Ausverkauf oder Korrektur? Zeit für kluge Investments – So gehst du vor!Raus aus dem Risiko

Danke - Finanzmarkt reagiert auf AUKUS - Frankreich auch

Veröffentlicht am 17.09.2021, 11:04
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Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1771 (06:08 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1752 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 109,84. In der Folge notiert EUR-JPY bei 129,30. EUR-CHF oszilliert bei 1,0908.

Zunächst bedanke ich mich herzlich für die Neuanmeldungen für den zukünftigen Forex-Report unter fh@hellmeyer.eu, der voraussichtlich Anfang des 2. Quartals 2022 wieder erscheinen wird. Mehr noch bedanke ich mich herzlich für das umfangreiche Feedback, insbesondere auch für kritische Anmerkungen. Ich bitte um Verständnis, dass ich bei der Vielzahl der Mails nicht individuell antworten kann. Jede einzelne Mail wird gelesen! Merci! Der Countdown läuft. Am 30. September erscheint der letzte Forex Report unter der Flagge von SOLVECON-INVEST.

Der Finanzmarkt hatte gestern stärker auf politische, denn auf wirtschaftliche Entwicklungen Reaktionsmuster gezeigt. 

Die Wirtschaftsdaten implizierten ein positives Umfeld, das weder das Risiko des Booms noch einer Konjunkturschwäche mit sich brachte, also eigentlich das perfekte Umfeld für freundliche Aktienmärkte.

Die Vorstellung des Sicherheitspakts AUKUS zwischen USA, UK und Australien, den drei potentesten Vertretern der "5-Eyes", der mit einer brachialen Düpierung Frankreichs und damit Kontinentaleuropas einherging, zeitigte Wirkung. 

Der USD gewann an den Devisenmärkten an Boden. Gold und Silber wurden aggressiv abverkauft. Bitcoin konnte sich dagegen vergleichsweise gut halten. Aktienmärkte wackelten und Zinsen zogen am Kapitalmarkt leicht an (10-Jahres Bunds -0,30%), 10-Jahres Treasuries 1,34%).

AUKUS: USA/Frankreich/EU

Hintergrund: AUKUS führt dazu, dass Australien beim Bau von nuklear betriebenen U-Booten unterstützt wird. Dadurch geht dem französischen Konzern Naval Group ein 2016 von Australien erteilter Auftrag zum Bau einer neuen U-Boot-Flotte im Volumen von 40 Mrd. USD verloren. 

Frankreichs Außenminister Le Drian sprach von einem Vertrauensbruch und hielt US-Präsident Biden vor, sich wie Trump verhalten zu haben. Er sagte, diese brutale, einseitige und unberechenbare Entscheidung erinnerte ihn in vielem an das, was Herr Trump getan hat. 

Nach der Reaktion aus Paris auf den Indopazifik-Sicherheitspakt (AUKUS) bemühte sich der US-Außenminister Blinken darum, Wogen zu glätten. Er sagte, die USA arbeiten unglaublich eng mit Frankreich bei vielen gemeinsamen Prioritäten im Indopazifik, auch darüber hinaus weltweit zusammen. Man werde das weiterhin tun. Man lege fundamentalen Wert auf diese Beziehung, auf diese Partnerschaft.

Sehr geehrter Herr Blinken, nach dieser wirtschaftlichen und politischen „Blutgrätsche“ des „America first“ gegen Paris und damit Kontinentaleuropa sollte man sich diese höhnische Verbalakrobatik verkneifen. 

Fazit: Kontinentaleuropa wurde gestern laut und vernehmlich von den USA, dem UK und Australien aufgefordert, außenpolitisch erwachsen zu werden.

AUKUS und Bewertung des USD

Die USD-Bewegung darf man hinterfragen: 

    • Wenn der Westen entzweit wird und die Nato mit dieser Aktion geschwächt wird, kann das den USD stärken? Nein!
    • Die damit verbundenen Kosten in den AUKUS-Ländern sind konsumtiver Natur.
    • Die USA und das UK sind von Kapitalzuflüssen wegen der Leistungsbilanzdefizite abhängig. Könnte sich die Finanzierung erschweren? Ja!
    • Nicht China bedroht dritte Länder, sondern die USA & Co. bedrohen das verankerte Prinzip der "One China Policy (Mainland, Taiwan, Hongkong)" (Staatsrecht, UN).
    • Wie glaubwürdig sind die USA bei potenziellen Partnern nach dem jüngsten Afghanistan-Debakel und dem Kurden-Debakel zuvor in Syrien?
  • Wie sieht der militärische "Trackrecord" der USA nach dem 2. WK mit Ausnahme des Erfolgs der Invasion des Karibikstaats Grenada im Oktober 1983 (Link) aus?

Das Risiko der USA, des UK und Australiens besteht darin, dass dieses Signal vermeintlicher Stärke, bei dem es darum geht, China zu isolieren, ultimativ das Gegenteil bewirkt. Wird dieses Chance/Risiko-Cluster fair am USD-Markt diskontiert?

Kommentar:

Aus meiner Sichtweise marginalisiert diese Entwicklung die zukünftige Rolle der Nato. Das UK rückt damit militärisch und geopolitisch näher an die USA und entfernt sich gleichzeitig militärisch und geopolitisch von Kontinentaleuropa. Wird durch diese Spaltung als auch die Art und Weise des Verhaltens insbesondere der USA/UK die Potenz des Westens geschwächt oder gestärkt?

USA und UK sind beide von massivsten oder hohen strukturellen Haushalts- und Außenhandelsdefiziten gepeinigt. AUKUS wird eher verschärfend in summa auf diese Aggregate wirken. 

Der Club AUKUS steht für circa 19% des Welt BIP. China kommt gleichfalls auf circa 19%. Die Eurozone mit circa 15% Anteil am Welt-BIP muss sich fragen, wie verlässlich diese drei AUKUS-Länder als belastbare Partner nach dem aktuellen Vorfall sowohl für Kontinentaleuropa. Wie verlässlich sind sie für China? Wo ist das Isolierungsrisiko als Konsequenz am höchsten?  

Vor diesem Hintergrund erfährt der Brexit unter geopolitischen Aspekten eine Sinnhaftigkeit. Gab es die jetzt umgesetzten Pläne AUKUS schon viel länger? Wurden Wirtschafts- und Wohlstandsaspekte den geopolitischen Themen untergeordnet und dem Wahlvolk bewusst Fake-News als potenzielle Realität verkauft, um den Brexit aufzuschienen, denn Strukturen wie AUKUS werden nicht einfach so aus dem Boden gestampft. Derartige Strukturen werden langfristig vorbereitet.

Die in diesem Report seit Jahren eingenommene von Fakten basierte kritische Haltung sowohl gegenüber den USA als auch dem UK, die immer auch Ausdruck einer tiefen Loyalität zu kontinentaleuropäischen und deutschen Interessen darstellte und darstellt, war und ist sachlich verankert. Sowohl die Präsidentschaften Trumps (u.a. Feindstatus EU) als auch die Bidens belegen das in eindrucksvoller Form. Kontinentaleuropäische Naivität verbietet sich vor diesem Hintergrund förmlich.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Überwiegend positive Akzente

Die Handelsbilanz der Eurozone wies per Juli in der saisonal bereinigten Fassung einen Überschuss in Höhe von 13,40 Mrd. EUR nach zuvor 11,90 Mrd. EUR (Revidiert von 12,40 Mrd. EUR) aus.

Die Arbeitslosenrate sank in Griechenland per 2. Quartal 2021 von zuvor 17,1% auf 15,8% und markierte damit das tiefste Quartalsniveau seit dem 4. Quartal 2010 (Allzeittief bei 7,2% per 3. Quartal 2008).

Die Arbeitslosenrate der Niederlande legte per Berichtsmonat August von zuvor 3,1% auf 3,2% zu (Allzeittief bei 2,90% per 03/2020).

USA: Positive Akzente

Die Arbeitslosenerstanträge stellten sich in der Berichtswoche per 1.9. auf 332.000 (Prognose 330.000) nach zuvor 312.000 (revidiert von 310.000). Der Philadelphia Fed Business Index nahm per September von zuvor 19,4 auf 30,7 Punkte zu (Prognose 18,8).

Die Einzelhandelsumsätze stiegen per Berichtsmonat August im Monatsvergleich um 0,7% (Prognose -0,8%) nach zuvor -1,8% (revidiert von -1,1%). Trotz der Revision ergab sich ein erheblicher positiver Überraschungswert. Im Jahresvergleich stellte sich eine Zunahme um 13,45% nach zuvor 15,14% (revidiert von 15,78%) ein. Die US-Lagerbestände legten per Juli im Monatsvergleich um 0,5% (Prognose 0,5%) nach zuvor 0,9% (revidiert von 0,8%) zu.

Russland: Reserven im Dunstkreis des Rekords

Die Devisenreserven stellten sich in der Berichtswoche per 10.9. auf 620,1 nach zuvor 620,8 Mrd. USD und bewegen sich damit im Dunstkreis des zuvor markierten Allzeithochs.

China: Starkes FDI unter Berücksichtigung der Basiseffekte

Ausländische Direktinvestitionen verzeichneten per August für den Zeitlauf Januar bis August 2021 einen Anstieg um 22,30% (Vorjahr 2,60) nach zuvor (Siebenmonatsperiode) 25,50% (Vorjahr 0,50%). 

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungszone bei 1.1640 - 1.1670 negiert den positiven Bias des EUR.  

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer 
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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