Mit dem September hat ein an der Börse als besonders gefährlich geltender Monat begonnen. Und tatsächlich zeigt sich statistisch für ganz unterschiedliche Märkte und Zeiträume, dass diese Furcht nicht unbegründet ist. Und auch der bekannte Spruch "Sell in May and go away – but remember to come back in September“ hat mit Blick auf entsprechende Statistiken durchaus seine Berechtigung.
Der gefährlichste Börsenmonat hat begonnen!
Durchschnittlich schwächeln die Börsen ab Mai und tauschen ab Ende Juli sogar ab, wobei der September in allen Märkten der mit Abstand schlechteste Monat des Börsenjahres ist.
Daraus resultiert in Bezug auf die beiden oben genannten Börsenweisheiten, dass die Rückkehr an die Märkte erst spät im September erfolgen sollte und noch offene Aktienmarktpositionen gerade jetzt eng abgesichert werden sollten.
In Nachwahljahren ist der Herbst besonders schwach
Im laufenden Jahr 2013 hat diese Erkenntnis eine noch größere Bedeutung, denn nach dem 4-Jahres-US-Präsidentschaftszyklus kommt es besonders in Nachwahljahren zu ganz erheblichen Verlusten (siehe folgenden Chart).
(Quelle: www.seasonalcharts.de) Dow Jones Nachwahljahre
Weitere Belastungsfaktoren
Zu diesen rein statistischen Warnsignalen, welche viele Anleger bereits sehr vorsichtig agieren lassen, kommen auch noch fundamentale Belastungsfaktoren hinzu. Zu nennen wäre da natürlich an erster Stelle die jüngste Eskalation im Syrienkonflikt. Aber auch die weiterhin bestehende Unsicherheit über die Geldpolitik der Fed, besonders in Bezug auf den Ausstieg aus ihrem Anleihekaufprogramm, führt immer wieder zu teils dynamischen und plötzlichen Kursverlusten.
Die bevorstehende Bundestagswahl in Deutschland ist im Vergleich dazu schon fast zu vernachlässigen, jedoch auch aktuell ein Thema an den Börsen. Und die zu erwartenden Auseinandersetzungen um die Anhebung der Schuldenobergrenze in den USA stellen dürften sich zukünftig noch deutlicher als bisher als fundamentaler Belastungsfaktor herausstellen.
Damit wird sehr viel Wasser auf die Mühlen der Befürworter saisonaler Anlagestrategien gegossen.
Märkte reagieren zum Teil sehr stark auf schlechte Nachrichten
Wie stark diese "Störfaktoren" aktuell die Märkte beherrschen, konnte man sehr eindrucksvoll in der vergangenen Woche erleben. Der offizielle monatliche US-Arbeitsmarktbericht fiel leicht unter den Erwartungen aus. Weil Anleger in schlechten US-Wirtschaftsdaten die Möglichkeit sehen, dass die Fed den Ausstieg aus ihren Anleihekaufprogrammen später beginnt, fiel die Marktreaktion am Freitag zunächst entsprechend positiv aus.
Doch die Freude war verfrüht. Die Arbeitslosenquote wurde nämlich trotz des geringeren Stellenwachstums mit nur noch 7,3 Prozent und damit dem niedrigsten Stand seit Dezember 2008 angegeben.
Die US-Notenbank orientiert sich bei der Geldpolitik offiziell nicht am Stellenwachstum sondern an der Arbeitslosenquote und diese fällt bereits seit ca. einem Jahr kontinuierlich. Dieser Zusammenhang wurde offenbar auch im weiteren Tagesverlauf den Anlegern bewusst, und so schickten sie die Börsen auf Talfahrt (siehe Chart).
Später wurde der Kursrutsch auch mit Aussagen im Rahmen des G20-Gipfels begründet, wonach sich die USA einen Alleingang in Syrien vorstellen können, während Russland dem syrischen Machthaber Assad Unterstützung zusagte. Diese Konstellation birgt natürlich viel Gefahrenpotential.
Welche dieser beiden Umstände nun den Kursrutsch am Freitag verursacht hat ist sekundär - vielleicht hat auch beides zusammen die Kurse so stark gedrückt. Wichtig ist nur, dass derartige Nachrichten aktuell zu stärkeren Kursverlusten führen.
Es kann jederzeit zu einem Crash kommen
Damit sind wir auch schon beim nächsten Belastungsfaktor und einem weiteren Beispiel, wie schnell es dadurch zu fallenden Kursen kommen kann. In der Syrien-Frage bekam man nämlich bereits am Dienstag einen Vorgeschmack darauf, wie der Markt reagieren wird, wenn die USA tatsächlich einen Angriff starten.
Nach Informationen verschiedener Nachrichtenagenturen wurden am Dienstag um 8:16 Uhr MEZ von einer russischen Radarstation zwei Starts ballistischer Raketen im Mittelmeerraum registriert. Die Kurse rasten unmittelbar nach Verbreitung der Nachricht am Dienstag abwärts (siehe folgender Chart).
Die Marktreaktion wiederholte sich sogar im weiteren Tagesverlauf, als sich um 17:18 Uhr die Nachricht verbreitete, dass John Boehner, der Sprecher des US-Repräsentantenhaus und Mitglied der republikanischen Partei, mitgeteilt hat, einen Angriff auf Syrien zu unterstützen. Dies führte zu einem erneuten dynamischen Einbruch (siehe rechter Rand vom Chart).
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass momentan vieles danach aussieht, dass es auch in diesem Jahr einen "heißen" Herbst an den Märkten geben wird. Stellen Sie sich also besser auf fallende Kurse ein.
Prüfen Sie aber dennoch permanent, ob die Kursentwicklung die negativen historischen Vorgaben (Saisonalität) und die gegenwärtigen Belastungen tatsächlich widerspiegeln. Denn oft kommt es an den Börsen auch ganz anders, als die Mehrheit der Anleger denkt.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Sven Weisenhaus
Geldanlage-Brief