Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1772 (06:21 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1718 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 105,06. In der Folge notiert EUR-JPY bei 123,69. EUR-CHF oszilliert bei 1,0746.
Die Daten, die uns derzeit erreichen sind weitgehend ermutigend. So zog das Konjunkturbarometer des DIW per Juli auf 90 Punkte nach 26 Zählern im 2. Quartal an. Hinsichtlich weiterer Daten verweisen wir auf den heutigen Datenpotpourri der letzten 24 Stunden.
Die Wirtschaftsdaten korrelieren in entscheidenden Teilen mit dem Status der Corona-Infektionen. Daraus ergibt sich in der Folge ein Ranking im Modus der globalen Erholung:
1. Asien führt die globale Konjunkturerholung an.
2. Dann folgt Europa.
3. Nord- und Südamerika hinken sowohl Asien als auch Europa hinterher.
Nord- und Südamerika liefern zu weiten Teilen die Hotspots in der Corona-Statistik. Diese Korrelation ist augenfällig und erklärt das Ranking.
Exkurs:
Laut US-Lateinamerika-Berater Mauricio Claver-Carone arbeite die US-Regierung an einer Initiative mit Anreizen in Höhe von 50 Mrd. USD, um US-Firmen zur Verlegung ihrer Fertigungen aus Asien nach Südamerika und die USA zu motivieren. Hier wird deutlich, dass es den USA nicht nur um China, sondern um Asien geht. Asiatische Länder ex-China sollten sich der impliziten Aggression sehr bewusst sein. Wie belastbar ist eine „Partnerschaft“ mit den USA?
Federal Reserve mit vollem Vollkaskoansatz!
Die Federal Reserve lieferte gestern Klartext. Die US-Notenbank hat den Leitzins in der Spanne von 0,00%-0,25% belassen. Auch die quantitativen Maßnahmen wurden weder verringert noch vergrößert. Das entsprach exakt den Erwartungen am Finanzmarkt. Aktionismus steht aus guten Gründen nicht auf der Fed-Agenda.
Die US-Notenbank betonte, die gesamte Bandbreite ihrer Instrumente zu nutzen. Bei Bedarf stünde die Tür für weitere Nothilfen offen. Auf absehbare Zeit würde die Federal Reserve nicht daran denken, aus der Krisenpolitik auszusteigen.
Genau so sieht eine nicht aktionistische Vollkaskopolitik seitens einer Notenbank aus. Diese Töne waren klar und unmissverständlich und bieten durch Vorfestlegung auf der Zeitachse Entspannungs-Momentum für Realwirtschaft und Finanzmärkte.
In den zwei Wochen vor der Zinsentscheidung hatte die US-Notenbank bereits ihre Kreditprogramme qualitativ ausgeweitet und damit die Bereitschaft untermauert auf Mario Draghis Spuren zu wandeln. Das Motto der Fed lautet: „Whatever it takes!“
Der Fed-Chef Powell richtete einen Appell an die US-Politik, tatkräftig mitzuwirken. Diese Einlassung bezog sich auf das derzeit diskutierte Hilfspaket im Volumen von rund einer Billion USD. Opposition und Regierung hätten sich laut US-Präsident Trump bei den Verhandlungen verhakt. Powell betonte, dass es feststehe, dass es Bedarf für mehr Unterstützung durch die Haushaltspolitik gäbe.
Damit wird ein Schulterschluss zwischen Politik und Notenbank betont. Implizit forderte Powell die US-Regierung zu eher mehr als weniger Interventionsleistung auf.
Powell betonte im Rahmen einer Rechtfertigung, dass sich die USA trotz der sich abzeichnenden Erholung den wohl tiefsten Konjunktureinbruch in der US-Geschichte erlitten. Es gäbe derzeit Anzeichen, dass die neuerliche Infektionswelle die Erholung am Jobmarkt belastete. Es läge noch ein langer Weg bis zur Erholung vor dem US-Arbeitsmarkt. Wir stimmen zu.
Es ist aber nicht nur die Krise im Rahmen der administrativ verfügten Rezession, sondern auch eine Krise der US-Ordnungspolitik. Die US-Regierung hat internationale Normen und Usancen durch rechtlose und beliebige Aggressionen gegen Staaten und Unternehmen für den Standort USA unterminiert. Damit wurde faktisch das Prinzip internationaler Rechtsstaatlichkeit in den USA und für die USA aufgegeben. Gleiches gilt für die Nutzung des USD. Das ist nur auf ersten Blick ein weicher Faktor für Investitionstätigkeit und Beschäftigung! Diese Hypothek ist struktureller Natur (Aristoteles), sie wiegt verdammt schwer und wird derzeit unterschätzt!
Fazit: Das war eine klare Ansage der US-Notenbank. Was hat sie für weitere Optionen? Die Kreditprogramme könnten auf das Jahr 2021 und einen größeren Teilnehmerkreis ausgeweitet werden. Das Volumen der Anleihekäufe könnte quantitativ und/oder qualitativ gesteigert werden. Eine weitere Zinssenkung in leicht negatives Terrain ist möglich. Die Bereitschaft zu geld- und zinspolitischer „Unruhe“ bei Bedarf wurde dargelegt. Der Köcher der „Fed-Interventionspfeile“ ist noch gefüllt.
Aktuelle Corona-Lage gemäß der Johns-Hopkins-Universität:
Wir weisen darauf hin, dass die Darstellung der JHU global eine unzureichende Annäherung an die reale Lage liefert. Insbesondere das fehlende Nachhalten diverser Länder bei Genesungszahlen vermittelt eine Überzeichnung der Situation der aktiven Fälle und damit des Krisenszenarios.
Aktuell ergeben sich in stabilisierten Regionen regionale Ausbrüche, die den Themenkomplex der 2. Welle beleben. Wir nehmen diese Debatten zur Kenntnis und erwarten weiter regionale Antworten auf regionale Probleme.
In Asien ist die Lage stabil auf entspanntem Niveau. In China liegen 1.961 akute Infektionen vor. In Südkorea stellt sich die Zahl auf 837. In Japan liegt sie bei 9.014. In Singapur sind es 5.406.
In Kontinentaleuropa ist die Lage weitgehend stabil. Einige Länder liefern keine aktuellen Genesungszahlen laut Johns-Hopkins, so dass wir uns hier nur auf ausgewählte Länder fokussieren, die ihren Aufgaben nachkommen.
In Deutschland liegt die Zahl der akuten Infektionen bei 8.132. Werfen wir einen Blick auf die Lage in Deutschland aus einem anderen Blickwinkel. Von den 33.251 Intensivbetten in Deutschlands Krankenhäusern sind derzeit 21.777 belegt. Darunter befinden sich per heute früh 262 Covid-19 Fälle. Österreich liegt bei 1.606 Fällen. Die Schweiz bringt es auf 1.723. In Italien sind es 12.616.
Die Problemländer sind vor allen Dingen die USA (2.886.844 aktive Fälle), Brasilien (539,329) und Indien (476.979) bezüglich Tendenz und Amplitude der Ausbreitung. In Russland beginnt sich die Situation zu beruhigen (194.655).
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: Fortsetzung der Erholung
In Spanien sanken die Einzelhandelsumsätze im Jahresvergleich per Juni um 4,7% nach zuvor -18,9%. (revidiert von -19,0%).
In Österreich stieg der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe per Juli von zuvor 46,50 auf 52,8 Punkte und markierte den höchsten Wert seit Dezember 2018.
In den Niederlanden nahm der Index des Geschäftsklimas im Verarbeitenden Gewerbe per Juli von zuvor -15,1 auf -8,7 Punkte zu und erreichte den höchsten Indexwert seit März 2020.
Schweden: Fortsetzung der Erholung
Der Gesamtindex, der das Verbrauchervertrauen, das Klima im Verarbeitenden Gewerbe und der Industrie spiegelt, legte per Berichtsmonat Juli von zuvor 75,3 (revidiert von 75,2) auf 83,4 Zähler zu und reüssiert auf dem höchsten Indexstand seit März 2020 (Tiefpunkt April 2020 bei 58,60).
USA: Anhängige Hausverkäufe setzen positiven Akzent
Der Index anhängiger Hausverkäufe spurtete per Juni um 16,6% (Prognose 15,0%) nach zuvor +44,3% in die Höhe. Der Index bewegt sich jetzt mit 116,1 Punkten auf dem höchsten Niveau seit April 2016. Der US-Immobilienmarkt reüssiert!
Südkorea: Erholung setzt sich fort
Der von der Bank of Korea ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe legte per August von zuvor 51 auf 60 Punkte zu und stellt sich damit auf das höchste Niveau seit März 2020.
Japan: Deutliche Erholung im Einzelhandel
Die Einzelhandelsumsätze verzeichneten per Juni im Jahresvergleich einen Rückgang um 1,2% (Prognose -6,5%) nach zuvor -12,5%.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.1120 – 50 neutralisiert den positiven Bias des Euros.
Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH
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