In dieser Woche kursierten Meldungen, wonach die Europäische Zentralbank (EZB) noch mehr Geld in die Märkte pumpen will und daher als nächste Stufe ein Kauf von Unternehmensanleihen anstehen könnte. Möglicherweise werde sie sich in der Sitzung Anfang Dezember offiziell damit beschäftigen.
Eine Art „Quantitative Lockerung“
Durch den Ankauf solcher Wertpapiere würde die EZB das Angebot verknappen und die Renditen drücken. Niedrigere Zinsen könnten die Wirtschaft stimulieren. Ein Kauf von Unternehmensanleihen wäre eine Quantitative Lockerung, aber eben (noch) nicht mit Staatsanleihen. Damit könnte die EZB die rechtliche Problematik, die aktuell beim Europäischen Gerichtshof (EuGH) geprüft wird (wir berichteten), umschiffen.
Der zusätzliche Nutzen darf bezweifelt werden
Allerdings besteht für die großen Unternehmen, die derartige Anleihen begeben, gar keine Kreditklemme. Betroffen sind eher kleine und mittlere Unternehmen. Und auf dieses Segment zielt der bereits beschlossene ABS-Kauf (ABS = asset backed securities = forderungsbesicherte Wertpapiere).
Erst am Montag hat die EZB mit dem Kauf von Covered Bonds wie Pfandbriefen begonnen. Demnächst wird sie auch die umstrittenen ABS-Kreditverbriefungen kaufen.
Wir schließen uns daher der Meinung der Bundesbank an und halten eine Diskussion über immer neue geldpolitische Maßnahmen der EZB zum aktuellen Zeitpunkt für voreilig.
Perfekt durch die Kursturbulenzen gekommen
An den Aktienmärkten hat diese Meldung dennoch zu Kursgewinnen geführt. – Erst der doppelte Hinweis (12. Oktober und 15. Oktober) , trotz einstürzender Aktienkurse nicht in Panik zu geraten, dann der Ausblick, dass Kaufkurse in Sicht sind („Marktanalyse – Kaufkurse in Sicht“) – und nun steht der DAX, nach einem Tief bei ca. 8.350 Punkten, schon wieder im Bereich der runden 9.000er Marke.
Besser hätte man Sie wohl kaum durch das aktuelle Börsengeschehen geleiten können.
Das Musterdepot hat mächtig profitiert
Insbesondere auch vor dem Hintergrund, dass wir uns im „Geldanlage Premium Depot“ entsprechend verhalten haben. So wurden in die fallenden Kurse hinein „Versicherungen“ (S&P500-Short und VIX-Long) plangemäß aufgelöst und dafür neue Trades, die von steigenden Kursen profitieren (VIX-Short), ins Depot geholt. Dadurch haben wir in dieser Woche von den Kurserholungen mächtig profitiert – das Musterdepot legte auf Wochensicht zeitweise um mehr als 400 Euro zu.
Es könnte stürmisch bleiben
Es könnte aber sein, dass die typische Herbstkorrektur noch nicht vollständig beendet, sondern erst die Hälfte geschafft ist. Wir gehen nicht davon aus, dass die Jahresendrallye bereits begonnen hat. Zwar sehen wir keine (signifikanten) neuen Tiefs mehr, es dürfte aber noch einige Tage lang stürmisch bleiben.
Das saisonale Muster setzt sich im Kursverlauf fort
Vielleicht erinnern Sie sich noch, wie wir uns in der Ausgabe des Geldanlage-Briefs vor einer Woche über die Suche der Medien nach Nachrichten, die den Absturz des DAX um 300 Punkte hätten erklären können, amüsierten. Wir kamen zu dem simplen Fazit, dass es sich einfach nur um die typische September/Oktober-Korrektur handelte.
Betrachtet man die aktuellen Kursentwicklungen, insbesondere auch der US-Indizes (S&P500 im rechten Chart der folgenden Grafik), und vergleicht man diese mit dem saisonalen Verlauf (linker Chart in der Grafik, das blaue Rechteck im linken Chart ist zu vergleichen mit dem rechten Chart), dann setzt sich das saisonale Muster mit dem aktuellen Anstieg fort.
Demnach kommt es regelmäßig nach einer ersten Abwärtswelle zu einer deutlichen Kurserholung, auf die aber dann noch eine zweite Abwärtsbewegung Richtung Monatsende Oktober folgt. Was uns nun fehlt, ist also noch ein zweiter Kursrutsch, bevor es in die Jahresendrallye geht.
Die Augen der Börsianer richten sich auf die US-Notenbank Fed
Auch vor dem Hintergrund, dass die US-Notenbank Fed wohl in der kommenden Woche das vollständige Ende der Anleihekäufe verkünden wird, gehen wir davon aus, dass die US-Indizes nicht jetzt schon zu alter Stärke zurückfinden werden. Denn nach dem Ende eines jeden QE-Anleihekaufprogramms kam es unmittelbar danach zu Kursverlusten an den Aktienmärkten – so gesehen auch in den Jahren 2010 und 2011. Entsprechend könnte die zweite Abwärtswelle im Anschluss an die Notenbankentscheidung am Mittwoch einsetzen.
Volatile Seitwärtsphase für die kommenden Wochen erwartet
Insgesamt können wir für die kommenden Wochen eine sich fortsetzende volatile Seitwärtsphase an den Aktienmärkten vorstellen, bei der die jüngsten Tiefs nicht mehr (signifikant) unterschritten werden. Es wird daher nach der Sitzung der US-Notenbank Fed spannend, wie die Märkte dieses Mal auf das QE-Ende reagieren.
(Quelle: Geldanlage-Brief, Ausgabe vom 27.10.2014