eine eingeschränkte Preissetzungsmacht. Lagardes Worte sind eine Ermahnung an den Markt, die Interessen der EZB nicht zu ignorieren. Ihre Aussagen sorgten dafür, dass die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe nachgab mit entspannenden Folgen für den gesamten europäischen Bondmarkt. Sie führte weiter aus, dass die EZB alle Sektoren der Wirtschaft unterstützen würde, indem sie günstige Finanzierungsbedingungen sicherstellte. 

Dabei wies sie auf das umfangreiche Krisen-Anleihekaufprogramm PEPP (Volumen 1,85 Billionen EUR) hin. Es würde ein entscheidendes Werkzeug sein. Sie betonte, dass der quantitative Rahmen erhebliche Feuerkraft und Flexibilität darstellte. Anders ausgedrückt: Frau Lagarde wies auf die koordinierte Feuerkraft der EZB hin, ihre Ziele durchzusetzen. Wenn der "Markt" die EZB herausfordern wollte, sollte der Markt die Determination der EZB als auch ihr Potential, das per Federstreich ausgeweitet werden kann, nicht ignorieren.

Fazit: Freie Märkte sind klasse - gerne erinnere ich mich daran zurück …

EZB: Ratsmitglied Visco mit heiklem Thema

Der EUR kann aus Sicht von Italiens Notenbankchef Visco langfristig nur überleben, wenn die Schaffung eines Staates mit einer gemeinsamen Haushaltspolitik vereinbart würde. Eine staatenlose Währung könne für eine bestimmte Zeit bestehen bleiben, aber dann gebe es perspektivisch die Notwendigkeit eines Staates und einer Haushaltsunion. Mit seinen Bemerkungen nahm Visco das Thema Draghis auf, der in seiner ersten Rede als italienischer Ministerpräsident im Parlament sagte, seine Regierung zu unterstützen, bedeute, die Erwartung einer sich immer stärker integrierenden EU zu teilen, die ein gemeinsames öffentliches Budget erreichen wird. 

Grundsätzlich stimme ich Visco und Draghi vor dem Hintergrund der geopolitischen Entwicklungen und europäischen Erfordernisse zu. Sollten wir an diesem Projekt scheitern, werden sich die Lebens- und Stabilitätsumstände in Kontinentaleuropa massiv eintrüben (siehe Brexit: Kleinteiligkeit = Spielball Dritter).

Deutschland sollte sich intellektuell nicht auf das Niveau der Brexiteers begeben (manche machen das), sondern nüchtern Zahlenwerke studieren, die belegen, dass Deutschland ohne Kontinentaleuropa nie auch nur ansatzweise dort stehen könnte, wo wir stehen. Hybris tut London nicht gut und hat Deutschland immer beschädigt!

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Starker IFO-Index

Der IFO-Geschäftsklimaindex Deutschlands legte per Februar unerwartet stark von zuvor 90,3 (revidiert von 90,1) auf 92,4 Punkte zu (Prognose 90,5) und markierte den höchsten Indexstand seit Oktober 2020. Der Lageindex stieg von 89,2 auf 90,6 Zähler (Prognose 89,0), während der Erwartungsindex von 91,5 (revidiert von 91,1) auf 94,2 Punkte zunahm (Prognose 91,8). In Belgien legte der Index der Frühindikatoren per Februar von zuvor -7,5 auf -4,4 Zähler zu.

UK: Arbeitslosigkeit steigt

Die Arbeitslosenrate (ILO Definition) legte per Berichtsmonat Dezember von zuvor 5,0% auf 5,1% zu. 114.000 Jobs wurden verloren (Prognose -30.000).

USA: Durchweg positiv

Der von der Chicago Fed ermittelte National Activity Index (Sammelindex aus 85 US-Einzelindikatoren) stieg per Januar von zuvor 0,41 (revidiert von 0,52) auf 0,66 Punkte. Der Index der Frühindikatoren nach Lesart des Conference Board nahm per Januar um 0,5% (Prognose 0,5%) nach zuvor 0,4% (revidiert von 0,3%) zu. Der Dallas Fed Manufacturing Business Index legte per Februar von zuvor 7,00 auf 17,20 Zähler zu.

China: Keine neuen Erkenntnisse

Der Index der Wohnimmobilienpreise (China House Price Index) lieferte per Januar einen Anstieg um 3,9% nach zuvor 3,8% im Jahresvergleich. 

Südkorea: Es geht aufwärts

Der Index des Verbrauchervertrauens nahm per Berichtsmonat Februar von zuvor 95,4 auf 97,4 Punkte zu 

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Positionierung EUR/USD favorisiert. Ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.2200 - 1.1910 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer 
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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