Als gestern Abend die ersten Meldungen über einen Raketeneinschlag in Polen die Runde machten, wurde klar, wie fragil das Fundament einer Erholung an der Börse ist, wenn ein Krieg in Europa jederzeit eskalieren kann. Der Deutsche Aktienindex verlor auf außerbörslichen Plattformen innerhalb weniger Minuten mehr als 200 Punkte, auch weil die Wall Street ihre Gewinne nach besser als erwartet ausgefallenen Erzeugerpreisen wieder allesamt abgeben musste.
Wir stellen den Marktkommentar von Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei Robomarkets, vor.
Der kühle Kopf der Nato in Brüssel und die anschließenden Meldungen, es würde sich um Teile einer ukrainischen Abwehrrakete handeln, verhinderten aber Schlimmeres auch am Aktienmarkt. Die Entwicklung zeigt aber deutlich, wie nervös Anleger zu Recht mit diesem Thema umgehen. Eine solche Eskalationsstufe würde den Markt wieder deutlich nach unten korrigieren lassen und damit eine Jahresendrally zunichtemachen.
Siemens Energy (ETR:ENR1n) streicht die Dividende. Grund dafür sind die Verluste aus dem Rückzug aus dem Russlandgeschäft sowie die massiven Verluste der Windkraft-Tochter Siemens Gamesa (BME:SGREN). Ein nachvollziehbarer Schritt, wenn man sich die Kennzahlen des Unternehmens ansieht. Im abgelaufenen Quartal fiel das operative Ergebnis um über 40 Prozent. Die Frage ist nun, ob es dem Management zeitnah gelingt, zum einen die Windkrafttochter wieder profitabel zu machen und ob sich das Unternehmen nach dem Rückzug aus Russland anderweitig neu positionieren kann. Sollte dies der Fall sein, könnten die aktuell schlechten Nachrichten sogar für Kaufkurse sorgen.