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Goldbranche will die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen

Veröffentlicht am 24.09.2019, 16:14

Wenn in der Vergangenheit der Goldpreis in den Rallye-Modus schaltete, haben viele Produzenten des Edelmetalls im großen Stil in Übernahmen oder die Produktionsausweitung investiert. Heutzutage ist das anders.

Noch immer leidet der Sektor nämlich unter den Folgen der letzten Gold-Rallye, die dazu führte, dass sich die Branche hoch verschuldete. Was sich rächte, als der Goldpreis einbrach. Diese Mal aber scheuen die Goldgesellschaften hohe Ausgaben und verfolgen einen konservativeren Ansatz.

Die Goldproduzenten schwächten damals ihr Geschäft, erklärte Sean Boyd, CEO von Agnico Eagle Mines (WKN 860325) gegenüber The Australian. Sollte sich das wiederholen, so Boyd weiter, sei das das Ende der Branche.

Der Goldpreis hat in den letzten 12 Monaten einen Anstieg von rund 25% bis auf mehr als 1.500 USD hingelegt, während die US-Notenbank die Zinsen niedrig hielt, was dem gelben Metall als Investmentvehikel half. Und Sorgen um den Zustand der Weltwirtschaft führten zu einer höheren Nachfrage nach Gold als Sicherem Hafen.

Da es sehr unwahrscheinlich ist, dass die Fed die Zinsen in absehbarer Zeit anheben wird, und der Handelsstreit zwischen den USA und China anhält, sagen viele Analysten einen weiteren Goldpreisanstieg voraus. Die BNP Paribas beispielsweise geht davon aus, dass Gold im ersten Quartal die Marke von 1.600 USD pro Unze erreicht, während JP Morgan davon ausgeht, dass das Edelmetall im kommenden Jahr 1.724 USD pro Unze kosten wird – im Durchschnitt!

Doch trotz dieser bullishen Prognosen haben viele Goldproduzenten erklärt, dass sie dieses Mal keine Megaprojekte oder Übernahmeschlachten planen, wie sie im letzten Gold-Boom bis zum Hoch im Jahr 2011 zu beobachten waren. Stattdessen ist man angesichts der Volatilität der Preise vorsichtig geworden und plant, Verbindlichkeiten abzubauen und Geld an die Aktionäre zurückzugeben.

Viele Unternehmen, darunter auch der größte Goldproduzent der Welt Newmont Goldcorp (WKN 853823) haben erklärt, dass man neue Projekte nur noch genehmigen werde, wenn diese auch bei einem Goldpreis von 1.200 USD pro Unze, rund 20% unter dem aktuellen Niveau, rentabel betrieben werden können. Seit dem Hoch im Jahr 2011 notierte der Goldpreis übrigens einen Großteil der Zeit über dieser Marke, was verdeutlicht, wie konservativ der Goldsektor geworden ist.

Man treibe keine Projekte voran, die Schwierigkeiten hätten, sich selbst zu tragen, sollte der Goldpreis nachgeben, hieß es auch von AngloGold Ashanti (WKN 164180). Das sei ein weit verbreiteter Fehler vieler Goldproduzenten im letzten Goldaufschwung gewesen. Der südafrikanische Konzern, dessen Kurs dieses Jahr bisher um rund 62% gestiegen ist, gehört zu jenen Gesellschaften, die einen Goldpreis von 1.200 USD pro Unze als Grenze für neue Projekte ansetzen.

Die Branche ist auch vorsichtig geworden, neuen Minen grünes Licht zu geben, da es bis zu einem Jahrzehnt dauern kann, diese zu errichten. Zudem sind neue Minen teurer geworden, da einfach zu erreichende, qualitativ hochwertige Lagerstätten selten geworden sind. Allerdings könnten sich die Gesellschaften Lagerstätten zuwenden, die sie in ihrem Portfolio halten, die aber zuvor als unwirtschaftlich betrachtet wurden. Und die Goldproduktion ist den größten Teil des vergangenen Jahrzehnts gestiegen. Die Goldgesellschaften planen aber eigenen Aussagen zufolge nicht, diesen Trend zu beschleunigen, indem sie früher nicht wirtschaftliche Goldvorkommen zur Produktion bringen.

Auf jeden Fall sind die Ausgaben für Fusionen und Akquisitionen eher moderat. Selbst unter Einbeziehung der 10 Mrd. USD, die Newmont im Januar (in Aktien) für Goldcorp hinblätterte, liegt der Wert der dieses Jahr abgeschlossenen Akquisitionen bislang erst bei 19,2 Mrd. USD. Das ist weniger als die Hälfte dessen, was man im gleichen Zeitraum 2019 investierte, hieß es.

Bei der Royal Bank of Canada sieht man die Goldbranche an einem Punkt, an dem die Unternehmen den hohen Goldpreis nutzen können, um Investoren Geld zurückzuzahlen, ohne Geld für neue Projekte und Akquisitionen auszugeben. Allerdings glaubt man bei der RBC, dass die Unternehmen diese Disziplin nur für sechs oder 12 Monate einhalten können, bevor die Ausgaben wieder steigen werden.

2011 hatte Gold ein Rekordhoch von knapp 1.900 USD erreicht, was zu einer Vielzahl von Fusionen und Akquisitionen führte, da die Gesellschaften versuchten, ihre Produktion zu steigern. Aus dem gleichen Grund wurden teure Projekte in Angriff genommen, die nur bei einem hohen Goldpreis wirtschaftlich waren. Das war branchenweit der Fall, sodass PricewaterhouseCoopers 2016 schätzte, dass die Großen der Goldbranche in den letzten fünf Jahren 200 Milliarden USD an Abschreibungen auf Akquisitionen und Projekte vornehmen mussten.

Bevor die Anleger von den Goldgesellschaften nun wieder verlangen, mehr zu investieren, müssten sie das Gefühl haben, dass der Goldpreis noch eine ganze Zeit verlässlich über 1.500 USD pro Unze liegen werden, so Analysten. Ob das der Fall sein wird, bleibt abzuwarten.

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