- CMG ist nicht billig, das ist aber angesichts des beeindruckenden Wachstums auch nicht nötig
- Die langjährige Outperformance lässt vermuten, dass der jüngste Rücksetzer eine Kaufgelegenheit sein könnte
- Es gibt jedoch ein wesentliches Risiko - die Entwicklung der Margen
Trotz des Kursrückgangs um 15 % in den letzten vier Wochen stellt die Aktie von Chipotle Mexican Grill Inc (NYSE:CMG) einen attraktiven Wert dar. Die Aktie notiert in einem nervösen Markt zum 41-fachen der für dieses Jahr geschätzten Konsensgewinne. Die offensichtlichen Risiken für diese Aktie sind die hohe Inflation und eine immer noch drohende Rezession.
Fundamental betrachtet ist CMG bei einer Kursdelle dennoch attraktiv. Ohne Übertreibung kann man sagen, dass die Kette das bisher beste Gastro-Business dieses Jahrhunderts ist. Wenn es keinen sehr guten Grund für Schwäche gibt (Chipotle hat 2015 stark unter dem E. coli-Ausbruch gelitten), kann CMG nicht billig sein. Und im Kontext des aktuellen Wachstums ist diese Bewertung schlimmstenfalls angemessen.
Das wiederum setzt natürlich voraus, dass das derzeitige Wachstum anhält. Und genau hier besteht ein Risiko, das die Investoren unter keinen Umständen ignorieren sollten.
Warum die Bewertung von Chipotle besser ist, als sie aussieht
Das 41-fache des Gewinns ist in diesem Markt ein hoher Preis, aber bei dem Tempo, in dem Chipotle wächst, wird sich der Gewinnmultiplikator zügig verringern.
Der Gewinn je Aktie dürfte in diesem Jahr um etwa 31 % steigen. Derzeit geht der Konsens an der Wall Street von einem weiteren Anstieg um 29 % im Jahr 2023 aus; selbst die niedrigste Schätzung liegt bei einem Wachstum von 23 %.
Bei einem KGV von 32 und einem zukünftigen Wachstum von über 20 % sind die Fundamentaldaten der Aktie durchaus stimmig. Das gilt umso mehr, als das Wachstum nicht unbedingt zum Stillstand kommen muss.
Chipotle plant über die Zeit immer noch rund 7.000 Standorte - derzeit gibt es 3.000 Restaurants der Marke. Ein solches Wachstum erfordert den Eintritt in Kleinstadtmärkte - und die ersten Ergebnisse dieser Strategie sind überzeugend.
Solange die Umsätze in den einzelnen Betrieben weiter wachsen, dürfte der stetige Schub durch neue Restaurants die Erträge in die Höhe treiben - und damit auch den Kurs der Aktie.
Inflation und Rezession
Eine offensichtliche Sorge ist, dass das äußere Umfeld dieser Strategie einen Strich durch die Rechnung machen könnte. Die hohe Teuerungsrate ist für jede Restaurantkette ein Risiko, selbst für Chipotle, die im Vergleich zur gesamten Branche mit einem niedrigeren Preisniveau arbeiten. Sollte die Inflation im Jahr 2023 mit einer Rezession einhergehen, wird sich der Umsatz von Chipotle wahrscheinlich verlangsamen - und damit auch das Wachstum.
Dieses Risiko kann man nicht völlig außer Acht lassen - aber es ist auch unbedingt erwähnenswert, dass Chipotle das aktuelle Umfeld recht gut gemeistert hat. Auf Restaurant-Ebene sind die operativen Margen seit Jahresbeginn positiv, einschließlich einer Steigerung um 180 Basispunkte im 3. Quartal. Die Geschäftsleitung sagte zudem bei der Telefonkonferenz zum 3. Quartal, dass die Kette zwar Besuche von Kunden mit geringerem Einkommen einbüßt, dafür aber wohlhabendere Kunden immer häufiger einkaufen.
Chipotle muss seine Strategie natürlich auch weiterhin erfolgreich umsetzen. Aber wenn das Jahr 2023 wie das Jahr 2022 verläuft, sollten die Anleger darauf vertrauen können, dass die Kette es gut meistern wird.
Arbeitskonflikte stellen eine größere Bedrohung dar
Dabei ist es allerdings erforderlich, dass das Unternehmen die Personalkosten in Grenzen halten und seine Restaurants mit Personal ausstatten kann.
Auch das ist Chipotle bisher gut gelungen. Die Arbeitskosten sind im 3. Quartal im Vergleich zum Vorjahr um etwa 11 % gestiegen, während der Umsatz um 14 % zunahm. Seit Jahresbeginn sind die beiden Kennzahlen in etwa gleich stark gestiegen.
Chipotle erhöht allerdings die Anzahl seiner Filialen und fügt auch Drive-Through-Spuren hinzu. Den Prognosen für 2023 zufolge wird die Gesamtzahl der Restaurants um rund 9 % steigen. Wie bereits erwähnt, werden einige dieser neuen Standorte in kleineren Märkten angesiedelt sein, in denen bereits ein angespannter Arbeitsmarkt herrscht.
Die Größe und die Marke von Chipotle verschaffen dem Unternehmen wahrscheinlich einen Vorteil gegenüber anderen Arbeitgebern, dennoch könnte die Beschaffung von Arbeitskräften für das Unternehmen die größte Herausforderung im Jahr 2023 sein. Ein Lohnwachstum, das den Umsatzzuwachs übersteigt, würde die branchenführenden Gewinnspannen des Unternehmens gefährden und das Gewinnwachstum, das durch die Steigerung des Umsatzes in den einzelnen Filialen und die Einrichtung neuer Restaurants entsteht, schmälern. Restaurants, in denen Personalmangel herrscht, könnten die Kunden vergraulen und den mehrjährigen Turnaround von Chipotle zunichtemachen.
Fazit: An dieser müssen die Anleger dem Management und der Marke vertrauen. Wenn sie das tun, eröffnet ihnen der Rücksetzer bei Chipotle eine interessante Gelegenheit zum Einstieg.
Offenlegung: Vince Martin ist derzeit in keinem der hier genannten Wertpapiere investiert.