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Darum könnte die EZB heute für ein Kursfeuerwerk sorgen

Veröffentlicht am 06.02.2014, 12:20
DE40
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Aus gegebenem Anlass sollte man heute den Fokus weg von den US-Daten und hin zur Entwicklung in Europa richten. Denn wegen niedriger Inflationsraten, einer zu geringen Kreditvergabe und einer nur sehr schleppend verlaufenden Bodenbildung im europäischen Konjunkturzyklus, könnte sich die Europäische Zentralbank (EZB) heute konträr zum US-amerikanischen Pendant verhalten.

Es wird inzwischen erwartet, dass die Hüter unserer Gemeinschaftswährung nach der heutigen Sitzung um 13:45 Uhr eine Senkung des Leitzinses von aktuellen 0,25 % auf 0 % verkünden werden. Andere Experten sehen keine Änderung der Zinsen, dafür aber alternative monetäre Maßnahmen.

Das vorläufige Ende der Korrektur am Aktienmarkt


Wenn die EZB die Liquiditätsschrauben tatsächlich lockert, könnte dies das vorläufige Ende der Korrektur am Aktienmarkt bedeuten und zumindest eine stärkere Gegenbewegung einsetzen.

Der EZB-Chef Mario Draghi stützt sich derzeit auf zwei wesentliche Kriterien:
1. Zunehmende Spannungen an den Geldmärkten und
2. eine weiter sinkende Teuerungsrate.
Beide Faktoren können die Notenbank zu weiteren Zinsschritten oder Sondermaßnahmen veranlassen.
Das Problem der Staatsanleihen ist aktuell unter Kontrolle
Einer der Gründe für die Euro-Krise waren stark gestiegene Renditen von Staatsanleihen insbesondere südeuropäischer Länder (Griechenland, Portugal, Spanien, Italien). Da sich die Regierungen zu den hohen Zinsen nicht mehr refinanzieren konnten, mussten Sie durch die Rettungsschirme geschützt und gestützt werden.

Inzwischen haben sich diese Spannungen aber längst wieder abgebaut. Die Renditen haben wieder erträgliche Niveaus angenommen und sind seitdem nicht mehr stark gestiegen, wie die folgende Grafik zeigt.

Renditen europäischer Staatsanleihen, seit 1995
(Quelle: Markt-Daten.de) Renditen europäischer Staatsanleihen, seit 1995

Italien hat zum Beispiel erst Mitte Januar die Kapitalmärkte mit einem so geringen Risikoaufschlag wie noch nie seit der Euro-Einführung angezapft. In diesem Bereich findet sich also kein Grund für neue Maßnahmen der EZB.

Zu schnelle Normalisierung der Geldmarktzinsen könnte zum Problem werden


Mit „Spannungen an den Geldmärkten“ hatte Draghi aber auch nicht die Zinsen für Staatsanleihen gemeint. Stattdessen wurde die „zu schnelle Normalisierung des (Referenzzinssatzes) EONIA“, zu dem sich Banken untereinander kurzfristig Geld leihen, damit kritisiert. Der EONIA-Satz lag zuletzt bei rund 0,19 % und damit nur noch leicht unter dem Leitzins von 0,25 %. Eine Erhöhung der Geldmarktzinsen und die damit einhergehende ungewollte Straffung der Geldpolitik seien für die EZB „unvertretbar“, so Draghi.

Mögliche Gegenmaßnahmen der EZB


Um diesem Problem entgegenzugehen wären massive Geldspritzen der Notenbank in das Finanzsystem denkbar. Diese würden nach dem Vorbild erfolgen, nach dem die EZB über zwei je drei Jahre laufende Refinanzierungsgeschäfte den Banken auf dem Höhepunkt der Euro-Krise Ende 2011/Anfang 2012 gut eine Billion Euro zugeführt hatte.

Die schrittweise Rückzahlung dieses Geldes ist einer der Gründe für den jüngsten Anstieg der Zinsen auf dem für die Refinanzierung der Institute wichtigen Geldmarkt.
Das Problem der zu niedrigen Inflationsraten
Das zweite wesentliche Kriterium, wonach sich die weitere Geldpolitik der EZB aktuell richtet, ist, wie oben beschrieben, das Thema der Preisentwicklung.

Am Sonntag berichteten wir bereits im kostenlosen Börsen-Newsletter „Geldanlage-Brief“, dass die jährliche Inflationsrate im Januar nur 0,7 % vorausgeschätzt wurde, nach 0,8 % im Dezember und 0,9 % im November (siehe Grafik).

Europa - jährliche Inflationsrate
(Quelle: Eurostat) jährliche Inflationsraten im Euroraum

Einer Pressemitteilung vom 4. Januar konnte man entnehmen, dass die Erzeugerpreise der Industrie im Dezember 2013 gegenüber Dezember 2012 sogar gesunken sind, im Euroraum um 0,8 % und in der EU28 um 0,6 %.
Bereits im November 2013 fielen die Erzeugerpreise der Industrie gegenüber November 2012 im Euroraum um 1,2 % und in der EU28 um 1,0 %. Und im Oktober 2013 fielen die Erzeugerpreise der Industrie gegenüber dem Vorjahresmonat im Euroraum um 1,4 % und in der EU28 um 1,1 %.
Es ist in diesen Zahlen durchaus eine Tendenz hin in zum positiven Bereich zu erkennen, doch Fakt ist, dass die Preise seit Monaten fallen. Und dieses Phänomen betrifft nicht nur die Erzeugerpreise.

Am 21. Januar wurde bekanntgegeben, dass die Hauspreise, gemessen durch den Hauspreisindex (HPI), im dritten Quartal 2013 im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresquartal im Euroraum um 1,3 % und in der EU um 0,5 % gefallen sind (siehe Grafik).

Europa - Hauspreisindex (HPI)
(Quelle: Eurostat) Hauspreisindex (HPI)

Hauptsächlich geht dieser Rückgang natürlich auf die Problemkinder Europas zurück. In Zypern betrug der Rückgang zum Beispiel 8,0 %, in Spanien 6,4 %.

Fazit


Das Fazit der heutigen Analyse - und die besprochenen Daten reichen aus, um eine Prognose zur EZB-Entscheidung abgeben zu können - lautet, dass die EZB angesichts steigender Geldmarktzinsen einerseits und deflationärer Tendenzen andererseits durchaus heute eine deutliche Reaktion zeigen dürfte.

Aktionäre dürfte dies freuen – wir erinnern in diesem Zusammenhang an den bullishen Keil, den wir in der Chartanalyse vom Sonntag im DAX entdeckt haben. Dieser könnte sich, unterstützt durch die EZB, idealtypisch nach oben hin auflösen. Profitieren könnte auch der Goldpreis, den Euro hingegen sollte dies belasten.


Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Sven Weisenhaus

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