Der Bund-Future hat in dieser Woche recht dynamisch abgegeben (siehe folgender Chart) und folgte damit meiner Analyse vom 12. Dezember (siehe „Bund-Future in der letzten Phase seiner Stärke“). Zuvor hatte sich mit dem jeweiligen oberen Ende der leicht aufwärts gerichteten Formation (blaue Linien) und der übergeordneten Seitwärtsrange (gelbe Rechtecke) ein massives Widerstandsbündel gebildet (roter Kreis). Von diesem ist der Kurs nun nach unten abgeprallt und dynamisch in Richtung der unteren Linie der aufwärts gerichteten Formation gefallen.
Der Grund für diesen Kursrutsch ist, dass die EZB vorgestern ihre Anleihekäufe für den Rest des Jahres eingestellt hat. Damit fällt ein wichtiger Nachfrager weg. Und dies hatte sofort Auswirkungen auf den Kursverlauf. Aus Sorge vor einem Überangebot trennten sich Investoren von einigen Bondbeständen. Dadurch standen Bundesanleihen zwei Tage in Folge unter relativ starkem Druck.
Dies könnte aber nur ein erster Vorgeschmack auf das Jahr 2018 gewesen sein. Denn ab Januar halbiert die EZB die monatlichen Anleihenkäufe von bislang 60 Mrd. auf 30 Mrd. Euro. Die Nachfrage wird also nachhaltig schwächer ausfallen als noch im aktuellen Jahr.
Widerstandsbündel dürfte unüberwindbar bleiben
Noch befindet sich der Bund-Future trotz des Kursrutsches weiterhin in seiner leicht aufwärts gerichteten Formation, weshalb sich an der charttechnischen Situation nichts geändert hat. Kommt es innerhalb der Formation sogar noch einmal zu steigenden Kursen, liegt das größte Problem der Bullen aber weiterhin im Widerstandsbündel. Und ich kann mir kaum mehr vorstellen, dass dem Bund-Future mit halbierten EZB-Käufen noch der Sprung über diesen Widerstand gelingen kann.
Stattdessen ist auf der Unterseite die untere (dicke blaue) Linie der leicht aufwärts gerichteten Formation eine relevante Unterstützung und nun auch das direkte Kursziel der Bären. Wird diese unterschritten, kann die psychologisch wichtige 160er Marke als Halt dienen.
Die theoretische Bedeutung der 160er Marke im Bund-Future
Die Marke von 160 Punkten hat für den Bund-Future eine besondere Bedeutung, weil sie als theoretische Grenze zwischen positiven und negativen Zinsen gilt. Will die EZB, wie von mir vermutet, die Zinsen in der Nähe von 0 % halten, würde der Bund-Future in Reichweite der 160er Marke bleiben. Der Bund-Future könnte diese Marke also noch eine Weile (immer) wieder anlaufen.
Längerfristig dürfte es weiter abwärts gehen
Spätestens zum Jahresende 2018 sehe ich den Bund-Future aber eher am unteren Ende der großen Seitwärtsrange bei ca. 156 Punkten. Weil die EZB sehr behutsam vorgehen wird, ist dabei kein stärkerer Kursrutsch zu erwarten. Stattdessen dürften die Anleihekurse in 2018 lediglich langsam abwärts tendieren und dabei das längerfristige Kursziel von 156 Punkten erreichen.
DAX: Erst 12.590, dann 12.200 bis 11.600 Punkte?
Auch für den DAX bleibe ich kurzfristig eher skeptisch. Im Grunde bin ich schon weite Teile des Jahres 2017 vorsichtig gewesen, was das weitere Aufwärtspotential und die Korrekturanfälligkeit des deutschen Leitindex angeht. Aber weil die US-Indizes eine überraschende Stärke gezeigt haben (mit der ich überhaupt nicht gerechnet habe, angesichts der hohen fundamentalen Bewertung), entwickelte sich auch der DAX recht stabil.
DAX erzielt 1 % Gewinn innerhalb eines halben Jahres
Allerdings war meine defensive Haltung in Bezug auf den DAX nicht unbegründet. Denn wenn man sich einmal den Kursverlauf des DAX im Jahr 2017 ansieht (siehe folgender Chart), dann stellt man fest, dass der DAX seit seinem Zwischenhoch vom 20. Juni bei 12.951,54 Punkten bis zum aktuellen Stand von ca. 13.080 Zählern (roter Pfeil) nur rund 130 Punkte bzw. 1 % Gewinn erzielen konnte. - Nur 1 % Kursgewinn im DAX seit einem halben Jahr!
Und sollten die DAX-Anleger in den kommenden Wochen meine Skepsis teilen und sich aus ihren Positionen verabschieden, dann könnte der DAX meinem Elliott-Wellen-Szenario weiter folgen, welches uns hier in der Börse-Intern schon das gesamte Jahr lang begleitet:
Zuletzt hatte ich am 15. November die gelbe Welle 5 und damit die übergeordnete schwarze Welle 3 mit dem aktuellen Allzeithoch bei 13.525,56 Punkten als beendet angesehen. Die schwarze Welle 4 sollte den DAX daher bis in den Zielbereich von 12.200 bis 11.600 Punkten führen (siehe roter Pfeil), der eine Korrektur um 10 oder 15 % bedeuten würde.
DAX: Erst 12.590, dann 12.200 bis 11.600 Punkte
Diese „wäre sicherlich kein Beinbruch“, schrieb ich vor etwas mehr als einem Monat. Und an dieser Aussage und an der (Elliott-Wellen-)Analyse hat sich seitdem nichts verändert. Vielmehr wurde die daraus abgeleitete Kursziel-Prognose mit dem jüngsten Fehlausbruch im DAX (siehe roter Kreis im oberen DAX-Chart) wahrscheinlicher. Denn dieses Fehlsignal könnte eine zweite Abwärtswelle eingeleitet haben.
Bestätigt wird dies aber erst, wenn auch die US-Indizes Schwäche zeigen und der DAX dadurch auf ein neues Korrekturtief fällt. In diesem Fall wäre das erste Kursziel der Bären nach der Target-Trend-Methode die Rechteckgrenze bei 12.590 Punkten. Dort verläuft aktuell auch der Aufwärtstrendkanal aus dem Target-Trend-Chart (siehe gestrige Börse-Intern). Und die 200-Tage-Linie wäre ebenfalls dort erreicht.
Fazit
Noch sind diese Marken für die Unterseite wegen der anhaltenden Stärke der US-Indizes nur im Hinterkopf zu behalten. Ich sehe aber sowohl den Anleihe- als auch den Aktienmarkt in 2018 stark gefährdet. Im DAX ist mindestens mit einem solchen Rücksetzer zu rechnen, wie wir ihn auch zur Jahresmitte 2017 gesehen haben. Und am Anleihenmarkt ist eine große Trendwende im Gange.
Nun wünsche ich Ihnen und Ihren Familien ein frohes Weihnachtsfest, besinnliche Feiertage und einen guten Rutsch in ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2018!
Ihr
Sven Weisenhaus