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Die Credit Suisse (SIX:CSGN) Aktie steht möglicherweise vor einer entscheidenden Woche. Die 166 Jahre alte Bank ist durch Gerüchte über einen Kollaps in Bedrängnis geraten. Was ist passiert?
Die Credit Suisse Aktie (WKN: 876800, ISIN: CH0012138530 , Symbol: CSGKF ) hat seit Jahresbeginn mehr als 50 % an Wert verloren. In den vergangenen Wochen beschleunigte sich der Abwärtstrend spürbar. Aktuell notiert das Papier bei 4,17 EUR. Die Marktkapitalisierung beläuft sich auf nur noch 10,6 Milliarden EUR, das KBV liegt bei 0,22.
Credit Default Swaps so teuer wie zuletzt in der Finanzkrise
Die Bank kämpft schon länger mit diversen Schwierigkeiten. In der letzten Woche fiel der Aktienkurs auf ein Allzeittief. Der Grund: Marktteilnehmer befürchten einen finanziellen Zusammenbruch der Bank.
Sichtbar wird dies an der Entwicklung der Credit Default Swaps (CDS) auf Anleihen der Bank. Mit diesen CDS sichern sich Marktteilnehmer gegen Zahlungsausfälle des Instituts ab. In der letzten Woche stiegen die Preise für diese Absicherung auf den höchsten Stand seit 2009. Für fünfjährige CDS mussten Anleger zuletzt eine Prämie von 250 Basispunkten zahlen – nach rund 55 Basispunkten zum Jahresbeginn.
Am Freitag hatte Credit Suisse CEO Ulrich Koerner gegenüber Mitarbeitern die starke Kapital- und Liquiditätsbasis der Bank betont. Für Ende Oktober wurde die Bekanntgabe einer neuen Strategie angekündigt. Überzeugt hat dies die Anleger offensichtlich nicht – im Nachgang gab das Papier weiter nach.
Analysten halten es für möglich, dass die Bank sich von einigen Assets trennen und zusätzlich eine Kapitalerhöhung im Umfang von 4 Milliarden USD vollziehen muss, um ihre Finanzlücken zu schließen. Bei einer Marktkapitalisierung von lediglich 10 Milliarden EUR würde dies mit entsprechenden Verwässerungseffekten für die Anteilseigner einhergehen.
Möglicherweise wird der Handel mit verbrieften Produkten verkauft. Zum Verkauf steht auch das Vermögensverwaltungsgeschäft in weiten Teilen Lateinamerikas.
Erinnerungen Deutsche Bank: Es droht ein Teufelskreis
In Finanzkreisen werden deshalb Erinnerungen an die Deutsche Bank und sogar Lehman Brothers wach. Die Deutsche Bank war 2016 mit Zweifel an ihrer Kreditwürdigkeit konfrontiert. Die Preise für CDS auf Anleihen des Instituts stiegen deutlich, Ratings wurden herabgestuft, Kunden beendeten die Zusammenarbeit. Die Bank sah sich damals einem Teufelskreis gegenüber: Durch die angeschlagene Lage sanken die Erträge, während gleichzeitig die Finanzierungskosten anstiegen.
Es gibt allerdings Unterschiede zwischen der damaligen Situation der Deutschen Bank (ETR:DBKGn) und der heutigen Lage der Credit Suisse. So liegt die Kernkapitalquote der Schweizer mit 13,5 % in einem deutlich komfortablen Bereich als jene der Deutschen Bank (damals 10,8 %). Auch die Entwicklungen am CDS Markt sind noch nicht ganz so dramatisch. So steigen die Versicherungsprämien bei steigender Laufzeit immer noch an – in Extremsituationen sind kurzfristige Ausfallversicherungen häufig stärker gefragt als solche mit längerer Laufzeit. Auch im Fall der Deutschen Bank ließ sich dies damals beobachten.
Bankmanager beruhigen angeblich Kunden
In den Medien kursieren Gerüchte, denen zufolge hochrangige Manager der Bank am Wochenende mit der Beruhigung von Kunden und Investoren beschäftigt gewesen seien. Analysten sehen den Vorstand unter Druck. Die für Ende Oktober angekündigte Strategie müsse den Markt bei hohen Erwartungen überzeugen.
Wie es mit der Bank weitergeht, ist derzeit ungewiss. Eine Kapitalerhöhung durch Investoren scheint ebenso möglich wie eine Rettung durch den Staat auf diesem Wege. Dass die Schweizer Regierung und Notenbank es auf einen Zusammenbruch des Instituts ankommen lassen, erscheint dagegen ausgesprochen unwahrscheinlich.
An der Schweizer Börse hat sich die Aktie nach dem jüngsten Tief bei 3,52 CHF wieder ein Stück weit erholt. Am Dienstag notierte die Aktie bei 4,19 CHF und damit rund 6 % höher als am Vortag.