Vor genau einer Woche lautete der Titel der Geldanlage-Brief-Ausgabe „Keine Panik!“. Am Mittwoch setzte an den Börsen aber genau das ein – Panik. Wir sahen uns daher dazu veranlasst, Sie in der Ausgabe vom Mittwoch („Marktanalyse – Korrektur nimmt crashartige Züge an“) erneut zu beruhigen („Doch ist dies nun ein Grund in Panik zu geraten und der Börse wieder den Rücken zu kehren? Unsere Antwort lautet ganz klar: NEIN!“), schließlich läuft aus unserer Sicht mit den heftigen Kursverlusten alles nach Plan. Warum sollten wir uns daher nun plötzlich fürchten, angesichts erwartet fallender Kurse?! So langsam sehen wir sogar neue Kaufkurse auf uns zukommen.
Auf der Suche nach den wirklichen Gründen
Niemand kann für die aktuellen Kursverluste die genauen Gründe nennen. Dass, was Sie derzeit in den Medien finden, sind irgendwelche mutwillig zusammengesetzten Zusammenhänge. Es ist immer wieder amüsant und jedes Mal das Gleiche: Kurse machen Nachrichten. Dies war besonders eindrucksvoll am vergangenen Mittwoch mitzuerleben. Eigentlich gab es keine Nachrichten, die einen Absturz des DAX um 300 Punkte oder ein wahres Gemetzel an den griechischen Börsen (der Athex verlor intraday 2-stellig und am Ende über 6,2 Prozent) hätten erklären können. Doch Medien finden immer irgendetwas, das auf den ersten Blick plausibel klingt.
Kurse machen Nachrichten
Ängste um eine schwächelnde Konjunktur, Ebola und die IS haben nach einheitlichen Medienberichten die Aktienmärkte auf Talfahrt geschickt. Ach so! Aber Moment, waren diese Themen denn am Dienstag noch kein Problem? Oder vor einer Woche? Oder vor einem Monat?
Nun gut, einige Medien gingen wenigstens noch weiter ins Detail, machten sich dabei aber eigentlich nur noch lächerlicher. So sollen es konkret die schwachen Daten zum US-Einzelhandel und der deutlich unter den Erwartungen ausgefallene NY Empire State Index gewesen sein.
Zweifel an den Begründungen beim Blick auf die Details
Doch erstens: Die Einzelhandelsumsätze in den USA sind im September um 0,3 Prozent zurückgegangen und damit nur leicht schwächer als erwartet ausgefallen. Man hatte zuvor mit einer Veränderung zwischen -0,1 und +0,2 Prozent gerechnet. Dies kann wohl kaum ein Grund für derartige Verluste sein, zumal im Vormonat der Umsatz des Einzelhandels in den Vereinigten Staaten noch um 0,6 Prozent gestiegen war.
(Quelle: Markt-Daten) US-Einzelhandelsumsätze
Und zweitens: OK, der Rückgang beim Empire State Index war heftig (von 27,5 auf 6,2, Erwartung: 20,0), doch ist ein einzelnes Konjunkturdatum nicht aussagekräftig. So erscheint der Rückgang alleine bereits relativiert wenn man bedenkt, dass der Index im Vormonat erst den höchsten Stand seit fünf Jahren (!) erreicht hatte (siehe folgende Grafik) und ein Indexstand über Null immer noch auf einen Anstieg der Wirtschaftsaktivität hindeutet. Und zuvor waren diverse US-Daten positiv ausgefallen.
(Quelle: Markt-Daten) Empire State Index
Andererseits hatten gute Konjunkturdaten bisher immer für Kursverluste herhalten müssen, weil damit die Angst vor steigenden Zinsen zunahm. Wären dann schlechte Daten nicht eigentlich ein Grund für steigende Kurse, weil die US-Notenbank Fed dann die Geldschleusen länger offen halten könnte?!
Es ist einfach nur die typische Herbstkorrektur
Natürlich gibt es auch Gründe für fallende Aktienkurse, doch die aktuell genannten Probleme waren auch schon im September und teils auch schon im August da. Fakt ist daher – zumindest aus unserer Sicht –, dass es sich einfach nur um die typische September/Oktober-Korrektur handelt.
Nicht ohne Grund hatten wir Ihnen dazu hier mehrfach entsprechende saisonale Charts präsentiert, die sehr deutlich gemacht haben, dass es im Durchschnitt der vergangenen 37 Jahre (!) immer zu schärferen Abwärtsbewegungen in dieser Jahreszeit kommt.
Und dann sollte man beachten, dass die US-Notenbank Fed voraussichtlich Ende des Monats die Anleihekäufe vollständig einstellen wird. Nach dem Ende eines jeden QE-Anleihekaufprogramms kam es unmittelbar danach zu Kursverlusten an den Aktienmärkten – so gesehen auch in den Jahren 2010 und 2011. – Auch hierauf hatten wir bereits hingewiesen.
Spannend wird daher nun lediglich, wie weit es dieses Mal abwärts geht und ob die US-Notenbank wieder darauf reagieren wird – vielleicht mit einem „QE3,5 2.0“ (nur Spaß) oder ähnlichem. Betrachtet man aber das langfristige Niveau, auf dem wir uns befinden und die inzwischen 5 Jahre alten Aufwärtstrends, dann hätte sie eigentlich keinen Grund, gegen diese Marktbereinigung zu steuern.
Abwarten, kaufen, Geld verdienen
Daher ist für uns die Formel zu mehr Reichtum auch recht einfach für die kommenden Wochen: Abwarten, kaufen, Geld verdienen.
(Quelle: Geldanlage-Brief, Ausgabe vom 19.10.2014)