(DailyFX.de) Sowohl eine sich am Vorabend erholende Wall Street als auch die Kapitalspritze an die angeschlagene portugiesische Krisenbank Espirito Santo gaben dem Deutschen Aktienindex nicht die notwendige Kraft für einen nachhaltigen Erholungsversuch. Auch positive Quartalszahlen von BMW und der Deutschen Post, die im zweiten Quartal überzeugen konnten, sorgten nicht für eine Aufhellung der Stimmung an der Börse. Die Gründe für die andauernde Korrektur an den Aktienmärkten liegen tiefer, allen voran schwindet mit Blick auf die kommenden Monate die Antriebskraft durch die lockere Geldpolitik und das niedrige Zinsniveau der US-Notenbank.
Spekulationen auf genau diese früher als erwartete Zinswende stießen erneut US-Konjunkturdaten an. Ein mit 58,7 Punkten über den Erwartungen liegender ISM-Einkaufsmanagerindex für das nicht verarbeitende Gewerbe und ein Anstieg der Werksaufträge um 1,1 Prozent untermauern eine Wirtschaftserholung in den Vereinigten Staaten, vor der die US-Notenbank nicht länger die Augen verschließen kann und wird.
Dass der chinesische Wachstumsmotor im Juli ins Stocken geriet, begrenzte das Erholungspotenzial am frühen Morgen. Der HSBC/Markit Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor der Volksrepublik China wurde mit dem niedrigsten Wert seit Beginn der Auswertung vor neun Jahren herausgegeben und weist vor allem auf eine Schwäche des Immobiliensektors im Land hin.
Die Zurückhaltung der Marktteilnehmer auch am heutigen Handelstag ist nicht nur dem 4,5-prozentigem Rückgang in der vergangenen Woche geschuldet, sondern liegt auch an der bevorstehenden geldpolitischen Lagebeurteilung der Europäischen Zentralbank am Donnerstag. Auf einen wegweisenden Impuls wird gewartet. Dass die Notenbanker durch die Verkündung weiterer Lockerungsmaßnahmen dem Aktienmarkt auf die Beine helfen, bevor die Ergebnisse des Stresstests der Banken vorliegen, muss allerdings in Frage gestellt werden. Die EZB wird vor dem nächsten Versuch, die Volkswirtschaft mit unkonventionellen Maßnahmen zu kurieren, diese Ergebnisse noch abwarten wollen. Der Fall von Espirito Santo zeigt, die Sorgen vor den Resultaten des Stresstests sind berechtigt.
Dass der DAX auch heute nicht die Kraft hatte, sich über der Marke von 9.200 Punkten zu stabilisieren, erhöht für die kommenden Handelstage die Wahrscheinlichkeit eines Tests der Jahrestiefs bei 8.900 Punkten.
Analyse geschrieben von Niall Delventhal, Marktanalyst von DailyFX.de
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