Bislang ist Glencore (LON:GLEN) der weltweit größte Kobaltproduzent. Doch das könnte sich bald ändern: Die chinesische CMOC Group hat ihre Kobaltproduktion in den ersten drei Quartalen des Jahres 2023 um 144 % gesteigert und befindet sich damit mitten im Überholmanöver.
Kobaltproduzenten: Chinesische CMOC überholt Glencore
Jorge Uzcategui von Benchmark Mineral Intelligence rechnet damit, dass CMOC den Anteil am Weltmarkt von 11 % im letzten Jahr auf fast 30 % im Jahr 2025 steigern wird. Glencore lag im vergangenen Jahr bei rund 20 %. CMOC baut Kobalt in der Kisanfu-Mine in der DR Kongo ab – ein Teil der Mine gehört dem chinesischen Unternehmen CATL.
Uzcategui hält es für möglich, dass CMOC "den Kobaltmarkt überschwemmen" könnte um Produzenten im oberen Bereich der Kostenkurve zu verdängen und mittel- bis langfristig eine größere Kontrolle über die Preise zu erreichen.
CMOC ist kein Einzelfall, sondern Teil eines deutlichen Musters. Die chinesische MMG Group hat die Kinsevere Mine im Kongo ausgebaut, Jinchuan arbeitet am Ausbau in der DR Kongo.
Laut einer Analyse von Morgan Stanley (NYSE:MS) übersteigt das weltweite Kobaltangebot die Nachfrage bereits in diesem Jahr deutlich. In den kommenden Jahren soll der Angebotsüberhang noch weiter wachsen. Für 2030 prognostiziert Morgan Stanley ein weltweites Angebot an raffiniertem Kobalt von mehr als 300.000 t – bei einer Nachfrage von ca. 180.000 t. Bereits 2024 soll das Angebot die Nachfrage um 74.800 t übertreffen.
Kobalt: Preisverfall hat viele Ursachen
Es gibt allerdings mehrere Ursachen für den Preisverfall auf dem Kobaltmarkt. So haben ethische Bedenken, aber auch technische Aspekte die Hersteller von Elektrofahrzeugen dazu veranlasst, nach alternativen zu dem silbrig-blauen Metall zu suchen.
Die Zeiten, in denen Kobalt als unverzichtbarer Bestandteil von E-Auto-Akkus galt, sind vorbei. So erhöhen viele Hersteller den Nickelgehalt und reduzieren im Gegenzug den Kobaltgehalt, um die Energiedichte der Akkus zu erhöhen und damit die Reichweite zu vergrößern. In Nickel-Mangan-Kobalt-Batterien ist der durchschnittliche Kobaltgehalt gesunken, Lithium-Eisen-Phosphat-Batterien enthalten den Rohstoff gar nicht mehr.
Eine weitere Ursache für die hohe Produktion findet sich in der DR Kongo. Dort stehen Wahlen bevor – und die Regierung versucht, den Einnahmenstrom aus Bergbaulizenz- und Steuerzahlungen aufrechtzuerhalten. Deshalb wurden laut von Reuters zitierten Analysten Bergbauunternehmen zu Produktionssteigerungen angehalten – auch mit Druck.
Mehr Kobalt aus Indonesien
Auch nach Indonesien führt eine Spur. Das südostasiatische Land war im vergangenen Jahr der zweitgrößte Kobaltproduzent der Welt. Das Land mit seinem sich sehr dynamisch entwickelnden Bergbau gilt deshalb bereits als Game Changer. Indonesien könnte seine Produktion bis 2033 etwa vervierfachen.
Im Gegenzug haben nur wenige Unternehmen die Produktion eingestellt und heruntergefahren. Jervois Global hatte im März den Bau einer Kobaltmine in den USA (es wäre die einzige primäre Mine des Landes) ausgesetzt. Glencore hatte im August über eine vorübergehende Schließung der Mutanda-Mine in der DR Kongo nachgedacht. Ein solcher Schritt war bereits 2019 einmal vollzogen worden – wurde aber in diesem Jahr bislang nicht wiederholt.
Eine weitere Ursache: Kobalt wird zumeist als Nebenprodukt gewonnen – etwa im Kupferbergbau. Stabile Preise für Kupfer stützen dadurch auch die Kobaltproduktion.
Thomas Matthews des Batteriespezialisten CRU fasst die Situation zusammen: "Für die nächsten ca. fünf Jahre rechnen wir mit einem Überangebot auf dem Markt. Das bedeutet, dass die Preise auf absehbare Zeit niedrig bleiben."