Mit einer Gegenbewegung verdaut der Markt aktuell die jüngste 1.150-Punkte-Rally im DAX. Dies ist zumindest die Meinung vieler Marktteilnehmer. Doch die steile Aufwärtsbewegung, die zum Bruch des Abwärtstrendkanals führte (wir berichteten, siehe „DAX – Sommerrallye eingeleitet“), könnte sich auch nur als ein Strohfeuer erweisen. Denn sie beruhte einzig und alleine auf der vorerst erzielten Einigung im Schuldenstreit mit Griechenland, die aber noch keine endgültige Lösung brachte.
Mögliche Zinserhöhung und China belasten die Märkte
Zudem kamen zwar gute Konjunkturdaten aus den USA, jedoch schlechte aus China. Und beides war negativ für die Börse. In den USA sanken die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe nach aktuellen Zahlen vom vergangenen Donnerstag von 281.000 auf 255.000 und damit auf den niedrigsten Stand seit November 1973. An der Börse wird daher nun vermehrt damit gerechnet, dass die US-Notenbank schon im September das erste Mal seit 2008 die Leitzinsen anheben wird. Aus China wurde gemeldet, dass die Stimmung der chinesischen Unternehmen auf den tiefsten Stand seit 15 Monaten gefallen ist. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie ging von 49,4 Punkten im Juni auf 48,2 Punkte zurück, wobei Werte unter 50 für eine zurückgehende wirtschaftliche Aktivität stehen. Damit wurde durch positive US-Arbeitsmarktdaten eine frühzeitige Zinserhöhung wahrscheinlich und China könnte zu einer Belastung der Weltwirtschaft werden.
Charttechnisch ist längst nicht alles in Butter
Auch charttechnisch ist längst nicht alles in Butter. Vor einer Woche berichteten wir noch, dass der DAX durch den jüngsten Anstieg seinen Abwärtstrend (rot im folgenden Chart) sehr dynamisch und damit eindrucksvoll überwinden und sogar bis in seine ehemalige Seitwärtsrange (blaues Rechteck) vordringen konnte. Dort scheiterte er jedoch an der engeren Range. Es blieb dabei und inzwischen haben stärkere Kursverluste eingesetzt, so dass nun sogar das Ausbruchsniveau unterschritten wurde (roter Pfeil).
In übergeordneten Trends kommt es meist zu dynamischen Gegenbewegungen, während es in Trendrichtung eher schleppend verläuft. Daher könnten wir uns auch inzwischen in einem übergeordneten Abwärtstrend befinden, in dem der jüngste Anstieg lediglich eine Gegenbewegung darstellte. Unsere hier wiederholt und aktualisiert dargestellte Elliott-Wellen-Analyse zum DAX (folgender Chart) würde dazu passen.
Auch die US-Indizes Dow Jones und S&P500 sind gerade an einem Ausbruch auf neue Hochs gescheitert und deutlich zurückgefallen. Besonders im Dow Jones (unterer Chart),sieht die Kursentwicklung nicht sonderlich ermutigend aus, denn hier kam der Kurs gar nicht erst bis in die Nähe seiner Hochs, sondern musste einen Fehlausbruch (Sommermonate!) an einer Abwärtslinie (rot im Chart) und anschließend dynamische Kursverluste bis an seine Aufwärtstrendlinie hinnehmen.
Fehlsignale in tückischen Sommermonaten
Denken Sie daran, dass wir Sie vor den tückischen Sommermonaten gewarnt hatten. Der bullishe Ausbruch aus dem Abwärtstrend im DAX könnte das erste Fehlsignal dieser Phase sein. Es bleibt also erhöhte Vorsicht geboten.
Fazit
Entsprechend kommen wir zu dem Fazit, dass eine frühzeitige Zinsanhebung und eine mögliche Abschwächung der Weltwirtschaft (durch China) die Börsen belasten können und die jüngsten Kurserholungen damit nur ein Strohfeuer waren, womit sich die Konsolidierungen bzw. Korrekturen fortsetzen könnten. Zudem ist auch deutlich zu erkennen, dass positive Meldungen zu Griechenland kaum noch für Begeisterung unter den Börsianern sorgen und damit die Rettung des Landes bereits eingepreist ist. Was jetzt die Kurse noch treiben könnte, wäre die auf Hochtouren laufende Berichtssaison, doch die fällt bislang nicht nur positiv aus.
Noch bestehen gute Chancen, dass sich die Kurse gemäß dem saisonalen Muster im Sommer doch noch auf neue Hochs schwingen können, bevor es im Herbst abwärts geht. Es bleiben aber erhebliche Zweifel, die von den Kursverläufen an den Aktienmärkten in dieser Woche untermauert wurden. Achten Sie daher weiterhin darauf, dass wir uns tief in den Sommermonaten befinden, die oft durch Fehlsignale geprägt sind!
Tradingchancen im DAX
Für die Erwartung an bald wieder steigende Kurse im DAX könnte folgendes Produkt interessant sein: DAX WAVE Unlimited Call, WKN: DE228N, aktueller Hebel: 2, Briefkurs: 59,15 Euro
Für die Erwartung an wieder fallende Kurse im DAX könnte folgendes Produkt interessant sein: DAX WAVE Unlimited Put, WKN: XM1UHG, aktueller Hebel: 2,26, Briefkurs: 50,16 Euro
Wichtig! – Erst informieren, dann handeln
Wichtig ist in allen Fällen, dass Sie sich erst über die Funktionsweise der Wertpapiere genauestens informieren und erst dann Geld investieren. Und natürlich gilt wie immer: Unsere Darstellungen sind keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Sven Weisenhaus
(Quelle: Geldanlage-Brief, Ausgabe vom 26.07.2015)