Dieser Artikel erschien zuerst auf GoldGeldWelt
Die Börsen machen 2024 zu einem Erfolgsjahr für Investoren. Europa, Japan und USA brillieren mit festen Kapitalmärkten in den letzten Wochen des Jahres. Viele fragen sich, was es eigentlich zu feiern gibt? Deutschlands Konjunktur lahmt, die Regierung muss sich neu aufstellen und in den USA wird Donald Trump seine „America First“-Politik ein weiteres Mal ausrollen. Die Konfliktherde Ukraine und Naher Osten zeigen keine wesentliche Veränderung. Im Gegenteil: Die Kriegsführung kostet viele Menschenleben, strapaziert die Verschuldungssituation der westlichen Welt und Verbraucher reagieren mit Angstsparen anstatt mit Freudenkonsum. Gepaart von einer Inflation, die sich jetzt über 2 % manifestiert hat, können Anleger für das kommende Jahr zumindest zwei recht wahrscheinliche Trends verinnerlichen. Gold und Silber haben in 2024 neue 5-Jahreshöchststände erreicht, ebenso die Rüstungswerte. Wir selektieren was auch im kommenden Jahr durchstarten sollte.
Depotschutz 2025 – Edelmetalle im Super-Zyklus
Geopolitische Spannungen, Krieg, Inflation, regungslose Politiker und ausufernde Staatsschulden sowie ein genereller Vertrauensverlust, haben in 2024 einen Run auf Edelmetalle ausgelöst. Eine Feinunze Gold erreichte so im Hoch 2.790 USD, Silber schrammte sogar zweimal an der 35 USD-Marke. Preise die seit Jahren nicht mehr gesehen wurden. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit oder steigender Inflation suchen Anleger nach Möglichkeiten, ihr Vermögen zu schützen und zu diversifizieren. Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und Palladium gelten seit Jahrhunderten als sichere Häfen und behalten auch in Krisenzeiten ihren Wert. Sie bieten Schutz vor Währungsabwertungen und wirtschaftlichen Turbulenzen, da sie weniger von den Schwankungen der Finanzmärkte oder von politischen Entscheidungen abhängig sind. Zudem wirken Edelmetalle als Absicherung gegen Inflation, da ihr Wert im Gegensatz zu Papiergeld nicht durch eine erhöhte Geldmenge beeinträchtigt wird. Diese Eigenschaften machen sie zu einer wichtigen Komponente eines ausgewogenen Portfolios. Technische Analysten sehen in den nächsten Jahren einen Super-Zyklus für Rohstoffe voraus. Der Clou: Gegenüber den heiß gelaufenen High-Techs gibt es mit den aktuellen Metallpreisen wohl eher Überraschungen nach oben als Gewinnwarnungen. Die Zeit ist reif für einen selektiven Einstieg.
Barrick Gold (NYSE:GOLD) und Agnico-Eagle – Aufwertungsbedarf offensichtlich
Im Goldsektor bietet es sich an, in große Bergbautitel mit Dividende als Depotanker zu investieren. Denn die Industrieriesen haben sich mittlerweile an die höheren Kosten für den Minenbetrieb gewöhnt, die Erzeugerpreise konnten sich so zwischen 900 und 1300 USD einpendeln. Das bietet je nach Lage der Mine und der vorliegenden Vererzungsgrade operative Gewinnmargen von 1.400 bis 1.800 USD je Unze. Barrick Gold (TSX: ABX; WKN: 870450; ISIN: CA0679011084) ist seit Jahren ein verlässlicher Lieferant stetiger Cashflows und Ausschüttungen an seine Aktionäre. Der Gold- und Kupferproduzent besitzt 6 sogenannte Tier One-Goldminen mit einer Jahresproduktion größer 500.000 Unzen und einer Minenlaufzeit von mehr als 10 Jahren. Bei einer Investorenveranstaltung im November zieht Vorstandschef Mark Bristow eine äußerst positive Bilanz der vergangenen Jahre. Der letzte große M&A-Deal von Barrick Gold fand 2019 statt, als das Unternehmen mit Randgold Resources (LON:RRS) fusionierte. Die Übernahme hatte einen Wert von rund 18,3 Mrd. USD und führte zur Schaffung eines der weltweit größten Goldproduzenten. Durch die Fusion erhielt das neue Unternehmen Zugang zu einigen der profitabelsten Goldminen weltweit, darunter Cortez und Goldstrike in Nevada sowie die Kibali-Mine in der Demokratischen Republik Kongo. Seit 2019 erwirtschaftete der Konzern einen operativen Cashflow von 23 Mrd. USD und investierte 15 Mrd. USD in die Zukunft des Unternehmens. Die solide Finanzpolitik zahlt sich aus: Die Nettoverschuldung sank um 3,7 Mrd. USD, während die Aktionäre mit Ausschüttungen von mehr 5,4 Mrd. USD am Erfolg beteiligt wurden. Bristow betont, dass die getätigten Investitionen die Produktion für mindestens zehn Jahre sichern – ein wichtiger Aspekt für die langfristige Planung. Die aktuellen Minenerweiterungen in Nevada, darunter Leeville, Hanson, Robertson, Swift und Turquoise Ridge, entwickeln sich gut. Spannend wird es in den nächsten Jahren in Pakistan. Dort entwickelt Barrick mit Reko Diq eines der größten Kuper-Gold-Projekte der Welt. Ein langfristiger Einstieg in die Barrick Gold-Aktie (ETR:ABX) macht aktuell Sinn, denn das KGV 2025e fällt aktuell unter die Marke von 10.
Der international tätige Bergbau-Konzern Agnico-Eagle (TSX: AEM; WKN: 860325; ISIN: CA0084741085) hat in 2024 Geschichte geschrieben. Denn mit einem Kursanstieg von 65 % stellte der sehr profitabele Miner alle Konkurrenten in den Schatten. Agnico Eagle (NYSE:AEM) ist ein führendes Goldunternehmen, das durch eine Kombination aus strategischem Wachstum, Risikominimierung und Effizienz beeindruckt. Die Mehrheit der Minen befindet sich in stabilen Regionen wie Kanada, Finnland und Australien. Dadurch minimiert Agnico Eagle politische und regulatorische Risiken, die in anderen Ländern häufig auftreten können. Die Übernahme von Kirkland Lake Gold (NYSE:KL) und der vollständige Erwerb des Malartic-Komplexes haben die Produktionskapazität und Ressourcengrundlage deutlich erhöht. Im Vergleich zu anderen großen Goldproduzenten weist Agnico Eagle niedrigere nachhaltige Produktionskosten (AISC) auf. Neben der steigenden Produktion investiert das Unternehmen in Explorationsprojekte, die die zukünftigen Ressourcen sichern und das langfristige Wachstum fördern. Mit über 3 % Dividendenrendite bietet Agnico Eagle ein seltenes Gleichgewicht aus Wachstum und stabilen Ausschüttungen, was es für Investoren langfristig sehr attraktiv macht. Qualität hat allerdings auch seinen Preis: Bei einem Kurs von 86 USD und einer Marktkapitalisierung von 41,5 Mrd. USD bezahlen Anleger derzeit in etwa den 3,5-fachen Umsatz und ein KGV 2025e von 17.
Element79 Gold (CSE:ELEM) – Nun geht es los in Peru
Neben den großen und bekannten Bergbau-Unternehmen sollten Anleger auch aussichtsreiche Juniors in ihre Depotstruktur einbauen. Der Clou: In der Phase der Exploration werden die Ressourcen teilweise nur mit einem Bruchteil bewertet, da sie erst ausreichend entdeckt und erschlossen werden müssen. Element79 Gold Corp. (CSE: ELEM; WKN: A3EX7N; ISIN: CA28619A2002) ist ein Bergbauunternehmen, das sich auf die Erkundung und Erschließung seiner ehemals produzierenden, hochgradigen Gold- und Silbermine, dem Lucero-Projekt in Arequipa (Peru), konzentriert. Lucero, das von 1989 bis 2005 unter dem Namen Shila-Mine betrieben wurde, umfasst 10.805 Hektar in der Chila-Gebirgskette in Südperu, in der sich mehrere historische hochgradige Gold & Silber-Minen befinden. Die Abraumhalden von über 1,3 Mio. metrische Tonnen der vergangenen Mine sollen nun der Wiederaufbereitung zugeführt werden, da sie wahrscheinlich noch 1,5 Gramm/Tonne Gold enthalten. Das wären 50.000 Unzen im Gegenwert von derzeit 135 Mio. USD, welche als Cashflow für weitere Explorationsziele in den nächsten Jahren eingesetzt werden können. Eine Vormachbarkeitsstudie (PEA) soll dazu in Q1-2025 angefertigt werden, danach beginnt der Bau einer Verarbeitungsanlage. Es liegt bereits eine Abbau-Genehmigung für 350 Tonnen pro Tag vor. Zusätzlich beherbergt Lucero ein attraktives, noch unberührtes Porphyrgebiet, das von schwammigen Siliziumdioxid-Oberflächenvorkommen umgeben ist und seit langem als Ziel für Erkundungsbohrungen mit hohem Sulfidierungsgrad und als potenzielles Ziel für die Erschließung von Ressourcen im Tagebau in Betracht gezogen wird.
Zusätzlich besitzt Element79 ein Portfolio von vier Grundstücken entlang des Battle-Mountain-Trends in Nevada. Das Management unter CEO James C. Tworek geht davon aus, dass die Projekte ein beträchtliches Potenzial für eine kurzfristige Ressourcenerschließung aufweisen. Zusätzlich besitzt Element79 auch eine Option auf den Erwerb einer 100%-Beteiligung am Grundstück Dale, 90 Bergbau-Claims, die sich etwa 100 km südwestlich von Timmins (Ontario), befinden. Kürzlich wurde bekannt gegeben, dass es dieses Projekt an die Tochter Synergy Metals Corp. übertragen wurde und demnächst ausgegliedert werden soll. Mitte November hat Element79 sich mit 500.000 CAD refinanziert, um die Arbeiten schnell starten zu können. In den letzten Tagen verbilligte sich die Aktie wegen der bekannten „Tax-Loss“-Aktionen der kanadischen Anleger auf ein Niveau von 0,06 CAD. Damit sind die rund 98 Mio. Aktien nur noch mit 6 Mio. CAD bewertet. Wenn das nicht mal ein vorgezogenes Weihnachts-Geschenk für spekulative Investoren ist?
Rheinmetall (ETR:RHMG) und Renk (ETR:R3NK) – Wachstum über Jahrzehnte
Wer neben Gold und Silber eine Depotabsicherung der anderen Art sucht, setzt auf das stetige Wachstum des Verteidigungs- und Sicherheits-Sektors. In Deutschland sehr bekannt sind die Rüstungskonzerne Rheinmetall (XETRA: RNMBF; WKN: 703000; ISIN: DE0007030009) und Renk (XETRA: RNKGF; WKN: RENK73; ISIN: DE000RENK730). Während die Düsseldorfer Defence-Experten in 2024 von Hoch zu Hoch spurteten, kam es bei Renk zuletzt zu einer deutlichen Korrektur von 50 %. Rheinmetall sprach in seinem letzten Quartalsbericht von einer erwarteten Umsatzverdoppelung bis 2027 auf über 20 Mrd. EUR, die operative Marge soll dabei solide 18 % erreichen. Damit wächst das Unternehmen in die bereits hohe Bewertung der Börse hinein, immerhin stieg die Marktkapitalisierung in nur 2 Jahren von ca. 5 auf jetzt über 27 Mrd. EUR. Eine historische Entwicklung für das deutsche Aushängeschild für Militärtechnik. Wesentliche Treiber der aktuellen Wachstumsstrategie sind der Markteintritt in den USA sowie ein neues Joint Venture mit dem italienischen Verteidigungsriesen Leonardo (BIT:LDOF). Durch diese Partnerschaften sichert sich Rheinmetall Zugang zu wichtigen Märkten, um von den gestiegenen Verteidigungsausgaben der NATO-Staaten zu profitieren. Wer bei 650 EUR einsteigt, bezahlt aktuell ein KGV 2025e von 22 und eine KUV von knapp 3. Nicht mehr allzu günstig aber im aktuellen Umfeld durchaus vertretbar.
Wer etwas billiger zuschlagen will, sieht sich die Augsburger RENK Group AG mit Kursen um 20,8 EUR an. Die Aktie wurde vom Finanzinvestor Triton im Februar 2024 zu 15 EUR wieder an den Markt gebracht, anfängliche Euphorie trugen den Kurs schnell auf über 39 EUR. Mit dem verhaltenen Q3-Bericht und einem überraschenden Vorstandswechsel erreichte der Kurs im November wieder die Levels vom Frühjahr bei etwa 18 EUR. Mit der neuen RENK-Aktie erweitert sich die Defense-Peergroup um einen weltweit führenden Anbieter hocheffizienter Antriebs- und Steuerungstechnik. Das technologieorientierte Unternehmen entwickelt Systeme für die zuverlässige Nutzung hoher Kräfte und Drehmomente, um Fahrzeuge, Schiffe und Maschinen anzutreiben. Kunden und Anwender stammen aus den Bereichen Verteidigung, Energie und Industrie. Der Umsatz verteilt sich zu 75 % auf den Bereich Defence und zu 25 % auf zivile Anwendungen. Die demnächst ausscheidende Vorständin Susanne Wiegand betonte auf dem letzten Eigenkapitalforum die hohe Sensibilität und Zuverlässigkeit der RENK-Produkte, die in anspruchsvollen Einsätzen mit minimaler Fehlertoleranz arbeiten müssen. Präzision und Nachhaltigkeit zementieren den Erfolg des Technologieunternehmens vor allem im Bereich konservativer Auftraggeber wie das US-Verteidigungsministerium oder die Deutsche Bundeswehr. Entscheidend war die Aussage, dass sämtliche Panzerbestände der NATO aus Zeiten des Kalten Krieges nun veraltet oder in Kriegsgebiete verkauft wurden und somit ein 90%iger Ersatzbedarf entstanden ist, der die Hersteller mit Aufträgen für die nächsten Jahrzehnte versorgt. Die Renk Group AG ist derzeit nur mit einem KGV 2025e von 19 bewertet, die Umsatzbewertung (KUV) liegt unter 2. Analysten auf der Plattform Refinitiv Eikon errechnen ein Durchschnittskurziel von etwa 31,50 EUR. Spannend!
Fazit
Sicherheit & Rendite sind eine hohe Anforderung an das Portfoliomanagement in einer Zeit von Kriegen, Inflation und instabilen politischen Systemen. Die Verunsicherung der Anleger war selten so hoch wie zuletzt, immerhin hat der europäische Bürger in den Dingen des täglichen Lebens seit der Corona-Pandemie eine Verteuerung von über 50 % hinnehmen müssen. Lieferketten bleiben brüchig, das macht einen nachhaltigen Aufschwung der produzierenden Industrie schwierig. Speziell Deutschland droht in 2025 eine erneute rezessive Entwicklung, eine zielorientierte Industriepolitik erhofft man sich nun von einer neuen Regierung. Vorausschauende Investoren allokieren neben den eher überteuerten Hightech-Titeln, auch vermehrt Bergbau-Unternehmen und Rüstungstitel. Die mittelfristig spürbare Geldentwertung ist darüber hinaus ein starkes Argument für Rohstoff-Investments. Bei Gold und Silber kommt die langfristige Werterhaltung mit hinzu. Eine gute Diversifikation senkt das Portfolio-Risiko erheblich.