Die Börsen feiern die Verlängerung des Handelsstreits und die Aufrechterhaltung der Zölle. Die Märkte feiern die fortschreitende Verlangsamung der Weltwirtschaft und die Abkühlung der Weltkonjunktur. Die Futures sind während der Asien-Session in der Nacht von Sonntag auf Montag sprichwörtlich sprunghaft gestiegen. Die Süddeutsche Zeitung nennt es ein „Feuerwerk der Naivität“ und in der Tat sollte man sich ein paar Fragen stellen.
Die Ausgangslage: Der vermeintliche „Burgfrieden“ wird positiv betrachtet, alle negativen Meldungen, die nicht abreißen wollen, werden geflissentlich ignoriert.
Die erste Frage muss lauten: Was will Trump? Er beklagt das Außenhandelsdefizit der USA gegenüber China und der EU. Er beklagt unfaire Bedingungen. Er ist kein Freund von Handelsabkommen. Ein Handelsabkommen ist in seinen Augen nur fair, wenn die USA begünstigt sind. Er fordert also einerseits die Öffnung der chinesischen Märkte für US-Unternehmen, was Freihandel in die der einen Richtung bedeutet und anderseits will er, dass China sich verpflichtet, mehr aus den USA zu importieren, also keinen Freihandel in die Gegenrichtung. Ein schöner Wunsch! Die Forderungen sind diametral und so kaum umsetzbar.
Damit sind wir bei Frage zwei: Kann man von einem starken Verhandlungspartner etwas fordern, das im nur zum Nachteil gereicht oder müsste man ihm im Gegenzug dazu nicht etwas bieten? Die Fragen, die sich daran anschließen: Und was könnte das sein? Etwas, das Trump überhaupt bieten könnte? Es ist schon sehr merkwürdig, dass ein mögliches Handelsabkommen per se als Erfolg angesehen würde, aber niemand scheint sich über die Inhalte Gedanken zu machen.
Frage drei: Was würde ein Abkommen für Europa und Deutschland bedeuten? Niemand scheint sich darüber Gedanken zu machen. Selbst wenn die Quadratur des Kreises gelänge, dann muss das noch lange nichts Gutes für die EU und ihre Wirtschaft bedeuten. Es könnte sogar zu Lasten Europas gehen und Trump hat die EU nach wie vor auf dem Schirm, er wird nicht locker lassen.
Und noch zwei Dinge, die zu bedenken sind. Erstens: Ein Abschluss mit China wäre bis zur Wahl schon wieder völlig vergessen. Trump hat also allen Grund, das Elend noch zu ziehen. Zweitens: Die Trump-Adminstration ist ausgedünnt. Experten wurden gefeuert oder haben schon lange das Weite gesucht, weil sonst ihr Ruf und damit ihre Karriere ruiniert wären. Welche Menschen verhandeln mit den Chinesen überhaupt? Sind sie dem gewachsen?
Nach wie vor geht man davon aus, dass das billige Geld nur in Aktien fließen kann und die Kurse treibt. Aber das Geld könnte genauso gut in Short-Positionen, Gold und/oder Kryptowährungen fließen, wer kann sich da schon sicher sein? Eine steigende Börse basiert auf Gewinnsteigerung von Unternehmen, auf Wachstum und Wertsteigerung. Wenn Analysteneinschätzungen verfehlt werden oder Gewinnwarnungen ausgesprochen werden, dann fallen die Kurse, daran ändern auch tiefste Zinssätze nichts. Stellt euch einfach mal ein paar Fragen.