Die Spannungen zwischen den USA und China eskalieren im Vorfeld der monatlichen US-Arbeitsmarktdaten. Als Reaktion darauf fallen die Aktienindex-Futures, während sich der US-Dollar erholt. Gleichwohl hat der Aktienmarkt die Bedenken hinsichtlich einer Eskalation der beiden größten Volkswirtschaft der Welt in den letzten Monaten konsequent ignoriert, weshalb ich überhaupt nicht überrascht wäre, wenn der S&P 500 sich wieder erholen und ein neues Allzeithoch erreichen würde, möglicherweise schon im Laufe des heutigen Tages.
Die anhaltenden Interventionen der Zentralbanken, die man kaum noch in Zahlen ausdrücken kann, sind nach wie vor die wichtigste Triebkraft für die (manipulierten) Aktienkurse, und alles andere ist zweitrangig, einschließlich geopolitischer Risiken, der Wirtschaft, der Gewinnrezession und der Bedenken hinsichtlich der exorbitanten Bewertungsniveaus. Doch "alles andere" bietet auch eine gute Entschuldigung für Gewinnmitnahmen aus bestehenden Long-Positionen, und ich glaube, der jüngste Pullback stellte ein weiteres solches Szenario dar, auch wenn diese Aktienmarktrallye mit Blick auf die konjunkturellen Rahmenbedingungen auf tönernen Füßen steht. Aber bedauerlicherweise sieht die Realität so aus, dass die Zentralbanken eine gigantische Diskrepanz zwischen der Realwirtschaft und den Märkten geschaffen haben, und als Händler müssen wir diesen Umstand akzeptieren, wenn wir erfolgreich bleiben wollen.
Auf jeden Fall befinden sich die Index-Futures zunächst im Rückwärtsgang, nachdem Präsident Donald Trump Executive Orders unterzeichnet hat, die die Transaktionen mit ByteDance, Eigner der Video-App TikTok, und Tencent, Eigner der WeChat-App, untersagen. Die Dekrete sollen in 45 Tagen in Kraft treten.
Aber seien Sie nicht überrascht, wenn sich die Märkte später aus den üblichen Gründen wieder erholen: "Hoffnung auf einen Corona-Impfstoff", "Demokraten und Republikaner verhandeln weiter über ein Hilfspaket", "Gute Jobdaten treiben Börsen an" oder "Schwache Jobdaten erhöhen Spekulationen auf weitere Lockerung der Fed".
Ein anderer wichtiger Grund, der für weiter steigende Aktienkurse spricht, ist die Tatsache, dass der S&P 500 in Schlagdistanz zu seinem Rekordhoch steht, wie der Chart des Index-Futures zeigt:
Die charttechnische Ausgangslage des S&P-500-Index gestaltet sich äußerst konstruktiv.
Der Index hat sich dynamisch von seinen Corona-Tiefs im März erholt und hat kontinuierlich wichtige Widerstandsniveaus übersprungen. Die aktuellen Kursbewegungen deuten eindeutig darauf hin, dass die Bullen die Kontrolle haben und die Bären diejenigen sind, die auf der falsche Seite stehen.
Tatsächlich hatten die Bären eine exzellente Konterchance, als der Index Anfang Juni den Ursprung des Coronavirus-bedingten Ausverkaufs im Bereich um 3212/15 testete. Obwohl der Index von hier aus zunächst Anfang Juni und erneut in der ersten Julihälfte auf massiven Widerstand stieß, stieg er schließlich gegen Ende des Monats über diese Hürde hinaus, bevor er Anfang August seinen Rallye-Impuls fortsetzte. Damit war auch die letzte Verteidigungslinie der Bären gefallen.
Einige behaupten, dass die letzte Verteidigungslinie der Bären in Wirklichkeit das bisherige Allzeithoch von 3397 ist, aber für mich sieht es so aus, als sei die Schlacht bereits verloren.
Da der Index eine Basis oberhalb des Schlüsselbereichs um 3.215 gebildet hat und sauber über diese Zone gesprungen ist, gibt es aus bullischer Sicht keinen handfesten Grund für ein erneutes Abgleiten des S&P 500 unter diese Unterstützung. Denn wenn der Index dies täte, würde dies einen massiven Fehlausbruch darstellen, der möglicherweise zu einer umfassenden Korrektur führt. Für mich stellt jedoch das Ende Juli erreichte Tief bei 3.190 die Schlüsselunterstützung dar.
Bis der Index nicht unter die Marke von 3190 fällt oder Anzeichen einer Top-Bildung zeigt, gibt es für mich also keinen technischen Grund, diesen Markt zu shorten, auch wenn die Rallye im Grunde genommen irrational erscheint. Die Quintessenz ist, dass die Leute Aktien kaufen und der Markt in einem starken Aufwärtstrend weiter nach oben geht. Warum also dagegen ankämpfen?
Folglich erwarte ich, dass die S&P-Futures bald ein neues Rekordhoch über 3397 erreichen werden, möglicherweise schon im Laufe des heutigen Tages.
Wenn dem Index dieses Kunststück gelingen sollte, dann lautet die nächste Frage: kann er sich oberhalb des Rekordhochs stabilisieren oder kommt es zu einer dynamischen Umkehr? Letzteres wäre bärisch zu interpretieren, aber ohne handfeste Beweise auf eine Trendumkehr ist es ein sinnloser Kampf gegen Windmühlen.
Dieser Artikel wurde exklusiv für Investing.com verfasst.