Anflüge von Panik waren vor einer Woche genau der richtige Nährboden für ein Ende oder zumindest eine Unterbrechung der Korrektur an den Aktienmärkten. Alles was wir nun in dieser Woche gesehen haben, waren Anzeichen einer Gegenbewegung.
Nicht nur dass die Kurse gestiegen sind, auch wie sie gestiegen sind und wie sich die Märkte verhalten haben, passt zu dem Muster einer Gegenbewegung. Vor einer Woche schrieben wir hier an dieser Stelle: „Erst anhand der Stärke der Gegenbewegung kann man ablesen, wie es zukünftig weiter gehen kann.“
Es droht ein erneuter Einbruch der Aktienmärkte
Doch wenn wir nur von einer „Gegenbewegung“ schreiben, dann würde dies bedeuten, dass wir von einem erneuten Einbruch der Aktienmärkte ausgehen. Und tatsächlich entspricht genau dies unseren Erwartungen. Deshalb haben wir am Freitag auch zwei Werte aus unserem „Geldanlage Premium Depot“ genommen und so einerseits Gewinne gesichert und andererseits weiteres Cash für Nachkäufe auf die Seite gepackt.
Über C.A.T. oil hatten wir erst am vergangenen Mittwoch ausführlich berichtet. Wir schrieben dazu auch, dass wir die Aktie „am 4. August zu einem Kurs von 13,70 Euro wieder in das Geldanlage Premium Depot aufgenommen hatten“. Nun war C.A.T. oil einer der beiden Werte, die wir am Freitag verkauft haben - zu Kursen von 15,21 Euro und mit einem Gewinn von 11,02 Prozent nach nur 11 Tagen.
Der zweite Wert, der am Freitag aus dem Depot geflogen ist, war ein Long-Trade auf den DAX. Von ihm hatten wir uns um 13:15 Uhr verabschiedet und damit genau zum richtigen Zeitpunkt, denn nur kurze Zeit später, um 16:40 Uhr, brach der DAX innerhalb von 15 Minuten um 240 Punkte ein.
Ukraine/Russland-Krise schockte die Märkte
Zu diesem Zeitpunkt liefen Meldungen über die Ticker, wonach die ukrainische Armee russische Militärfahrzeuge angegriffen habe, die in den Osten der Ukraine vorgedrungen waren. Es kann also sehr schnell gehen derzeit, wenn negative Schlagzeilen auf die Märkte treffen.
Und der Kursrutsch könnte sogar das Ende der Gegenbewegung eingeleitet gaben (dazu mehr in der DAX-Analyse). Machen Sie sich also besser auch auf die nächste Rutsche gefasst. Aber auch dann gilt: Keine Panik! Wir sehen darin keine Trendwende, sondern nur eine normale Korrektur.
Deutschlands Wirtschaft kurz vor der nächsten Rezession
Für kurzzeitig weiter fallende Kurse gab es in dieser Woche, neben den anhaltenden geopolitischen Problemen, von fundamentaler Seite weitere Gründe. Deutschlands Wirtschaft schrumpfte im zweiten Quartal mit einem Minus von 0,2 Prozent stärker als erwartet.
Die Zahlen sind übereinstimmend mit den Ergebnissen der jüngsten Umfragen des ifo-Instituts. Auch stimmen sie mit der bisher schwachen Berichtssaison im 2. Quartal überein (wir berichteten ausführlich).
Schwaches BIP-Wachstum in der Eurozone
Da auch Frankreichs Ökonomie stagnierte (zum zweiten Mal in Folge) und die Erwartungen eines moderaten Wachstums enttäuschte und auch Italien schwächelte (BIP-Rückgang um 0,2 Prozent im 2. Quartal, nach -0,1 Prozent im 1. Quartal, Italien ist zum dritten Mal innerhalb der letzten sechs Jahre in die Rezession zurückgefallen), ließen die niedriger als erwartet ausgefallenen Daten insbesondere aus den beiden größten Volkswirtschaften der Eurozone die vorläufigen Wachstumszahlen für dieselbe im vergangenen Quartal auf null fallen. Im 1. Quartal lag das BIP-Plus noch bei 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorquartal.
(Quelle: Eurostat) Wachstumsraten des BIP - EU, Euroraum und Vereinigte Staaten, Veränderung gegenüber dem Vorquartal in Prozent
Und die schwarze Null kam auch nur Dank Spanien zustande, wo die Wirtschaft immerhin um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zulegen konnte (1. Quartal: +0,4 Prozent).
Der Ausblick bleibt verhalten
Wenn man bedenkt, dass die Antwort von Russland auf die westlichen Sanktionen noch gar nicht in diesen Daten enthalten ist, muss man für das 3. Quartal 2014 schwarzsehen. Ob die weiteren Lockerungen der EZB, die für September und Dezember bereits fest eingeplant sind, dagegen helfen können, bleibt fraglich.
Irrsinnige Entwicklungen am Rentenmarkt
Am Rentenmarkt werden diese jedenfalls bereits eingepreist mit neuen Rekorden bei den Zinstiefs und den Höchstständen im Bund Future. Zehnjährige Bundesanleihen rentierten das erste Mal in ihrer Geschichte unter 1 Prozent.
Am Mittwoch hatte Deutschland 4 Milliarden Euro an Anleihen mit Fälligkeit Mai 2024 zu einer rekordniedrigen Rendite von 1,08 Prozent begeben. Bei der letzten Auktion am 16. Juli waren es noch 1,20 Prozent gewesen. Bei zweijährigen Anleihen fiel die Rendite sogar auf -0,01 Prozent, also in den negativen Bereich.
Der Konflikt um die Ukraine beeinträchtigt die Märkte
Die aktuell schwachen Daten aus Deutschland, Italien und Frankreich verdeutlichen die mangelnde Dynamik und die Anfälligkeit der wirtschaftlichen Erholung in der Eurozone. Störfaktoren wie die geopolitischen Konflikte und verzögerte Reformen können nicht kompensiert werden. Für steigende Aktienkurse bedarf es einer höheren wirtschaftlichen Dynamik und eines positiveren Ausblicks. Dieser wird jedoch bislang insbesondere vom Konflikt zwischen Russland und der Ukraine verhindert, der die Stimmungslage und die wirtschaftlichen Beziehungen beeinträchtigt und somit die Märkte belastet.
Korrektur an den Aktienmärkten sollte anhalten
Die Maßnahmen der EZB können behilflich sein und auch ein schwächerer Euro kann den Unternehmen Auftrieb verleihen. Da beides aber erst in einigen Wochen oder Monaten Wirkung zeigen wird, sollte die Korrektur an den Aktienmärkten kurzfristig noch anhalten.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
(Quelle: Geldanlage-Brief, Ausgabe vom 17.08.2014, Autor: Sven Weisenhaus)
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